Wenig los auf dem Burkardrother Wochenmarkt

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Wünscht sich mehr Leben auf dem Markt: Die Projektmanagerin für die Allianz Kissinger Bogen, Ganna Kravchenko. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Wünscht sich mehr Leben auf dem Markt: Die Projektmanagerin für die Allianz Kissinger Bogen, Ganna Kravchenko. Foto: Kathrin Kupka-Hahn

Das Angebot auf dem Markt in Burkardroth ist überschaubar, die Zahl der Kunden auch. Ganna Kravchenko, Projektmanagerin der Allianz Kissinger Bogen, will mit neuen Aktionen Abhilfe schaffen.

Mittwoch, halb zwölf Uhr auf dem Burkardrother Marktplatz. Es ist Wochenmarkt, aber es herrscht gähnende Leere. Lediglich zwei Verkaufswagen stehen auf dem Platz vor dem Rathaus. Gegrillte Hähnchen sowie Fleisch- und Wurstwaren gibt es da. Daneben verkaufen zwei Frauen Honigprodukte und selbst gemachte Liköre. Eigentlich sollte noch die "Eis-Anna" aus Schondra da sein. Doch ihr Platz ist frei.
Somit präsentiert sich der Wochenmarkt mit einem recht überschaubaren Angebot.
Die Burkardrother sind nicht wirklich zufrieden damit. Das weiß auch Ganna Kravchenko. Die 31-Jährige ist seit März Projektmanagerin der Allianz Kissinger Bogen und somit für die Organisation und Betreuung des Wochenmarktes zuständig. Auch sie würde sich mehr Händler auf dem Markt wünschen, beispielsweise einen, der Gemüse verkauft. "Aber diesen zu finden, ist schwieriger als gedacht", sagt die gebürtige Ukrainerin. Zumal es im Markt Burkardroth und in der Umgebung keine klassischen Gemüsebauern gibt.


Größere Orte bevorzugt

Als der Wochenmarkt vor vier Jahren eröffnete, verkaufte zunächst Familie Schlereth, die eine Gärtnerei in Premich betreibt, an einem Stand Gemüse und Pflanzen. "Jedoch hat sie diesen inzwischen aus familiären Gründen aufgegeben", weiß Ganna Kravchenko. Die ausgebildete Agrarmanagerin war lange Zeit in der Direktvermarktung des Bayerischen Bauernverbandes tätig, hat ein intaktes Netzwerk. Doch auch das hat bisher nicht wirklich bei der Suche nach einem Ersatz genützt. "Gute und erfolgreiche Händler gehen in größere Orte und Städte, andere wiederum sind mittwochs verplant", sagt sie. Dennoch will die Projektmanagerin nicht aufgeben und weitere Anbieter für den Burkardrother Wochenmarkt gewinnen.
Schließlich ist die Marktgemeinde für viele Direktvermarkter interessant. "Das haben unsere Aktionstage gezeigt, wie etwa der Ferienmarkt Anfang Juni", so Ganna Kravchenko.
Dass man in Burkardroth gute Geschäfte machen kann, bestätigt Lieselotte Habel aus Hammelburg. "Seit 18 Jahren verkaufe ich meine Grillhähnchen hier", sagt sie. Wie viele es pro Woche sind, will sie nicht verraten. Nur so viel: "Ich bin zufrieden mit dem Umsatz. Es ist mal mehr, mal weniger." Weshalb der Wochenmarkt nur mäßig angenommen wird, kann sie sich nicht erklären. Aber ihre Erfahrung zeige, dass die Bewohner in der Rhön etwas Zeit brauchen, um Neues anzunehmen. "Und die Qualität muss stimmen", sagt Lieselotte Habel.
Die Arbeit von Projektmanagerin Ganna Kravchenko umfasst aber noch mehr als "nur" die Organisation und Betreuung des Wochenmarktes in Burkardroth. Sie ist für die vier Gemeinden zuständig, die der Allianz Kissinger Bogen angehören. Außer Burkardroth sind das Bad Bocklet, Nüdlingen und Oberthulba. Keine leichte Aufgabe.
"Sinn der Vereinigung der Gemeinden ist es, mehr Gewicht zu haben", erklärt sie. Gewicht, um beispielsweise Fördergelder vom Freistaat und der Europäischen Union zu bekommen, für interkommunale Projekte und vieles andere mehr. Außerdem sollen Synergien und Erfahrungen genutzt werden, um das Leben in den Gemeinden weiter zu fördern.


Gemeinsam mehr Gewicht

Sie sieht sich als Bindeglied zwischen den Ortschaften, auch als eines zwischen Politik und Bürgern. Die Schwerpunkte bei ihrer Arbeit hat Ganna Kravchenko kürzlich in der Gemeinderatssitzung vorgestellt.
So wurde ein Ferienspaßprogramm mit einer Ausflugsfahrt nach Saalfeld/ Thüringen und einem Bundeswehr-Zeltlager in Bad Bocklet organisiert, an denen Kinder aus allen vier Gemeinden teilnahmen. "Die Aktionen sind sehr gut angekommen. Die Kinder haben neue Freunde gefunden, sich ausgetauscht. Das ist unsere Zukunft."
Außerdem wird für das kommende Jahr ein gemeinsamer Veranstaltungskalender erstellt, damit die Bürger der Gemeinden künftig besser über die kulturellen Angebote informiert werden und diese nutzen können. Zudem plant Kravenchenko die Gründung eines Allianz-Projektchores, ein Allianz-Lied, regelmäßige Wanderungen zwischen den Gemeinden, Umweltprojekte mit Kindern und vieles andere mehr. "Ideen gibt es viele, jedoch wünsche ich mir, dass mich mehr Bürger bei meiner Arbeit unterstützen", sagt sie.
Aktuell bereitet sie einen gemeinsamen Geschenkekorb der Allianzgemeinden vor. Am 24. September findet ein erstes Treffen der in den Ortschaften beheimateten Direktvermarkter im Rathaus Burkardroth statt, die sich mit ihren Produkten an der Bestückung des Korbes beteiligen können. "Auch Kleinkunsthandwerker sind herzlich willkommen", so die Projektmanagerin. Und vielleicht findet sich ganz nebenbei ein neuer Anbieter für den Wochenmarkt in Burkardroth.


Ein Fest Ende September

Denn über Zuwachs würden sich nicht nur die Bewohner, sondern auch die jetzigen Händler freuen, die allesamt von Anfang an dabei sind. "Das wollen wir übrigens feiern", erklärt Ganna Kravchenko. Getreu dem Motto: Totgesagte leben länger. Das Fest soll an einem Mittwoch Ende September, Anfang Oktober steigen, gemütlich, mit Kaffee und Kuchen für die Besucher des Marktes.