Vorerst keine Reisen nach China
Autor: Thomas Malz, Kerstin Väth
Bad Kissingen, Mittwoch, 29. Januar 2020
Der Coronavirus beschäftigt die Menschen. Firmen unterlassen Geschäftsreisen von und nach Asien, in den Apotheken ist der Mundschutz ausverkauft und die Krankenkasse schaltet eine Hotline.
In Deutschland gibt es den ersten bestätigten und weitere Verdachtsfälle des neuartigen Coronavirus. Nachdem im Hauptverbreitungsland China bereits über 100 Menschen gestorben sind, beschäftigt auch bei uns der Virus die Menschen. "Heute wollten schon drei Leute Mundschutz kaufen, aber der ist ausverkauft", bestätigt Günter Merkl von der Ludwig-Apotheke Bad Kissingen auf Nachfrage dieser Zeitung. Sonst sei die Lage bisher ruhig.
Hände waschen sei das allerwichtigste. Mundschutz mache deshalb Sinn, weil von dem Virus die Bronchien stark betroffen sind, was zu Husten führt. Leider betrage die Inkubationszeit beim Coronavirus zwei Wochen, "solange merkt man nicht, wenn sich jemand angesteckt hat". Allerdings sei der Virus nicht gefährlicher als die hiesige Grippe und damit vor allem für ältere Leute und gesundheitlich Geschwächte gefährlich.
"Ohne Panik wachsam sein", rät der Chefarzt und ärztliche Direktor am Thoraxzentrum Münnerstadt, Dr. Bernd Seese. der Bevölkerung. Der Coronavirus sei medial derzeit sehr präsent, aber die Sterblichkeit liege wie bei jeder Influenza bei rund zwei Prozent. Er erinnert daran, dass bei der letzten Influenza-Welle in Deutschland 25 000 Menschen gestorben sind.
Wenn jetzt jeder, der 38 Grad Fieber und Schnupfen hat, den Coronavirus dahinter vermutet und zum Arzt geht, dann breche das Gesundheitssystem zusammen, meint Dr. Bernd Seese. Solche Beschwerden seien in dieser Jahreszeit häufig. Er verweist darauf, dass der Coronavirus eher die unteren Atemwege betrifft. Atemnot sei ein Indiz für die Krankheit. Ganz wichtig sei aber auch die Krankengeschichte. Alle vier Patienten in Bayern waren bei der gleichen Schulung. Wenn jemand keinerlei Kontakt zu China hatte, sei eine Infektion mit dem Coronavirus eher unwahrscheinlich.
Sollten tatsächlich Verdachtsfälle auftreten, könne das Thoraxzentrum die Patienten in der Infektionsstation aufnehmen. Dann gelten die üblichen Vorkehrungen, was beispielsweise die Art des Mundschutzes des Personals angeht. Letztendlich könnten die Patienten auch nur beobachtet und mit viel Flüssigkeit und fiebersenkenden Mitteln behandelt werden, weil es sich um eine Viruserkrankung handelt. Wichtig sei die Diagnostik, etwa acht Stunden nach der Entnahme von Proben stehe fest, ob es sich um den Coronavirus handelt. Der Lungenspezialist meint, dass mit solchen Erkrankungen in Zukunft noch viel häufiger zu rechnen sein wird. "Das ist der Preis für die Globalisierung", sagt er.
Gerüchte, dass es im Helios St. Elisabeth-Krankenhaus in Bad Kissingen bereits einen Patienten mit einer Corona-Infektion gebe, dementiert Stefanie Noe auf Anfrage. Sie teilt mit: Das Helios St. Elisabeth-Krankenhaus Bad Kissingen folgt bei der Diagnostik und Behandlung von Patienten mit Verdacht auf das Corona-Virus den Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes, die wiederum auf aktuellen Mitteilungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) basieren. Das medizinische und pflegerische Personal sei nach einem Hygieneplan eingewiesen. "Bei Verdachtsfällen werden in enger Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden sofort alle Vorkehrungen getroffen, um den Befund zu sichern, die betreffenden Patienten zu isolieren und diese so schnell wie möglich zur Therapie in eine dafür ausgerüstete spezialisierte Klinik zu verlegen. Sollte es zu einem Verdacht kommen, ist das Helios St. Elisabeth-Krankenhaus mit den notwendigen hygienischen, medizinischen und baulich-technischen Voraussetzungen zur Erstversorgung von Patienten mit Verdacht auf eine Corona-Infektion ausgestattet."
Kein aktueller Fall
Noe macht allerdings ganz deutlich: "Nach aktuellem Stand gibt es in unserem Krankenhaus keine Patienten mit einer Corona-Infektion." Und Burkhard Lamer von der Pressestelle des Landratsamtes Bad Kissingen bestätigt auf Anfrage: "Dem Gesundheitsamt Bad Kissingen ist aktuell kein Fall einer Coronavirus-Infektion im Landkreis bekannt. "