Druckartikel: Prävention gegen Einbrecher

Prävention gegen Einbrecher


Autor: Ulrike Müller

Geroda, Sonntag, 10. März 2013

In Brigitte Meiers Haus drangen Einbrecher ein. Als sie wieder gingen, nahmen sie ihren wertvollen Schmuck mit. Nun versucht Meier sich zu schützen. Doch sie weiß: 100 Prozent Sicherheit gibt es nicht.
Brigitte Meier hat Querriegel an ihren Rollläden angebracht.Fotos: Ulrike Müller


Dieses Datum wird Brigitte Meier aus Geroda nicht vergessen: Am 7. Dezember 2011 drangen Einbrecher in ihr Schlafzimmer ein. Als Meier wieder nach Hause kam, standen die Türen ihres Kleiderschranks offen, Schachteln lagen auf dem Bett verstreut und ihre Schmuck-Schatulle war... leer. "Abgehakt wird das nie sein", sagt Meier über den Einbruch. Denn seit jenem 7. Dezember hat sich ihr Leben verändert.

Die ersten drei Wochen nach der Tat hat sie ihr Schlafzimmer nicht betreten. Lieber schlief sie auf der Couch. Und bis heute ist sie wachsam. "Natürlich hört man auf Geräusche. Ich schrecke auch mitten in der Nacht auf", erzählt Brigitte Meier. Irgendwann sagte ihre Tochter zu ihr: "Du musst dir dein Haus zurückerobern!" Mittlerweile fühlt sich Meier wieder in ihren eigenen vier Wänden zuhause. Aber das hat lange gedauert.
Das Schlimme an Einbrüchen ist oft weniger der Verlust von Wertgegenständen - Schmuck, Bargeld, Kunstwerken. Es ist der Verlust von Vertrauen, dass man sich in seinem eigenen Haus nicht mehr sicher fühlen kann. Das hat Herbert Markert, Dienststellenleiter der Polizei inspektion Bad Brückenau, im mer wieder von betroffenen Familien gehört.

"Seitdem ich hier bin, hat Ge ro da immer das geringste Aufkommen an Straftaten", sagt Markert. Trotzdem sind die Ge rodaer in den vergangenen zwei Jahren gleich neun Mal von Einbrechern heimgesucht worden. In acht Fällen hatten es die Täter auf Wohnungen abgesehen. Einmal brach jemand ins Vereinsheim des SV Markt Ge roda ein. Im Haus selbst fehl te nichts, es war auch nicht verwüstet. Vielleicht habe der Täter nur ein warmes Plätzchen für die Nacht gesucht, vermutet Markert.

Nicht so bei den Wohnungs-Einbrüchen: Werkzeuge, Geld und anderes im Wert von rund 8500 Euro ließen die Einbrecher mitgehen. Außerdem richteten sie rund 1500 Euro Sachschaden an. Brigitte Meier beklagt zum Beispiel den Verlust von insgesamt mehr als 1000 Euro. Ihren Schmuck brachte sie sich teilweise aus dem Urlaub mit, andere Stücke hat sie schon vor Jahren gekauft. "Das war nicht gerade billig", sagt sie und fügt hinzu: "Wer hebt schon 30 Jahre lang Rech nungen auf?"

Denn das ist der andere Rattenschwanz, den der Einbruch am 7. Dezember nach sich zog. Natürlich erstattete Meier An zeige. Es gab sogar einen Pro zess. Aber der musste wegen mangelnder Beweise im August 2012 eingestellt werden. Nun versucht Meier, über ihre Versicherung eine Entschädigung zu bekommen. Doch die gleicht noch nicht mal im Ansatz den materiellen Wert ihres Schmuckes aus. Vom ideellen ganz zu schweigen.
Meier ist längst nicht die ein zige, die von den Einbrüchen betroffen ist. Allein in ihrer Stra ße ha ben die Täter zweimal zugeschlagen. Viele Bürger ma chen sich Gedanken, wie sie ihr Hab und Gut schützen kön nen. Deshalb hat der Obst- und Gartenbauverein Geroda ei nen Info-Abend organisiert. "Wir wollten etwas für unsere Mitglieder tun und nicht immer dasselbe anbieten", sagt die Vor sitzende Cornelia Emmert. "Vielleicht können wir so auch neue Gesichter gewinnen." Als Referent war Georg Vollmuth eingeladen. Der Kriminalhauptkommissar arbeitet bei der Kri minalpolizei Schweinfurt in der Beratungsstelle zum Schutz gegen Verbrechen. Einbrüche sind sein Spezialgebiet.

"Es gibt zwei Arten, sich zu schützen", erklärt Vollmuth. Das eine ist die technische Prä vention, also Sicherheitsmaßnahmen am Haus und in den Wohnungen. Das andere ist die Veränderung des Verhaltens hin zu mehr Wachsamkeit. Es gibt viele Maßnahmen, mit denen Häuser ausgerüstet werden können. Brigitte Meier zum Beispiel hat Querriegel an ihren Rollläden angebracht. So können Einbrecher die Läden nicht einfach von außen hochschieben.

Viel wichtiger sei es aber, tägliche Gewohnheiten zu ändern. "Türen absperren, Fenster schließen, öfter mal das Licht brennen lassen", zählt Vollmuth nur einige auf. Der Idealfall sei natürlich, wenn die Nachbarn untereinander ein Vertrauensverhältnis hätten und der eine nach dem anderen schaue. Als Meier neulich ein paar Tage nicht zuhause war, ließ ihre Nachbarin abends die Rollläden herunter und zog sie morgens wieder hoch. Und sie leerte den Briefkasten. Nichts sollte darauf hindeuten, dass Meier gerade nicht da ist. "Das Haus sollte im mer bewohnt ausschauen", lobt Vollmuth dieses Verhalten. Das sei mindestens genauso wichtig wie die sicherheitstechnische Maßnahmen. Die nennt Vollmuth ohnehin nur "einbruchshemmend", denn 100 Prozent Sicherheit gibt es nicht. Auch Brigitte Meier lebt mit dem Wissen: "Wer rein will, kommt sowieso rein."

Sicherheitsmaßnahmen

Mit einfachen technischen Maßnahmen können Einbrüche zwar nicht verhindert werden. Sie erschweren den Einbrechern aber die Arbeit. Fenster und Türen sollten der Norm DIN EN 1627 entsprechen und mindesten die Widerstandsklasse RC 2 haben. Wer Fenster und Türen nicht gleich auswechseln will, kann zusätzlich Schließvorrichtungen wie beispielsweise Querriegel-Schlösser anbringen. Türspione, Bewegungsmelder und Video-Sprechanlagen sind sinnvoll, Ne bentüren, Kellerfenster und Lichtschächte sollten immer ver schlossen sein. Eine dichte Bepflanzung direkt am Haus ist ein hervorragender Sichtschutz - auch für Einbrecher. Vor dem Ein bau einer Alarmanlage rät die Polizei allerdings zu einer Beratung durch die Kriminalpolizei.

Gewohnheiten

Manchmal reichen schon kleine Änderungen der Gewohnheiten des täglichen Alltags, um den eigenen Le bensbereich sicherer zu machen. Je der kann sich angewöhnen, Türen nicht ins Schloss zu zie hen, sondern gewissenhaft abzuschließen. Fenster sollten nie angeklappt bleiben, wenn niemand in der Wohnung ist. Lichter im Innen- und Außenbereich des Hauses können angeschaltet bleiben.

Außerdem trägt eine erhöhte Wachsamkeit dazu bei, dass Un regelmäßigkeiten bemerkt werden. Kennzeichen von verdächtigen Fahrzeugen sollten immer notiert werden. Wer län gere Zeit nicht zuhause ist, bittet einfach die Nachbarn, den Briefkasten zu leeren und den Rasen zu mähen, damit das Haus bewohnt aussieht.