Pfauen ausgesetzt - Asyl im Wildpark

An einem Freitagabend um zehn Uhr klingelte bei Tierpfleger Frank Wehner das Telefon. Die Polizei. Die Beamten brauchen seine Hilfe. Der Grund: Ein Fall, wie ihn die Bad Kissinger Polizisten nicht jeden Tag auf den Schreibtisch bekommen. Oder besser: in den Garten. Die Verfolgten waren zu dritt und seit Tagen auf der Flucht. Allein wollten es die Polizisten nicht mit ihnen aufnehmen. Anwohner sichteten die drei in Garitz. Sie schlichen von Beet zu Beet und durchk&auml;mmten die Vorg&auml;rten. Immer mehr Nachbarn meldeten die Eindringlinge bei der Polizei-Zentrale. Der Tierpfleger Frank Wehner verst&auml;ndigte seinen Kollegen. Am Samstag machte sich Emil Schmitt vom Wildpark Klaushof, ausger&uuml;stet mit einem Kescher, auf den Weg in die Siedlung. Sein Ziel: ein Pfauenhahn und zwei Hennen. Die waren inzwischen wieder auf der Flucht und zwei Stra&szlig;en weiter unten aufgetaucht. Eine Schnitzeljagd begann. Aufs Dach gerettet "Alle Kinder haben mitgeguckt", sagt Emil Schmitt und lacht. Mit allerhand Hilfsmitteln und der Unterst&uuml;tzung von Anwohnern und Polizeibeamten r&uuml;ckte er den V&ouml;geln auf die Pelle. Doch die hatten Gefallen an den G&auml;rten der Garitzer gefunden und wollten sich nicht so recht von ihrer neuen Umgebung verabschieden. Sie nahmen Rei&szlig;aus aufs Garagendach und verschanzten sich auf der Terrasse. Schlie&szlig;lich gelang es: Die zwei Pfauen-Damen hatte Emil Schmitt mit dem Kescher erwischt. Das M&auml;nnchen ging einem Polizeibeamten ins Netz. Und nun: Wohin mit den Tieren?"Eigentlich nehmen wir grunds&auml;tzlich nichts auf", sagt Wildpark-Leiter Alexander Maunz. Das muss sich auf Ausnahmen beschr&auml;nken, schlie&szlig;lich werde der Betrieb mit st&auml;dtischen Mitteln am Laufen gehalten, erkl&auml;rt er. Doch f&uuml;r spezielle F&auml;lle haben der Wildpark und der Bund Naturschutz vorgesorgt. Dort, wo die drei Pfauen gerade Unterschlupf finden, f&uuml;hrt kein Weg f&uuml;r Besucher hin. Besonders im Fr&uuml;hjahr werden die beiden l&auml;nglichen R&auml;ume der Auffangstation bewohnt. Junge Turmfalken, die aus dem Nest plumpsen und dem Wildpark gebracht werden, k&ouml;nnen sich dort erholen und Kr&auml;fte sammeln, bevor sie wieder in die Wildnis entlassen werden. Ins Gehege geht niemand. Gef&uuml;ttert wird &uuml;ber eine kleine Holzklappe. Die Tiere sollen sich nicht an Menschen gew&ouml;hnen, sagt Alexander Maunz. Anders bei den Pfauen. Die sind an Menschen gew&ouml;hnt. Wenn der Wildpark-Leiter auch nicht wei&szlig;, an welche. Der Anruf kam nur Tage zuvor Eine Woche, bevor die Pfauen in Garitz gesichtet wurden, tauchten sie bereits in der N&auml;he des Wildparks auf. Sie machten die Umgebung des Gasthauses unsicher. Tierpfleger versuchten die drei V&ouml;gel zu erwischen: keine Chance. Die beiden Hennen und ihr m&auml;nnlicher Begleiter zogen hinaus und waren fortan auf der Flucht. Das Pikante: Ein paar Tage zuvor bekam Alexander Maunz einen Anruf eines Mannes, der drei Pfauen an den Wildpark abgeben wollte. Der Park-Leiter k&uuml;ndigte dem Anrufer an, die Tiere vorher untersuchen zu wollen, schlie&szlig;lich sei es wichtig, dass keine Krankheiten in den Wildpark eingeschleppt werden. Dass kurze Zeit sp&auml;ter pl&ouml;tzlich drei Pfauen vor dem Wildpark stehen - ein Zufall? Wohl eher nicht. Besonders w&auml;hrend der Urlaubszeit kommt es &ouml;fter vor, dass Leute ihre Tiere vor den Toren des Parks aussetzen. "Auf der einen Seite ist es sch&ouml;n, dass die Leute denken, die Tiere sind hier gut aufgehoben, aber so geht&acute;s auch nicht", sagt Alexander Maunz. "Er hat die Pfauen einfach bei uns freigelassen." Wer "er" ist, wei&szlig; der Leiter des Tierparks allerdings nicht. Seit drei Wochen werden die Pfauen von den Klaushof-Tierpflegern umsorgt. Doch das hat bald ein Ende. Und zwar ein gl&uuml;ckliches. Ein Landwirt aus der Rh&ouml;n hat sich gemeldet und will die Tiere in den n&auml;chsten Tagen zu sich holen. "Da sind sie gut aufgehoben", sagt Alexander Maunz.