Münnerstadt
Baudenkmal

Oberes Tor wird Besuchermagnet

Der Münnerstädter Türmerverein bekommt die Baufreigabe für die Sicherung der Türmerwohnung. Damit wird das letzte Kapitel für die Begehbarkeit des historischen Stadttores aufgeschlagen.
Weil er die Erlaubnis für die Sicherung der Türmerwohnung bekommen hat, läutet Wolfram Graeber vor lauter Freude das Glöckchen des Oberen Tores. Im August 2013 soll das Tor offiziell begehbar sein.  Foto: Thomas Malz
Weil er die Erlaubnis für die Sicherung der Türmerwohnung bekommen hat, läutet Wolfram Graeber vor lauter Freude das Glöckchen des Oberen Tores. Im August 2013 soll das Tor offiziell begehbar sein. Foto: Thomas Malz
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Wolfram Graeber zeigt auf die Zeichen, die die Zimmerer im Gebälk hinterlassen haben. "Ein richtiges Alphabet", sagt der Vorsitzende des Vereins "Freunde des Oberen Tores". Im Jahre 1570 wurden die Balken des Dachstuhles entsprechend dieser Zeichen zusammengesetzt. Leider wird dieser Bereich über der Türmerwohnung der Öffentlichkeit verborgen bleiben. Das ist aber auch der einzige Wermutstropfen. Denn mit der Baufreigabe für die Sicherung der Türmerwohnung ist das hoch gesteckte Ziel der Vereinsmitglieder in greifbare Nähe gerückt: die Sicherung des historischen Stadtturms und die Begehbarkeit für die Öffentlichkeit.

Zwei Briefe hat Wolfram Graeber in den letzten Tagen erhalten. Einen vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, den anderen vom Landratsamt Bad Kissingen. Der Inhalt ist etwa gleich: Für die Konservierung und Restaurierung der ehemaligen Türmerwohnung des Oberen Tores wird die Erlaubnis erteilt. Darunter stehen mehrere Auflagen, die Wolfram Graeber aber bereits bestens kennt.

"Wir haben es geschafft", freut sich der Vereinsvorsitzende, der aus diesem Anlass gleich einmal die Glocke des historischen Tores läutet. Zum Türmerfest im August 2013 soll der Turm anlässlich des zehnjährigen Bestehen des Vereins offiziell frei gegeben werden.

Bis dahin wartet aber noch ein wenig Arbeit auf die Vereinsmitglieder und vor allem auf den Münnerstädter Diplom-Restaurator Stefan Lochner. Konserviert werden müssen die gekämmten Lehmwände, die verschiedenen Farbaufträge mit Schablonen und vieles, vieles mehr. Die Deckenanstrich geht beispielsweise auf das Jahr 1570 zurück, als der Turm in seinem heutigen Zustand erweitert wurde. Die Besucher werden sich ein Bild von den verschiedenen Farbaufträgen in den letzten Jahrhunderten machen können. Die Türmerwohnung selbst wird so eingerichtet, wie sie war: Äußerst spartanisch. Ein Stuhl, ein Tisch, ein Ofen, ein Bett und eine Truhe: Das war's. Der Begriff Türmerwohnung sei streng genommen gar nicht richtig, sagt Wolfram Graeber. "Eigentlich war es die Amtsstube des Türmers", weiß der Vorsitzende. Seine Familie habe in den Zimmern darüber gewohnt, oder der Knecht, wenn der Türmer keine Familie hatte.

Brandschutz hat Priorität


Dass diese Räume nicht begehbar werden, das gehört zu den zahlreichen Auflagen, die die Turmfreunde erfüllen müssen. Einen Großteil haben sie bereits abgearbeitet. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Brandschutz, denn über einen zweiten Fluchtweg verfügt das Obere Tor nicht. In jeder Etage gibt es einen Feuerlöscher. Weil es sich um Wasserlöscher handelt, die im Winter entfernt werden müssen, wird das Tor in dieser Zeit auch nicht begehbar sein. Rauchhabuen (Gasmasken) befinden sich in der Türmerwohnung. Im Ernstfall können sie die Besucher 20 Minuten vor dem Rauch schützen. Gerettet werden sie über die Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr. Eine noch einzubauende Rauchklappe an der Treppe zur Türmerwohnung soll verhindern, dass Rauch eindringt. Ein Telefon mit drei Mobilteilen gehört ebenso zur Ausstattung. Höchstens 15 Besucher plus Führer dürfen sich gleichzeitig im Turm aufhalten.

Stolz zeigt Wolfram Graeber auch die Elektroinstallation. Keine Lichtschalter, nur eine Steckdose pro Etage, in der Türmerwohnung gar nichts, das waren die Auflagen, die er umgesetzt hat. Der Strom wird über einen versteckten Schalter am Fuße des Tores eingeschaltet.

All das hat natürlich viel Geld gekostet. "Wir haben rund 100.000 Euro und 15.000 Arbeitsstunden investiert", sagt Wolfram Graeber. Darin enthalten sind die 30.000 Euro, die die Sicherung der Türmerstube noch kosten wird. 6000 Euro davon fließen aus verschiedenen Fördertöpfen.

Konstruktive Zusammenarbeit


"Es hat zwar lange gedauert, aber ich bin froh, dass wir jetzt mit den letzten Arbeiten beginnen dürfen", sagt der Vorsitzende. Das sei der konstruktiven Zusammenarbeit vor allem mit Christian Schmitt und Dr. Annette Faber vom Landesamt für Denkmalpflege und Kreisbaumeister Günter Stammwitz zu verdanken. Nicht zu vergessen die Stadt Münnerstadt, die vor einigen Jahren den Turm für viel Geld gesichert hat.

In einem knappen Jahr soll der Turm nun endgültig offiziell begehbar sein. Allerdings wird die Tür vorerst nicht ständig offen stehen. Anmeldungen sind dann bei den Vereinsvorständen und bei "Kultourismus im Schloss" möglich. Es wird auch ein Schild angebracht, wo sich Besucher kurzfristig hinwenden können. Sollte er einmal genügend ehrenamtliche Helfer haben, die das Kassieren und die Führung übernehmen, könnte es auch feste Öffnungszeiten geben, meint Wolfram Graeber.