Manches muss man lernen

von unseren Redaktionsmitgliedern Thomas Malz, Paul Ziegler, und Arkadius Guzy "The games must go on", die Spiele m&uuml;ssen weiter gehen, hat 1972 IOC-Pr&auml;sident Avery Brundage bei der Olympiade in M&uuml;nchen nach dem Anschlag von Terroristen auf das Athletenlager gesagt. Einen R&uuml;ckschlag muss man auch mal hinnehmen, hei&szlig;t das im &uuml;bertragenen Sinne und gilt das auch f&uuml;r die Bundesjugendspiele an unseren Schulen.Eine Mutter aus Konstanz am Bodensee hat jetzt eine Initiative gestartet, die Bundesjugendspiele an den Schulen abzuschaffen (siehe unten). Harald B&ouml;tsch, Schulleiter und Sportlehrer an der Anton-Kliegl-Mittelschule in Bad Kissingen, meint, dass man soweit nicht gehen muss. Es k&auml;me darauf an, sagt B&ouml;tsch, wie die Schule mit Erfolgen und Misserfolgen umgeht. Schlie&szlig;lich sei auch die Notenvergabe ein Wettbewerb. "Wir m&uuml;ssen f&uuml;r die Leistungswilligen etwas tun", sagt der Schulleiter, "auch wie wir p&auml;dagogisch bei den nicht so Sportlichen agieren." Im Lehrerkollegium habe man das Thema fr&uuml;her mal besprochen, aber Bundesjugendspiele beibehalten. "Gewisse Dinge muss man im Leben lernen", erkl&auml;rte B&ouml;tsch, da geh&ouml;re es dazu, mal einen Misserfolg wegzustecken. Raus aus Alltagsritualen "Die Bundesjugendspiele sind die noch in Deutschland einzige Wettbewerbsform, welche unter den verschiedenen Schularten und Systemen eine Vergleichbarkeit zul&auml;sst", sagt Hertmut Hessel, Sportlehrer an der Mittelschulen Ma&szlig;bach. Es komme nur darauf an, wie man an den Schulen den Wettbewerb verpackt, damit die Sch&uuml;ler f&uuml;r die unmittelbare Leistung auch einen Anreiz finden und der Wettbewerb als ein Event Anerkennung bekomme. "Dazu muss man einmal raus aus den Alltagsritualen der Schule, zum Beispiel nicht: 1. bis 4. Stunde Bundesjugendspiele, anschlie&szlig;end Mathe und Geschichte."Wichtig w&auml;re Hessel stattdessen die Einbeziehung der Eltern, mindestens als G&auml;ste oder gar als Teilnehmer, sowie die Solidarit&auml;t der Kolleginnen und Kollegen, den Kindern bei der Erbringung von sportlichen Leistungen hilfreich zur Seite zu stehen. "Die Mittelschule in Ma&szlig;bach verfolgt seit 2009 erfolgreich ein Konzept als Abendsportfest, in steter Zusammenarbeit mit dem Elternbeirat. Die Veranstaltung hat als Nebeneffekt sich als Klassentreffen ehemaliger Sch&uuml;ler weiterentwickelt. Und so mancher hat dabei seine Liebe zu sportlichen Erfolgen wieder entdeckt." Die Mittelschule Hammelburg baut die Bundesjugendspiele zu einem Sportfest aus, das &uuml;ber die Disziplinen Laufen, Werfen und Springen hinausgeht: Sch&uuml;ler k&ouml;nnen Fu&szlig;- und Basketball spielen oder das Mountainbike-Angebot testen. Da es einen extra pr&auml;mierten Staffellauf gibt, sagt Lehrer Christoph Sch&ouml;nau, dass auch schw&auml;chere Sch&uuml;ler &uuml;ber die Gemeinschaftsleistung Anerkennung finden. Stimmen aus dem Netz Auch auf infranken.de und den Facebook-Seiten unserer Zeitung wurde das Thema hei&szlig; diskutiert. Hier eine Auswahl an Stimmen:Andreas Kukuck: "Also ich bin nur mit Teilnehmerurkunden (und da hatte ich noch Gl&uuml;ck) nach Hause gekommen. Prinzipiell bin ich gegen die Abschaffung. Aber man sollte eventuell &uuml;ber eine Reform der Spiele nachdenken. Den Kindern und Jugendlichen jegliche Wettbewerbssituation aus dem Wege zu schaffen, ist meines Erachtens der falsche Weg."Iris Spahnlinger: Ich denke, die BJS sollten auf keinen Fall abgeschafft werden, denn wo will man dann aufh&ouml;ren? Matheolympiade, Lesewettbewerb, L&ouml;sungen an der Tafel vor der ganzen Klasse ... abschaffen? Eine Reformierung f&auml;nde ich auch sinnvoll, denn das Abschneiden der Spiele muss ja nicht zwingend in die Note einflie&szlig;en. Und man kann die BJS auch toll gestalten, so dass sie auch den nicht ganz so Sportbegeisterten gefallen.Thorsten Ziegler: Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Nat&uuml;rlich kann man davor die Augen verschlie&szlig;en, versuchen davonzulaufen und den bequemsten Weg zu w&auml;hlen. Hilft dies f&uuml;r das sp&auml;tere Leben? Oder muss man auch eigene Schw&auml;chen erkennen, lernen damit umzugehen und eigene Ecken und Kanten akzeptieren? Ich bin f&uuml;r die Erhaltung der Spiele.