Noch kein Pächter, aber Planer

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Selbst unter der Woche herrschte immer gute Stimmung im Berghaus Rhön. Bei schönem Wetter wurde das traditionelle Wirtshaussingen auch mal nach draußen verlegt. Mitte Oktober 2017 trafen sich die Sangesfreunde zum letzten Mal, nun hat der Landkreis als Eigentümer den Auftrag für die Planung des Teil-Neubaus in Auftrag gegeben. Foto: Archiv/Familie Groß
Selbst unter der Woche herrschte immer gute Stimmung im Berghaus Rhön. Bei schönem Wetter wurde das traditionelle Wirtshaussingen auch mal nach draußen verlegt. Mitte Oktober 2017 trafen sich die Sangesfreunde zum letzten Mal, nun hat der Landkreis als Eigentümer den Auftrag für die Planung des Teil-Neubaus in Auftrag gegeben. Foto: Archiv/Familie Groß

Der Kreisausschuss vergibt die Planungs- und Ingenieurleistungen für das "Berghaus Rhön". Ein Vertrag mit dem künftigen Betreiber soll "in Kürze" folgen.

Seit zwei Jahren wird über das "Berghaus Rhön" diskutiert, nun scheint es endlich konkret zu werden: Der Kreisausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung Planungs- und Ingenieurleistungen in Auftrag gegeben. Allerdings steht trotz erneuter Ausschreibung auf Initiative von Interessenten noch kein neuer Betreiber fest: "Hinsichtlich der Verpachtung laufen derzeit Vertragsverhandlungen, die in Kürze abgeschlossen werden", fasst Lena Pfister, Pressesprecherin des Landratsamtes, den aktuellen Stand zusammen.


Gegen kleine Lösung

Bereits vor einem Jahr fiel die Entscheidung, dass das alte Berghaus nicht zu erhalten ist (siehe Info-Kasten). Seitdem drehten sich die Diskussionen im Kreis: Der Landkreis sprach sich zunächst für einen Neubau an anderer Stelle aus. Unterhalb des "Tintenfasses" sollte ein Grundstück der Gemeinde Riedenberg genutzt werden. Der Gemeinderat wollte nicht nur einen kleinen Imbiss, sondern ein Gasthaus mit Hüttencharakter. Das Konzept eines Investors habe vorgesehen, dass das neue Berghaus Rhön nur noch von 10 bis 16 Uhr öffnet und nur kleine Snacks verkauft. Dann wäre es nach Einschätzung des allerdings kein Speise- und Ausflugslokal mehr wie bisher.


"Ein Stück Heimat"

"Das Berghaus ist für uns Riedenberger und die Menschen der Umgebung ein Stück Heimat", sagt der Riedenberger Bürgermeister Roland Römmelt (CSU). Der Kreisausschuss hat nun eine Übergangslösung während der Bauzeit am Berghaus beschlossen: "Der Beitrag des Landkreises besteht darin, im Bereich des Parkplatzes eine eben geschotterte Fläche mit der Infrastruktur zur Erschließung dieser Fläche mit Strom, Wasser und Kanal zu schaffen", hieß es auf Anfrage aus dem nicht-öffentlichen Teil der Kreisausschuss-Sitzung, und: "Auf dieser Fläche sollen dann vom Pächter fliegende Bauten beziehungsweise mobile Anlagen für eine Bewirtschaftung aufgestellt und betrieben werden."
Die Sanierung des Berghauses Rhön war zu Jahresbeginn ausgesetzt worden, weil sich Ende 2017 gleich mehrere Interessenten gemeldet hatten. Parallel wurden für den geplanten Neubau Ge spräche mit einem möglichen Investor geführt.


Gastronomie und Fremdenzimmer

Das scheint nun alles abgehakt zu sein: "Für das Berghaus Rhön ist ein Teilabbruch sowie ein Neubau am Bestand, also auf derselben Fläche, geplant", fasst Pfister die aktuelle Beschlusslage zusammen. Im Erdgeschoss des neuen Berghauses sei Gastronomie vorgesehen, im Obergeschoss Zimmer zur Übernachtung. Der Landkreis habe eine Planung mit Doppelzimmern und Nasszelle in Auftrag gegeben. Geplant ist ein Haus in Holzbauweise, bei der Technik legte sich der Kreisausschuss auf eine Pelletheizung fest.
"Im Sommer soll die Genehmigungsplanung für das Gebäude eingereicht werden, so dass die Bauarbeiten voraussichtlich ab Herbst ausgeführt werden können", heißt es weiter. Dazu wurden konkrete Aufträge vergeben: Mit den Planungsleistungen wird das Büro Wiener und Partner, Freie Architekten mbH, in Karlstadt, stufenweise beauftragt, mit den Ingenieurleistungen das Büro "Helfrich Planungsgesellschaft mbH" aus Bad Kissingen und mit der Tragwerksplanung die Firma "Glatt und Wolf" aus Bad Kissingen. Die Brandschutz-Maßnahmen plant das Ingenieurbüro Erich Hutzelmann aus Hammelburg.

1908 begann der Basaltabbau am Spitzen und am Breiten Steinküppel oberhalb von Riedenberg. 1932 wurde das Kantinengebäude mit Lohnbüro und Schlafräumen für die Arbeiter errichtet. An der Stelle der früheren Basaltküppel entstand das so genannte Tintenfass, also ein keliner Bergsee. Nachdem der Bergbau 1970 eingestellt worden wurde, ließ der Landkreis die ehemalige Kantine zum Berghaus Rhön umbauen und modernisieren. Seit 1974 gewann dies zunehmend an touristischer Bedeutung. Das umliegende Gelände wurde vom Naturpark Rhön zum Naherholungsgebiet ausgebaut.
Quelle: Gerwin Kellermann: 500 Jahre Riedenberg
Die Pächterfamilie Groß betrieb das Haus seit 1974. Nach 43 Jahren verlängerten sie den Vertrag nicht mehr. Ende Oktober 2017 schloss das Berghaus. Bereits im Jahr 2016 schrieb der Landkreis Bad Kissingen das Berghaus Rhön ohne Erfolg neu aus. Im Mai 2017 traf der Kreistag die Ent scheidung, das alte Berghaus abreißen zu lassen. Ein Neubau unterhalb des Tintenfässchens, nicht weit vom aktuellen Standort entfernt, sollte im Jahr 2018 verwirklicht werden. Verhandlungen über den Verkauf des Grundstücks, das der Gemeinde Riedenberg gehört, wurden aufgenommen und im Haushalt rund 1,6 Millionen Euro für den Neubau eingeplant.