Auf den Spuren der Hornusser

"Es sollte nichts Langweiliges sein, nicht 08/15", sagt Katharina Bauer. Zusammen mit Laureen Ludsteck und Hannah Then hatte sie einen Beitrag beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten eingereicht, der alle zwei Jahre stattfindet und diesmal unter dem Titel "Bewegte Zeiten. Sport macht Geschichte" stand. Der Podcast, den die drei ehemaligen Schülerinnen des Münnerstädter Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasiums unter Begleitung ihres Geschichtslehrers Daniel Karch aufnahmen, ist alles andere als langweilig geworden und schon gar nicht 08/15. Ihre Spurensuche nach den bewegten Beziehungen zwischen Münnerstädter und Schweizer Hornussern in den Jahren 1991 bis 2018 hat die Jury der Körber-Stiftung überzeugt. Und so sind die drei früheren Gymnasiastinnen kürzlich in München ausgezeichnet worden. Sie gehören zu den Siegern auf Landesebene.
Ansprechpartner: Arno Reuscher
Auf die Idee, etwas über die erste Hornussergesellschaft in Deutschland zu machen, hat Katharina Bauer ihr Opa, Wolfgang Bauer, gebracht. Der Gesprächspartner war auch schnell gefunden: Arno Reuscher von Eisen-Krais, der selbst engagiertes Mitglied war. "Er hat sich sehr hilfsbereit gezeigt", sagt Katharina Bauer. Und weil sie alle gerne Podcasts hören, war auch schnell klar, in welcher Form sie ihren Wettbewerbsbeitrag einreichen.
Aber der erste Weg auf ihrer Spurensuche zu dem Mannschaftssport aus der Schweiz führte sie ins Münnerstädter Stadtarchiv zu Klaus Dieter Guhling. Da bekamen sie jede Menge Zeitungsartikel aus der Hornussen-Zeit in Münnerstadt. Wegen Corona waren Treffen zeitweise unmöglich, dann gab es virtuelle Zusammenkünfte über das Internet. "Herr Karch hat uns ganz lieb unterstützt", sagt Katharina Bauer.
Er hatte schon beim letzten Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums beim Wettbewerb begleitet. Prompt wurden sie Landessieger, das wollte er gerne mit seinen neuen Schützlingen wiederholen.
Podcast aufgenommen
Die grundlegenden Informationen hatten Katharina Bauer, Laureen Ludsteck und Hannah Then jetzt. Nun schrieben sie ein kleines Drehbuch für den Podcast und schickten Arno Reuscher die Fragen, trafen sich mit ihm und nahmen den Podcast mit einfachen Mitteln auf. "Hannah hat die Fragen gestellt, es ging überraschend gut", erinnert sich Katharina Bauer. Am Ende stand eine 45-minütige Audio-Datei. "Gefühlt war das noch nichts." Aber es sollte etwas werden.
Die damaligen Abiturientinnen kannten jemanden, der sich mit dem Schneiden solcher Tonaufnahmen auskennt. Hannah Then getraute sich ran. Weil ihnen die reinen Stimmen zu monoton waren, unterlegten sie das Ganze mit verschiedenen Geräuschen vom Hornussen und mit Musik. Hinzu kamen Erklärstücke, was Hornussen überhaupt ist, und wie die Spielregeln sind. Im Februar dieses Jahres war der gut zwölfminütige Podcast mit dem dazugehörigen Arbeitspapier fertig und wurde beim Wettbewerb eingereicht. Dann hörten die drei erst einmal eine ganze Weile nichts.
"Das ist mit der angesehenste Geschichtswettbewerb Deutschlands", sagt der Schulleiter des Schönborn-Gymnasiums, Peter Rottmann, und ist natürlich stolz auf das Ergebnis. Er ist selbst Geschichtslehrer, habe sich aber nie an diesen Wettbewerb rangetraut, gesteht er ein. Da werde auf Qualität und Tiefgang geachtet, so etwas könne man nicht nebenbei mitlaufen lassen.
"Das Thema Hornussen fand ich klasse", sagt der Schulleiter. Schließlich hat er das selbst in Münnerstadt erlebt. Der Sport sei zwar wichtig gewesen, aber es sei auch um die Begegnung zwischen den Münnerstädtern und den Schweizern gegangen. Und das komme beim Podcast gut raus. Es sei ein forschendes Lernen, es komme schließlich nicht so oft vor, dass Schülerinnen und Schüler ins Stadtarchiv gehen, sagt Peter Rottmann.
Von 20 Schülerinnen blieben drei
Daniel Karch hatte den Wettbewerb im Unterricht vorgestellt, sagt Katharina Bauer. Freiwillig als Wahlfach lief das Projekt, und es war klar, dass die Teilnehmer viel Freizeit reinstecken müssen. Bei ihrem ersten Meeting über das Internet waren es auch noch 20 Schülerinnen und Schüler. Doch nur Katharina Bauer, Laureen Ludsteck und Hannah Then hielten durch. Und das sollte sich lohnen.
Katharina Bauer war gerade zuhause beim Essen, als die Email von der Köber-Stiftung mit den Glückwünschen kam. Eine Urkunde gibt es für die Landessieger und ein kleines Preisgeld obendrauf. "Wir haben das nicht gemacht, um zu gewinnen", gesteht die frühere Schülerin des Gymnasiums. Es ging ihnen hauptsächlich um eine gute Note. Und die haben sie auch bekommen. Ausgezeichnet, also 15 Punkte hat Daniel Karch ihnen gegeben - mehr geht nicht.
Preisverleihung in München
Inzwischen haben Katharina Bauer, Laureen Ludsteck und Hannah Then ihr Abitur abgelegt, sind beim Studium oder in Ausbildung. "Alleine hätte ich nicht an dem Wettbewerb teilgenommen", blickt Katharina Bauer zurück. "Es hat uns noch mehr zusammengeschweißt, dass wir zusammen etwas erreicht haben." Und so sind sie jetzt mit ihrem Geschichtslehrer nach München gefahren, wo die Preise im Alten Rathaus verliehen wurden.
Daniel Karch hat nun zum zweiten Mal Schülerinnen beim Wettbewerb begleitet und war zum zweiten Mal erfolgreich. Von ganz allein kommt so etwas nicht. Juror Jörg Nellen bietet Fortbildungen für Lehrer an, von ihm habe er viel Unterstützung bekommen, sagt Daniel Karch, der natürlich stolz auf die Erfolge ist. Und der nächste Wettbewerb kommt ganz bestimmt. "Wir wollen jetzt das Triple", sagt er.