Angst kennt Baldur Bahn nicht, nur Respekt. Mit seinem Kart nimmt der junge Rennfahrer aus Katzenbach an der Deutschen Meisterschaft und der Weltmeisterschaft teil. Der erste Wettkampf startet schon bald...
Seine Mutter, sagt Baldur, könne den Start nicht mit anschauen. "Der ist am gefährlichsten, da passiert am meisten." Wenn 34 Karts nach dem Startschuss so richtig Gas geben und jeder der erste sein will, geht es ganz schön zur Sache. Angst habe er nicht, aber "vor der ersten Kurve hat man schon Respekt", sagt der 17-Jährige. Bis zu 180 Stundenkilometern hat er es in seinem Kart schon gebracht.
Baldur Bahn ist ein echtes Nachwuchs-Talent des Motorsportclubs Bad
Brückenau (MSC). Im Jahr 2011 gewann der schmale junge Mann aus Katzenbach die süddeutsche Meisterschaft - bisher sein größter Erfolg. Doch Baldur hat noch lange nicht genug. Am 20. April startet er beim Rennen der Deutschen Meisterschaft: Zehn Rennen an fünf Wochenenden. Volles Programm.
Mit Ehrgeiz in die Saison "Unter den ersten zehn will ich schon sein", steckt sich Baldur ein ehrgeiziges Ziel.
Gernot Riemey, zweiter Vorsitzender des MSC, ist begeistert vom Nachwuchs-Sportler: "Der zieht das richtig durch, das gefällt mir an so jungen Kerlen!" Als er vier Jahre alt war, nahm ihn sein Onkel auf die Rennstrecke mit, erinnert sich Baldur. Damals hat er Feuer gefangen. Zwei Jahre später drehte er seine ersten Runden, freilich noch im Bambini-Kart.
"Ich weiß noch, wie Baldur bei uns angefangen hat mit Slalom fahren", lacht Riemey und schlägt dem Teenager
auf die Schulter. Eine ganze Gruppe Kinder, deren Väter früher mal im Motorsport aktiv waren, sollten nun beim MSC fahren. Die wenigsten blieben dabei. Baldur schon, obwohl seine Familie zunächst gar nichts mit Motorsport am Hut hatte.
"Ich bin nie solche Rennen gefahren", sagt Vater Manfred Bahn. Erst durch den Schwager sei er überhaupt mit dem Sport in Kontakt gekommen.
So sehr in Kontakt, dass seine Hände ganz schwarz sind von Schmiere und er sich Wochenende um Wochenende um die Ohren schlägt, um den Sohn zu seinen Rennen zu begleiten.
Ein kostenspieliges Hobby Das kostet. 20.000 Euro brauche man mindestens für eine Saison, rechnet Bahn vor, der als Bauleiter in Ulm arbeitet. Ein Kart kostet 8000 Euro, der Helm 1080 Euro, ein Satz Reifen 250 Euro.
"Pro Rennen geht ein Satz Reifen drauf", stellt Baldur fest. Das macht drei bis vier Reifensätze an einem Wochenende. Die europäische Meisterschaft lässt die Familie "aus finanziellen Gründen" auch aus.
Bei der Weltmeisterschaft will Baldur aber auf jeden Fall mitfahren. Qualifiziert hat er sich für die Rennen, die unter anderem in Frankreich, Portugal und Bahrain stattfinden, schon im vergangenen Jahr: Baldur fuhr bei der Deutschen Meisterschaft auf Platz
17, bei der Süddeutschen Meisterschaft auf Platz 7 und bei der Norddeutschen Meisterschaft sogar auf den dritten Platz.
Auch beruflich hat sich Baldur für Motoren entschieden - er lernt Kfz-Mechatroniker beim Autohaus Wehner in Gefäll. Sein Privatleben gehört dem Motorsport. Fast. "Eine Freundin habe ich schon", sagt er etwas schüchtern. Aber zu den Rennen komme sie nicht mit.
Vater Bahn versteht das. "Da kann immer was passieren", sagt er.
Auch wenn die Familie schon seit Jahren ihre Wochenenden auf Rennen verbringt, ist das Risiko nicht zur Routine geworden: "Man gewöhnt sich nie daran, weil es der eigene Sohn ist."