Laut dem Europäischen Gerichtshof unternimmt Deutschland zu wenig für den Grundwasser-Schutz. Im Kreis haben einige Kommunen die Belastung bereits gesenkt.
In Motten höher, in einigen Gemeinden geringer, in den meisten Kommunen konstant: So lässt sich der Trend bei den Nitrat-Werten im Trinkwasser des Landkreises
Bad Kissingen zusammenfassen. "Das ist ein langfristiger Prozess", kommentiert Leonhard Rosentritt, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen, den Kampf gegen zu hohe Nitrat-Werte. Ihn hat das Urteil des Europäischen Gerichtshofes gegen die Bundesrepublik in dieser Woche nicht überrascht: "Es war ja lange genug bekannt, dass das Verfahren läuft." Aus seiner Sicht hat sich einiges getan, trotzdem bleibt die Lage im Süden und Osten des Landkreises schwierig.
"Das größte Problem sind die geringen Niederschläge", sagt Rosentritt. Zum einen würden in trockenen Jahren die Pflanzen nicht richtig wachsen und dadurch weniger Nährstoffe aufnehmen, zum anderen wird das Grundwasser weniger stark verdünnt. Hinzu komme die Geologie: In Franken sammelt sich das Wasser in Muschelkalk, Keuper und Buntsandstein. Umso wichtiger seien die Initiativen mehrerer Kommunen, Grünstreifen um die Brunnen aufzukaufen oder Felder an Bio-Landwirte zu verpachten: "Alles, was ich vom Grundwasser fern halte, ist natürlich positiv."
Gutes Beispiel ist die Gemeinde Thundorf ganz im Osten des Landkreises: Dort sank der Nitrat-Wert innerhalb von drei Jahren von 27,2 auf aktuell 17,2 Milligramm pro Liter (mg/l). "Die Zone 1 wird gar nicht mehr landwirtschaftlich genutzt", berichtet Bürgermeister Egon Klöffel über einen Grün-Streifen rund um den Brunnen, den die Gemeinde mäht. Zudem gebe es die üblichen Auflagen im Wasserschutzgebiet, und: "Bei einem Acker in Gemeindebesitz haben wir festgelegt, dass er nach Ende der aktuellen Pachtzeit an einen Bio-Betrieb verpachtet wird."
Auf niedrigem Niveau melden die Stadtwerke Bad Brückenau einen weiteren Rückgang von 6,5 auf 5,8 mg/l Nitrat im Trinkwasser. "Dies zeigt deutlich die Wirksamkeit unseres Wasserschutzgebietes und auch, dass die dortigen Auflagen von den Landwirten akzeptiert und eingehalten werden", sagt Björn Fröhlich von den Stadtwerken. Auch die Bad Kissinger Stadtwerke arbeiten zum Schutz ihrer sechs Brunnen eng mit Landwirten zusammen.
In Euerdorf gibt es seit Jahren für die Quelle auf Sulzthaler Gemarkung Vereinbarungen mit Landwirten. Ergebnis: Die Nitratwerte sanken von 42,8 im Jahr 1998 auf 30,9 mg/l im Jahr 2016, lediglich 2017 ging es wieder leicht nach oben. Dass in Motten der Nitratwert von 3,7 auf 14,0 mg/l anstieg, hat einen einfachen Grund: Die beiden nitratarmen Quellen (3,4 und 4,8 mg/l) wurden erneuert. In wenigen Wochen wird laut Verwaltung wieder Quellwasser eingespeist, dann reduziere sich der Nitratgehalt. Verträge mit den Landwirten hat auch die Gemeinde Fuchsstadt. Trotzdem muss sie ihr Wasser mit dem aus Hammelburg mischen, um einen Nitratwert von 33,0 mg/l zu bekommen - immer noch der höchste im Landkreis, aber noch unter dem Grenzwert von 50 mg/l.
Neue Dünge-Verordnung
Die gezielte Zusammenarbeit mit Landwirten scheint sich eher zu bewähren als die allgemeine gesetzliche Regelung: "Eine Veränderung der Nitratwerte aufgrund der neuen Düngeverordnung ist bis jetzt in unseren Einzugsgebieten noch nicht festzustellen", berichtet etwa Anja Binder, Geschäftsführerin der Stadtwerke Hammelburg.
Bei den Landwirten kommt die neue Verordnung nicht gut an: "Der bürokratische Mehraufwand ist groß", berichtet Georg Scheuring vom Bayerischen Bauernverband. Zudem befürchtet er, dass kleinere Betriebe ihre alten Maschinen nicht mehr verwenden können. Beim Umfang der Düngung dagegen sieht er keine großen Einschränkungen: "Wir haben bei uns in der Region sicher nicht zu viel Gülle." Das bestätigt auch die langjährige Kreisbäuerin Rita Jörg: Ihr Betrieb in Schondra hält rund 100 Milchkühe und bewirtschaftet 140 Hektar Land. "Da kriegen wir unsere Gülle ohne Probleme unter." Auch Jan Röger vom Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten Bad Neustadt, verweist auf wenig intensive Tierhaltung in der Rhön: "Da fällt viel weniger organischer Dünger an, als der Boden aufnimmt." Wenn Landwirte stichprobenartig auf Einhaltung der neuen Düngeverordnung kontrolliert werden, gebe es nach seiner Kenntnis keine großen Beanstandungen.