Erstmals haben die Steinacher ihre Kirmes und das Marktfest an einem Wochenende veranstaltet. Was zunächst als Experiment gedacht war, hat sich als Erfolg entpuppt. Das abwechslungsreiche Programm punktet bei den Besuchern.
Menschen drängen sich durch die Riemenschneiderstraße. Sie bleiben stehen, schwatzen, schauen sich etwas an, gehen weiter. Es ist Marktfest und richtig Betrieb. Sämtliche Tische vor dem ehemaligen Rathaus sind besetzt. Auf der Bühne singen die drei Musiker der Gruppe Spilk vom "Rehragout", später tritt hier der Kabarettist Fredi Breunig auf.
Nur wenige Meter weiter hat Stephanie Stahl aus Windheim ihren Stand aufgebaut. Dieser ist dicht umringt.
Neugierige Kinderblicke verfolgen das Geschehen. Schließlich verschönert Stephanie Stahl Kinderarme mit Glitzertatoos. So auch den von Selina aus Haard. "Ich lasse mir ein Feuerherz aufmalen", sagt die Neunjährige. Dann ist das nächste Kind an der Reihe und sucht sich als Motiv einen Delfin aus. "Das ist der Renner heute", so Stephanie Stahl.
Panzerfaust im Alten Forsthaus
Ähnlich gut besucht ist das Alte Forsthaus. Dort ist die Ausstellung "Kampf um Steinach" zu sehen, die der Heimatverein recherchiert und zusammengestellt hat. Auffallend viele junge Leute betrachten die Bilder, interessieren sich für die Geschichten. Ältere hingegen stehen in Grüppchen zusammen und geben Erinnerungen und Erzählungen weiter.
"Das geht schon den ganzen Nachmittag so", sagt Harald Schneider.
Der Zahlbacher ist mit seiner privaten Sammlung bestehend aus Geschosshülsen und soldatischen Ausrüstungsgegenständen ebenfalls Teil der Ausstellung. Besonderes Interesse findet die alte Panzerfaust, die er mitgebracht hat. Besucher Manfred Albert aus Premich hingegen lässt sich die alte Gasmaske zeigen. "Meine Exponate stammen alle hier aus der Gegend", erzählt Harald Schneider.
Einige wurden bei Bauarbeiten ausgegraben, andere in alten Häusern und Scheunen gefunden. "Aber es werden zunehmend weniger", sagt der Hobbysammler.
Kriegsgerät und Geländewagen
Auch vor dem Forsthaus wird Geschichte lebendig. Zwei alte Geländewagen und anderes Kriegsgerät stehen davor, sorgsam bewacht von mehreren historisch Uniformierten. Einer davon ist Martin Heinlein.
Der Hobbyhistoriker aus Hammelburg erforscht die Befreiung des Kriegsgefangenenlagers Hammelburg. Für das Steinacher Marktfest hat er ein besonderes Exponat mitgebracht: einen amerikanischen Geländewagen Willys MB Baujahr 1943. "Den habe ich vor vier Jahren als Schrotthaufen in Österreich gekauft und seitdem aufwendig restauriert", erzählt er.
Kirmes trifft Marktfest
Bei den Marktbesuchern kommt der Wagen gut an.
Einige wollen sogar darin Probesitzen. So auch Natascha Maier aus Erlangen, die derzeit ihren Urlaub in der Gegend verbringt. "Man sitzt darin erstaunlicherweise bequem", sagt sie und probiert auch noch einen amerikanischen Stahlhelm. Martin Heinlein erzählt viel Wissenswertes, auch über die Ausrüstung der Amerikaner, ihre Fahrzeuge und Uniformen. "Viele fragen nach dem Essen", sagt er und kramt eine Kiste hervor.
"Damit wurden die sogenannten K-Rationen verteilt, von denen sich die Soldaten ernährten. Auch Corned Beef war darin", erzählt er.
"Es läuft super", freut sich Maria Koch über den gut besuchten "Stänicher Kirmesmoat". Sie ist in der Gemeindeverwaltung Bad Bocklet für das Marktwesen zuständig. "Ohne Arnold Hüter und den Vereinsring hätten wir das nicht so toll hinbekommen", sagt sie.
Ursprünglich fanden Kirmes und Marktfest unabhängig voneinander statt. Das war zuletzt aber nicht mehr so erfolgreich. Nun ist mit dem Kirmesmoat eine neue Variante entstanden. "Die Vereine haben sich um das Programm gekümmert und ich mich um die Marktstände", erzählt Maria Koch.
Kunst, Kultur, Oldtimer
Ihr war diesmal besonders wichtig, dass es ein vielfältigeres Angebot gibt.
Sie konnte einige Kunsthandwerker gewinnen, die die Besucher auf dem Steinacher Marktplatz mit allerhand Selbstgemachten aus Ton, Holunder und anderen Früchten, aus Steinen und Holz überraschten. Mittendrin sorgten die "Spräublöäser aus der Rhön" für gute Stimmung und so manchen Lacher. "Uns war wichtig, dass auf dem Markt für jeden etwas angeboten wird, auch für die Männer", erzählt Maria Koch.Für die wurde extra eine
Oldtimer-Ausstellung mit alten Bulldoggs, Motorrädern und Automobilen organisiert. Der Zuspruch der Besucher gibt ihr Recht: Das neue Konzept ist aufgegangen.