Helal Abdulghani, ein junger Flüchtling, hilft mit Begeisterung in Brückenaus Kramlädchen. Er versucht sich so, ein Stück Normalität in seinen Alltag zu holen. Die Helferinnen freuen sich über die Arbeitsfreude des Syrers.
Im Caritas-Kramlädchen in der Kirchgasse arbeiten zahlreiche ehrenamtliche Helfer mit und verkaufen Kleidung und Haushaltsgegenstände. Auch ein junger Flüchtling aus Syrien packt tatkräftig mit an. Er ist Vermittler zwischen den Sprachen und versucht sich ein Stück Normalität in seinen Alltag zu holen.
In seiner Heimatstadt Aleppo habe er zwei Jahre Jura studiert, bis der Krieg kam, erzählt der junge Syrer Helal Abdulghani lächelnd und legt
dabei äußerst gekonnt eine Herrenhose zusammen. Wer ihn genau beobachtet, entdeckt hinter seinem freundlichen Lächeln Traurigkeit. Schnell geht sein Blick wieder auf die Arbeit zurück. "Ich mag es nicht, herumzusitzen und nichts zu tun. Ich will arbeiten, egal ob für Geld oder umsonst. Hauptsache, ich habe etwas zu tun", erzählt er in gutem Englisch.
Immer für einen Spaß zu haben
Seit zwei Monaten
hilft er hier im Kramlädchen in Bad Brückenau ehrenamtlich. Er dolmetscht Englisch und Arabisch, räumt Regale ein, zerkleinert Kartons, trägt schwere Taschen vom Lager in den Verkaufsraum und ist auch immer für einen Spaß zu haben. Gemeinsam mit den ehrenamtlichen Helferinnen packt er ordentlich an. Sie sind alle froh, dass Helal sie so tatkräftig unterstützt.
"Man hilft sich, wo man kann", erklärt Gisela Hofbauer, die dem jungen Syrer eine Wohnung vermittelt hat. Eine Arbeit strebt der 23-Jährige auch an. Mit Helal zusammen hat ein weiterer junger Mann die letzten zwei Monate im Kramlädchen geholfen, allerdings habe er eine Arbeit in einer anderen Stadt bekommen und ist umgezogen.
Helga Vierheilig vom Caritas-Verband, Landkreis Bad Kis singen, wurde durch die Flüchtlingsberaterin Daniela Schad auf die jungen
Männer aufmerksam. Helal und sein Freund fragten bei ihr nach, ob sie sich nützlich machen könnten. "Helal ist eine große Unterstützung, denn mit Händen und Füßen klappt die Verständigung auch nicht immer", betont Vierheilig, "ein weiterer junger Mann hat sich angekündigt und möchte ebenso helfen." Im Verkaufsraum des Kramlädchens herrscht geschäftiges Treiben.
Der größte Ansturm ist schon vorbei, aber den ganzen Nachmittag über, zwischen 14 und 17 Uhr, kommen Menschen, der Raum füllt sich und wird wieder leerer. Und immer eine freundliche Begrüßung, sie scheinen ihn hier zu kennen und suchen seinen Rat. Helal, der, wenn er selbst nicht weiterweiß, ruft eine der ehrenamtlichen Frauen zu sich.
Freundschaftlich und familiär
Der Umgangston ist
freundschaftlich, fast familiär. Das ist es, was ihm fehle, meint Helal. Seine Familie musste er zurücklassen in Syrien. Seine Eltern haben ihm 3000 Euro für die Flucht gegeben. "Ich würde gerne weiterstudieren. Aber ich brauche Geld, und ich möchte niemandem auf der Tasche liegen, weder dem Staat noch sonst irgendwem. Deshalb will ich arbeiten", sagt Helal.
Viele Flüchtlinge kommen in den Laden der Caritas, wo sie sich eine Grundausstattung zulegen.
Sie erhalten einen Zettel, auf dem genau aufgelistet ist, was sie sich aussuchen dürfen. Die Helferinnen haken ab, was sie sich zusammengesucht haben und reichen die Liste dann weiter zur Dokumentation. Für wenig Geld können sie zudem weitere Kleidung und Haushaltsgegenstände erstehen. Viel zu tun gibt es auch hinter den Kulissen. Denn alles, was es im Laden gibt, wird von der Bevölkerung gespendet.
"Das macht richtig Spaß, wenn gute Sachen zum Vorschein kommen", so Vierheilig erfreut. Leider wird die Freude auch immer wieder getrübt durch zerrissene oder verdreckte Bekleidung. "Das ist natürlich unnötige Arbeit für uns, die wir uns sparen könnten", erklärt Vierheilig. Daher sei es ein großer Wunsch, nur Sachen zu spenden, die in einem ordentlichen und sauberen Zustand sind.
Viele Spenden
Seit zehn Jahren gibt es das Kramlädchen jetzt hier, und glücklicherweise konnte die Caritas seit Mai dieses Jahres einen weiteren Raum im Gebäude mit anmieten, denn die vorhandenen seien aus allen Nähten geplatzt, meint Vierheilig: "Wir haben viele Spenden, vor allem im Zuge der neuen Flüchtlingsströme, und die müssen wir natürlich verstauen." Tatsächlich kommen weniger hiesige
Personen, die früher gerne gekommen sind. Vielen sei es zu voll und zu stürmisch, meint Hofbauer, und natürlich haben viele auch Vorurteile gegenüber den Flüchtlingen. Sehr schade, finden die freiwilligen Helferinnen, denn auch sie haben ihre Erfahrungen im Umgang mit der fremden Kultur machen müssen. Es ist im Nachgang immer eine Bereicherung, sagt eine der Frauen zwinkernd, "wir müssen manchmal auch härter durchgreifen, denn andere Länder, andere
Sitten". In sechs Monaten, meint Helal, könne er richtig Deutsch sprechen, und allerspätestens dann werde er arbeiten. Außerdem wolle er in eine größere Stadt ziehen, nach Kassel, er sei jung und möchte auch etwas erleben. Das Geld für die Flucht möchte er seinen Eltern dann auf jeden Fall zurückzahlen.