Zum ersten Mal lässt die Stadt die Ausstattung und Personalstärke aller Feuerwehren erfassen. Das Ergebnis zeigt einen großen Investitionsbedarf.
Das Feuerwehrwesen wird die Stadt in den kommenden Jahren einiges an Geld kosten. Denn es gibt einen großen Nachholbedarf an Investitionen. Das legt der Feuerwehrbedarfsplan offen. Die Defizite ähneln sich über alle Stadtteile hinweg.
Philipp Renninger und Christof Frank vom Brandschutzplanungsbüro Renninger haben für alle Feuerwehren im Stadtgebiet den Stand der Ausrüstung und die personelle Situation erfasst. Demnach müssen für viele Feuerwehren in den kommenden Jahren neue Fahrzeuge beschafft werden, da die jetzigen zumeist aus den 1980er Jahren stammen.
Doch die Feuerwehrgerätehäuser - mit Ausnahme des Hammelburger Standorts - sind schon für die jetzigen Wagen zu klein dimensioniert: Die Abmessungen der Tore und Stellplätze entsprechen nicht mehr der Norm. Es geht beengt zu, was laut den Experten die Unfallgefahr steigert.
Ein extremes Beispiel ist das Feuerwehrhaus in Obererthal, das aus dem Jahr 1950 stammt. "Das Gebäude ist nicht mehr als Gerätehaus geeignet", sagte Christof Frank bei der Vorstellung des Feuerwehrbedarfsplans. Das Feuerwehrauto kommt gerade so in die Garage rein. Außerdem sei das Gebäude nicht frostsicher und bei Regen laufe Wasser hinein.
Von "größeren Bauchschmerzen" sprach Frank ebenfalls beim Feuerwehrhaus in Gauaschach. Auch dieses ist sanierungsbedürftig, wobei sich für den Experten die Frage stellte, ob nicht ein komplett neuer Standort sowieso besser wäre. Das Feuerwehrgerätehaus in Morlesau verfügt weder über Heizung noch über einen Wasseranschluss. Bei dem Gebäude handelt es sich um einen denkmalgeschützten Bau aus dem 17. Jahrhundert.
Noch aus einem anderen Grund stellte sich für die Fachplaner die Frage, wie sich der Feuerwehrstandort in Morlesau entwickeln soll: Tagsüber sind in dem kleinen Ort kaum Feuerwehrdienstleistende verfügbar. Frank erklärte: "Mich würde es nicht wundern, wenn es die Feuerwehr in zehn Jahren nicht mehr gibt."
Keine einzige Feuerwehr im Stadtgebiet hat getrennte Umkleiden für Frauen. Oft sind die Umkleidemöglichkeiten generell nicht ausreichend und die Feuerwehrleute müssen sich die Schutzkleidung oft untereinander teilen, es gibt keine individuell zugeschriebene Ausrüstung - das alles ist nicht gerade zeitgemäß und fördert nicht die Attraktivität der Wehren.
Der Feuerwehrbedarfsplan macht ausgehend von einer Gefahren- und Risikoanalyse auch Vorschläge für die Ausstattung der einzelnen Wehren. Er identifiziert zum Beispiel das Gewerbegebiet in Westheim als den Gefährdungsschwerpunkt im Stadtgebiet und empfiehlt zusätzliche Löschwasserkapazität für die dortige Feuerwehr, da die Hammelburger Feuerwehr laut der Analyse das Gewerbegebiet nicht innerhalb einer Hilfsfrist von zehn Minuten erreichen kann - gemessen ab Meldungseingang bei der alarmauslösenden Stelle.
Der Feuerwehrbedarfsplan ist in Zusammenarbeit mit den Feuerwehren entstanden. Deren Vertreter waren bei einem Workshop im vergangenen Jahr eingebunden. Dort wurde zum Beispiel die Idee einer gemeinsamen Jugendfeuerwehr diskutiert. Weitere Gespräche sollen nun folgen, um mit den Feuerwehren eine Priorisierung der Maßnahmen festzulegen, wie Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) erklärte. Der Feuerwehrbedarfsplan soll in fünf bis zehn Jahren umgesetzt sein.
Dass mit dem Konzept nicht mehr "ins Blaue" geplant werden kann, nannte Alexander Marx als einen Vorteil. Der Kommandant der Gauaschacher Feuerwehr sagte auf Nachfrage, dass es wichtig sei, dass der Plan auch umgesetzt werde. Die Feuerwehr sei eine Pflichtaufgabe der Kommunen.