Eisdiele, Kupferkanne, Bayerischer Hof: Die Bahnhofstraße war einst die Vergnügungsmeile. Die Discozeit der 1970er Jahre bleibt unvergessen.
Die Anfänge lassen sich bis in die letzte Hälfte der 1960er Jahre zurückverfolgen. Richtig zur vollen Blühte entwickelte sich das Nachtleben allerdings in den 1970er Jahren. Die Bahnhofstraße war damals die Ausgehmeile - und das in einer kleinen Stadt wie Hammelburg. Die Namen Eisdiele, Kupferkanne und Bayerischer Hof genießen bis heute einen legendären Ruf.
"Das waren bekannte Treffpunkte, weit über die Grenzen des Landkreises hinaus. Den Damen war bekannt, dass Hammelburg ein Garnisonsstandort mit jungen Soldaten war. Dementsprechend war auch der Andrang der weiblichen Jugend immens", erinnert sich Reimar Glückler.
Die Eisdiele, das war das - heute nicht mehr existierende - Gasthaus "Zum Löwen". Ab Ende der 1960er bis Ende der 1990er Jahre wurde im Saal der Gaststätte Musik aufgelegt. In den 1970er Jahren brachten die DJs die aktuelle Rockmusik nach Hammelburg - heute Klassiker zum Beispiel von den Stones oder Doors. Besucher mit langen Haaren prägten das Bild. Das Interieur war eher fränkisch-karg: Holzbänke und Fachwerk.
Es gab allerdings ein extravagantes Dekoobjekt: eine Kutsche. An die erinnern sich auch noch die Generationen aus der Zeit nach 1970, wenn sie gefragt werden, was ihnen zur Eisdiele einfällt. Die Kutsche ist übrigens bis heute erhalten geblieben. Sie ist im Depot des Stadtmuseums Herrenmühle aufbewahrt.
Die Eisdiele zog auch GIs, die in Bad Kissingen stationiert waren, nach Hammelburg. Die Eisdiele stand ihnen offen, was nicht für alle Lokale der Region galt. Der Ruf der Disco reichte sogar noch weiter, über den Landkreis hinaus.
Einen Kultstatus kann auch die Kupferkanne im früheren Kino zwischen Marktplatz und Bahnhofstraße für sich beanspruchen. Ihre Geschichte beginnt in den 1970er Jahren und endet ebenfalls Mitte der 1990er Jahre. Im Gegensatz zur Eisdiele ging es in der Kupferkanne gediegener zu. Der Inhaber legte Wert auf das Erscheinungsbild der Gäste. Schlips war anfangs Pflicht.
Auch die Musik unterschied sich zwischen den beiden Tanzlokalen. Vor allem die Hitparade wurde in der Kupferkanne gespielt. Damit verfolgten die beiden Discos zwei verschiedene Konzepte und bildeten zwei verschiedene Welten in der samstagabendlichen Unterhaltung. Die dritte Disco eröffnete in den 1970er Jahren im Bayerischen Hof. Die DJs Brian und Joe legten dort vor allem auf. Ein DJ, der Ende der 1960er Jahre die folgende Discozeit mitbegründete, war DJ Peter G. Er legt noch heute bei Veranstaltungen auf.