Münnerstadt
Energiewende
Ein Traumstart für die Genossenschaft
139 Gründungsmitglieder heben die "Friedrich Wilhelm Raiffeisen eG Münnerstadt " aus der Taufe. Martin Kuchler ist Aufsichtsratsvorsitzender, Franz Wüst erster Vorstand.

Aufsichtsräte und Vorstände (von links): Eberhard Mayer, Renate Kersten, Dieter Petsch, Robert Bauer, Franz Wüst, Johanna Düring, Günter Köth, Martin Kuchler, Franz Richter und Leo Pfennig. Foto: Thomas Malz
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Münnerstadt — Optimismus ist alles: "Im Jahr 2037 zum 25-jährigen Jubiläum werden hoffentlich Viele sagen: Ja ich war dabei, als die Genossenschaft gegründet wurde. Es war ein guter Tag." Mit diesen Worten begrüßte Franz Wüst, einer der vier Hauptinitiatoren, mehr als 100 Gäste in der Alten Aula.
Und es sollte ein guter Tag werden für die Genossenschaft. 139 Mitglieder, ein einstimmiges Votum über die Satzung, sieben Aufsichtsräte, die ebenso problemlos gefunden wurden wie die drei Vorstände und das alles in rund zweieinhalb Stunden - die Energiegenossenschaft Münnerstadt hat einen Traumstart hingelegt.
Nach dem Grußwort von Bürgermeister Helmut Blank (CSU) wurde Gunnar Gantzhorn von Agrokraft zum Versammlungsleiter gewählt. Die Firma aus Bad Neustadt hat bereits viele Projekte mit erneuerbaren Energien betreut und war Geburtshelfer bei der Gründung von über 30 Genossenschaften.
Ziele der Genossenschaft
"Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele." Und: "Das Geld des Dorfes dem Dorfe." Zwei Grundsätze von Raiffeisen, die auch für die Energiegenossenschaft Münnerstadt gelten sollen. Gunnar Gantzhorn erklärte noch einmal, worum es geht: Die örtlichen Potenziale zur Erzeugung von Energien aus erneuerbaren Energiequellen zum Wohle der Stadt erschließen und nutzen.
Wie gut so etwas funktionieren kann, zeigte Gunnar Gantzhorn am Beispiel Großbardorf auf, das er als "Vorzeigedorf" in punkto erneuerbare Energien bezeichnete. 15 Millionen Euro wurden dort in Projekte investiert bei gerade einmal 900 Einwohnern. Bei der Erzeugung von Strom in Höhe von 475 Prozent des Eigenbedarfs und bei 90 Prozent Wärmeerzeugung aus dem Biokraftwerk können man Großbadorf als fast energieautark bezeichnen.
Die Gründung einer Genossenschaft obliegt strengen Regeln, die auch in Münnerstadt einzuhalten waren. Den breitesten Raum nahm dabei die Vorstellung des Satzungsentwurfs ein. Gunnar Gantzhorn beschränkte sich auf die wichtigsten Punkte. Die Erfüllung des Satzungszwecks sei wichtiger als der Profit, erläuterte er. Gleichzeitig sei ein Genossenschaftsmitglied Eigentümer und Geschäftspartner (Kunde). Es gelte das Demokratieprinzip: "Ein Mensch hat eine Stimme, in der Genossenschaft zählt der Mensch", so Gantzhorn. Und zwar völlig unabhängig, ob er 100 Euro oder eine Million Euro investiert hat.
Zur Sprache kam dabei auch, dass in den ersten fünf Jahren kein Gewinn ausgeschüttet wird und dass die Kündigung eines Anteils (oder mehrerer) zum Jahresende erfolgen kann. Und zwar zwei Jahre zuvor. Und dann gibt es auch nur maximal den Nominalbetrag (also bei der Einzahlung von 100 Euro 100 Euro zurück).
Nachfragen waren zwischendurch immer wieder möglich und es wurde auch Gebrauch davon gemacht. So gab es beispielsweise Unklarheiten über den möglichen Ausschluss von Mitgliedern, die ihren Wohnsitz verlegt haben. Das decke sich nicht mit der Aussage in der Präambel, dass jeder Münnerstädter eingeladen ist, Mitglied zu werden. Man könne ja nicht wissen, wo man in ein paar Jahren wohnt, hieß es. Obwohl Gunnar Gantzhorn versicherte, dass wohl kein Ausschluss bei Wegzug erfolgen wird, gab es eine Abstimmung darüber, ob dieser Passus geändert werden soll. Außerdem solle nicht der Vorstand, sondern die Mitgliederversammlung in so einem Fall über den Ausschluss bestimmen. Die Vorschläge fanden aber keine Mehrheit, es blieb beim ursprünglichen Entwurf. Hintergrund der Formulierung ist wohl mehr, dem Vorstand im Extremfall die Möglichkeit zum Eingreifen zu geben.
Nachdem alle Fragen geklärt waren, folgte der einstimmige Beschluss über die Satzung. Die Anwesenden hatten nochmal Gelegenheit, die Beitrittserklärungen zu unterzeichnen, dann begann nahtlos die erste Generalversammlung. Einziger Tagesordnungspunkt: Die Wahl der Aufsichtsräte. Was nun folgte, zeigte erneut, wie gut die Gründungsversammlung vorbereitet worden war. Die Vorschlagsliste umfasste sieben Kandidaten, die sich einzeln vorstellten. Weil vorgesehen war, dass der Aufsichtsrat sieben Personen umfasst und keine weiteren Vorschläge aus den Reihen der Anwesenden kamen, konnte per Handzeichen votiert werden. Das Ergebnis war einstimmig.
"Eine tolle Truppe"
In der konstituierenden Sitzung galt es dann für die neu gewählten Aufsichtsräte, sich selbst zu organisieren und den Vorstand zu bestimmen. "Ich nehme es als Anerkennung und Ehre dafür, was zusammen mit vielen Helfern im Heimatspielhaus gelungen ist", sagte Martin Kuchler danach. Ihn hatten die Aufsichtsräte gebeten, den Vorsitz zu übernehmen. "Ich habe ja gesagt", erklärte Martin Kuchler. Bei so einer tollen Truppe sei ihm das nicht schwer gefallen. Sein Stellvertreter ist Dieter Petsch. Den für ihn ganz wichtigen Posten des Schriftführers übernimmt Renate Kersten, so Martin Kuchler.
Dann galt es nur noch, die drei Vorstände vorzustellen. Das sind Franz Wüst (1. Vorstand), Günter Köth (2. Vorstand) und Johanna Düring. Sie vertrete die Gruppe der unter 40-Jährigen, sagte Johanna Düring bei ihrer Vorstellung.
"Wir können uns gerne einmal selbst auf die Schulter klopfen", meinte Martin Kuchler, der er herausragend fand, dass 139 Münnerstädter den Mut gefunden hatten, die Genossenschaft zu gründen.
Dann hatte Franz Wüst noch zwei gute Nachrichten: Die Liste der Gründungsmitglieder bleibt bis zum 31. Oktober offen. Wer noch Gründungsmitglied werden will, kann sich bis dahin bei Bernd Eckert zu den Öffnungszeiten der Stadtverwaltung melden (2. Obergeschoss im Rathaus).
Ebenso nach dem Vorbild Raiffeisens gegründet wurde die frühere Raiffeisenbank, heute VR Bank Bad Kissingen-Bad Brückenau. Die VR Bank werde der Genossenschaft im Obergeschoss ihrer Filiale in Münnerstadt einen Raum zur Verfügung stellen, sagte Franz Wüst. Dafür dankte er dem anwesenden Vorstand der VR Bank Bad Kissingen-Bad Brückenau, Hans Beudert, ganz besonders.
Gunnar Gantzhorn gab den Genossen einen Spruch Raiffeinsen mit auf den Weg: "Genossenschaften sind immer das, was menschliche Einsicht, geistige Kraft und persönlicher Mut aus ihnen machen."
Aufsichtsräte Bei der Gründungsversammlung der Friedrich Wilhelm Raiffeisen Energie eG Münnerstadt wurden von den Mitgliedern in den Aufsichtsrat gewählt: Martin Kuchler (Vorsitzender), Dieter Petsch (Stellvertreter), Renate Kersten (Schriftführerin), Leo Pfennig, Franz Richter, Eberhard Mayer und Robert Bauer.
Vorstand Bei seiner konstituierenden Sitzung hat der Aufsichtsrat drei Vorstände bestimmt: Franz Wüst (Vorsitzender), Günter Köth (Stellvertreter) und Johanna Düring. tm
Initiatoren Hauptinitiatoren und Vorbereiter waren Bernd Eckert, Eberhard Mayer, Günter Köth und Franz Wüst.
Und es sollte ein guter Tag werden für die Genossenschaft. 139 Mitglieder, ein einstimmiges Votum über die Satzung, sieben Aufsichtsräte, die ebenso problemlos gefunden wurden wie die drei Vorstände und das alles in rund zweieinhalb Stunden - die Energiegenossenschaft Münnerstadt hat einen Traumstart hingelegt.
Nach dem Grußwort von Bürgermeister Helmut Blank (CSU) wurde Gunnar Gantzhorn von Agrokraft zum Versammlungsleiter gewählt. Die Firma aus Bad Neustadt hat bereits viele Projekte mit erneuerbaren Energien betreut und war Geburtshelfer bei der Gründung von über 30 Genossenschaften.
Ziele der Genossenschaft
"Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele." Und: "Das Geld des Dorfes dem Dorfe." Zwei Grundsätze von Raiffeisen, die auch für die Energiegenossenschaft Münnerstadt gelten sollen. Gunnar Gantzhorn erklärte noch einmal, worum es geht: Die örtlichen Potenziale zur Erzeugung von Energien aus erneuerbaren Energiequellen zum Wohle der Stadt erschließen und nutzen.
Für die Stadt werde dadurch ein möglichst großer Anteil an Wertschöpfung gesichert. Die Projekte leisteten einen aktiven Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Und alle Münnerstädter könnten mitmachen.
Wie gut so etwas funktionieren kann, zeigte Gunnar Gantzhorn am Beispiel Großbardorf auf, das er als "Vorzeigedorf" in punkto erneuerbare Energien bezeichnete. 15 Millionen Euro wurden dort in Projekte investiert bei gerade einmal 900 Einwohnern. Bei der Erzeugung von Strom in Höhe von 475 Prozent des Eigenbedarfs und bei 90 Prozent Wärmeerzeugung aus dem Biokraftwerk können man Großbadorf als fast energieautark bezeichnen.
Die Gründung einer Genossenschaft obliegt strengen Regeln, die auch in Münnerstadt einzuhalten waren. Den breitesten Raum nahm dabei die Vorstellung des Satzungsentwurfs ein. Gunnar Gantzhorn beschränkte sich auf die wichtigsten Punkte. Die Erfüllung des Satzungszwecks sei wichtiger als der Profit, erläuterte er. Gleichzeitig sei ein Genossenschaftsmitglied Eigentümer und Geschäftspartner (Kunde). Es gelte das Demokratieprinzip: "Ein Mensch hat eine Stimme, in der Genossenschaft zählt der Mensch", so Gantzhorn. Und zwar völlig unabhängig, ob er 100 Euro oder eine Million Euro investiert hat.
Zur Sprache kam dabei auch, dass in den ersten fünf Jahren kein Gewinn ausgeschüttet wird und dass die Kündigung eines Anteils (oder mehrerer) zum Jahresende erfolgen kann. Und zwar zwei Jahre zuvor. Und dann gibt es auch nur maximal den Nominalbetrag (also bei der Einzahlung von 100 Euro 100 Euro zurück).
Nachfragen waren zwischendurch immer wieder möglich und es wurde auch Gebrauch davon gemacht. So gab es beispielsweise Unklarheiten über den möglichen Ausschluss von Mitgliedern, die ihren Wohnsitz verlegt haben. Das decke sich nicht mit der Aussage in der Präambel, dass jeder Münnerstädter eingeladen ist, Mitglied zu werden. Man könne ja nicht wissen, wo man in ein paar Jahren wohnt, hieß es. Obwohl Gunnar Gantzhorn versicherte, dass wohl kein Ausschluss bei Wegzug erfolgen wird, gab es eine Abstimmung darüber, ob dieser Passus geändert werden soll. Außerdem solle nicht der Vorstand, sondern die Mitgliederversammlung in so einem Fall über den Ausschluss bestimmen. Die Vorschläge fanden aber keine Mehrheit, es blieb beim ursprünglichen Entwurf. Hintergrund der Formulierung ist wohl mehr, dem Vorstand im Extremfall die Möglichkeit zum Eingreifen zu geben.
Nachdem alle Fragen geklärt waren, folgte der einstimmige Beschluss über die Satzung. Die Anwesenden hatten nochmal Gelegenheit, die Beitrittserklärungen zu unterzeichnen, dann begann nahtlos die erste Generalversammlung. Einziger Tagesordnungspunkt: Die Wahl der Aufsichtsräte. Was nun folgte, zeigte erneut, wie gut die Gründungsversammlung vorbereitet worden war. Die Vorschlagsliste umfasste sieben Kandidaten, die sich einzeln vorstellten. Weil vorgesehen war, dass der Aufsichtsrat sieben Personen umfasst und keine weiteren Vorschläge aus den Reihen der Anwesenden kamen, konnte per Handzeichen votiert werden. Das Ergebnis war einstimmig.
"Eine tolle Truppe"
In der konstituierenden Sitzung galt es dann für die neu gewählten Aufsichtsräte, sich selbst zu organisieren und den Vorstand zu bestimmen. "Ich nehme es als Anerkennung und Ehre dafür, was zusammen mit vielen Helfern im Heimatspielhaus gelungen ist", sagte Martin Kuchler danach. Ihn hatten die Aufsichtsräte gebeten, den Vorsitz zu übernehmen. "Ich habe ja gesagt", erklärte Martin Kuchler. Bei so einer tollen Truppe sei ihm das nicht schwer gefallen. Sein Stellvertreter ist Dieter Petsch. Den für ihn ganz wichtigen Posten des Schriftführers übernimmt Renate Kersten, so Martin Kuchler.
Dann galt es nur noch, die drei Vorstände vorzustellen. Das sind Franz Wüst (1. Vorstand), Günter Köth (2. Vorstand) und Johanna Düring. Sie vertrete die Gruppe der unter 40-Jährigen, sagte Johanna Düring bei ihrer Vorstellung.
"Wir können uns gerne einmal selbst auf die Schulter klopfen", meinte Martin Kuchler, der er herausragend fand, dass 139 Münnerstädter den Mut gefunden hatten, die Genossenschaft zu gründen.
Dann hatte Franz Wüst noch zwei gute Nachrichten: Die Liste der Gründungsmitglieder bleibt bis zum 31. Oktober offen. Wer noch Gründungsmitglied werden will, kann sich bis dahin bei Bernd Eckert zu den Öffnungszeiten der Stadtverwaltung melden (2. Obergeschoss im Rathaus).
Ebenso nach dem Vorbild Raiffeisens gegründet wurde die frühere Raiffeisenbank, heute VR Bank Bad Kissingen-Bad Brückenau. Die VR Bank werde der Genossenschaft im Obergeschoss ihrer Filiale in Münnerstadt einen Raum zur Verfügung stellen, sagte Franz Wüst. Dafür dankte er dem anwesenden Vorstand der VR Bank Bad Kissingen-Bad Brückenau, Hans Beudert, ganz besonders.
Gunnar Gantzhorn gab den Genossen einen Spruch Raiffeinsen mit auf den Weg: "Genossenschaften sind immer das, was menschliche Einsicht, geistige Kraft und persönlicher Mut aus ihnen machen."
Aufsichtsräte Bei der Gründungsversammlung der Friedrich Wilhelm Raiffeisen Energie eG Münnerstadt wurden von den Mitgliedern in den Aufsichtsrat gewählt: Martin Kuchler (Vorsitzender), Dieter Petsch (Stellvertreter), Renate Kersten (Schriftführerin), Leo Pfennig, Franz Richter, Eberhard Mayer und Robert Bauer.
Vorstand Bei seiner konstituierenden Sitzung hat der Aufsichtsrat drei Vorstände bestimmt: Franz Wüst (Vorsitzender), Günter Köth (Stellvertreter) und Johanna Düring. tm
Initiatoren Hauptinitiatoren und Vorbereiter waren Bernd Eckert, Eberhard Mayer, Günter Köth und Franz Wüst.