Ebenhäuserin Franziska ist glücklich in Brasilien

4 Min
Franziska ist für ein Jahr mit dem Verein für internationalen Jugendaustausch (YFU) nach Brasilien gereist. Dass sie dort sehr glücklich ist, zeigt auch das Foto von Franzi (links) mit ihrer Gastschwester Amanda Pereira Brandão am Strand von Marataízes. Foto: Gisele Vieira Pereira Brandão
Franziska ist für ein Jahr mit dem Verein für internationalen Jugendaustausch (YFU) nach Brasilien gereist. Dass sie dort sehr glücklich ist, zeigt auch das Foto von Franzi (links) mit ihrer Gastschwester Amanda Pereira Brandão am Strand von Marataízes.  Foto: Gisele Vieira Pereira Brandão
MGO-Grafik
MGO-Grafik
 

Ebenhausens Franziska Schubert ist für fast ein Jahr in Brasilien. In den ersten drei Monaten hat sich die 15-Jährige prima eingelebt, sie ist begeistert.

"Es ist einfach unbeschreiblich", schwärmt Franziska Schubert aus Ebenhausen. Die 15-Jährige ist als Austauschschülerin mit dem Verein Youth For Understanding (YFU, ein Verein für Jugendaustausch) seit fast drei Monaten am anderen Ende der Welt in Brasilien (wir berichteten). Noch bis Juli 2017 wird sie in Marataízes bleiben. Danach wird sie wieder nach Münnerstadt aufs Gymnasium gehen.
Franziska ist glücklich.

"Natürlich vermisse ich meine Familie, vor allem Mama und Papa und meine Freunde. Und ich denke oft an sie. Aber solange ich hier glücklich bin, und mich wohl und zuhause fühle, habe ich kein Heimweh", schreibt Franziska dieser Zeitung.


Tolle Ankunft

Schon ihre Ankunft Anfang August in Brasilien war toll, berichtet sie. Nach ein paar Tagen Vorbereitung mit Austauschschülern aus aller Welt in Sao Paulo ist sie nach Vitória geflogen. Dort haben ihre Gastmutter und die 13-jährige Gastschwester sie empfangen. "Beide waren von Anfang an super nett zu mir, und wir haben es trotz der Sprachschwierigkeiten (Portugiesisch) geschafft, uns zu unterhalten", berichtet Franziska. In Marataízes angekommen, lernte sie den Rest der Familie kennen: den Vater, den 18-jährigen Bruder und die vierjährige Schwester. "Ich wurde von allen sehr herzlich und offen aufgenommen, und genauso war es mit der ganzen großen Verwandtschaft und allen Leuten, die ich in der darauf folgenden Zeit kennengelernt habe", betont Franziska.
"Ich begegne hier überall netten Menschen: in der Schule, auf Festen, im Supermarkt, im Bus, einfach überall. Und ich werde sehr häufig angesprochen. Die Leute interessieren sich sehr für mich und für Deutschland. Ich habe noch niemanden kennengelernt, der nicht gleich am Anfang das 7:1 im Fußball erwähnte! Aber die Brasilianer nehmen das Ergebnis jetzt auf jeden Fall mit Humor." Vor allem in der Klasse, in der Sprachschule und beim Tanzen fiel es ihr sehr leicht, Anschluss zu finden. Das liegt daran, so meint Franziska, dass alle neugierig sind, aber auch weil die Brasilianer unglaublich hilfsbereit und rücksichtsvoll sind.

"Ich habe mit der Zeit sehr gute Freunde gefunden, mit denen ich immer reden kann und mit denen ich mich gerne treffe; und das ist für mich auch sehr wichtig, um mich mehr zuhause zu fühlen." Denn der Kontakt nach Hause soll nicht so oft gesucht werden, damit das Heimweh nicht zu groß wird, wurde den Familien der Austauschschüler empfohlen. "Aber das ist auch nicht sonderlich schwer, da meine Freunde und meine Familie viel Verständnis dafür aufbringen. Sowieso bekomme ich echt tolle Unterstützung aus Deutschland."


WhatsApp an die Eltern

Ungefähr alle ein bis zwei Wochen meldet sich Franziska bei ihrer Familie, berichten ihre Eltern Simone und Jürgen Schubert. Sie haben Franzis Wunsch akzeptiert, dass immer sie sich bei ihrer Familie meldet. Meistens bekommen sie eine WhatsApp von ihr und reagieren dann darauf. "Unabhängig davon schreibe ich an Franzi Briefe und Karten. Ich vermeide es aber, zu viele Fragen zu stellen, sondern versuche einfach nur zu berichten", sagt Simone Schubert.

Obwohl Franzi in Brasilien glücklich ist, hat sie natürlich auch mal einen schlechten Tag, "an dem ich richtig starkes Heimweh habe und ich mich am liebsten allein in meinem Zimmer verkriechen würde. Doch das kam zum Glück bisher nur selten vor, denn ich bin hier glücklich und habe Menschen gefunden, mit denen ich reden kann und die mich unterstützen .... Außerdem kann ich ja sehr gut und schnell Kontakt nach Deutschland haben, das hilft auch", schreibt sie.

Auch die Familie vermisst Franzi. In den ersten Wochen drehten sich die Gedanken der Eltern fast ständig um Franzi. "Auch jetzt nach fast drei Monaten, nachdem bei uns der ,Alltag' wieder eingekehrt ist, denke ich täglich an Franzi. Für mich ist es so eine Art ,Heimweh', oder besser Sehnsucht nach dem Kind. Aber ich denke, das ist normal als Mama", sagt Simone Schubert. "Für mich wird mit jeder Sprachnachricht oder jedem Bild, das wir von Franzi erhalten und auf dem sie freudestrahlend zu sehen ist, die Sache wesentlich leichter! Vor allem bin ich mächtig stolz darauf, was sie sich da zutraut", sagt Jürgen Schubert.


Beruhigendes Gefühl

Es ist ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass es ihr sehr gut gefällt und sie Familienanschluss gefunden hat. Rebecca vermisst ihre große Schwester schon sehr, auch Bruder Sebastian denkt oft an Franzi, besonders wenn tolle Bilder von Land und Leute geschickt werden.

Franziska hat bei der Gastfamilie ein eigenes Zimmer mit Bad. Sie muss relativ früh aufstehen, denn die Schule beginnt um sieben Uhr morgens und endet um 12 Uhr, berichtet sie. Sie musste sich erst an einiges gewöhnen, zum Beispiel die Schuluniform, den Umgang zwischen Lehrern und Schülern, die Atmosphäre in der Klasse usw. Aber es macht ihr viel Spaß, nicht nur weil sie nicht benotet wird, sondern weil es so ganz anders ist als in Deutschland. Nicht nur Weihnachten, auch die Sommerferien stehen in Brasilien vor der Tür. Wegen der Hitze sind die meisten Freizeitangebote erst abends. "Ich geh zum Beispiel an drei Abenden die Woche zum Tanzen und an den anderen zwei mit meiner Gastschwester in eine Sprachschule für Englisch." In der Mittagszeit ist Entspannung angesagt. Am Wochenende geht sie oft mit der Gastfamilie oder Freunden auf Feste, denn die Brasilianer feiern gerne. Oder sie trifft sich mit Leuten oder entspannt einfach.

Wie sie Weihnachten in Brasilien verbracht hat, berichtet Franziska Ende Dezember. Ihr Weihnachtspäckchen ist schon unterwegs, verrät ihre Mutter. Das größte Weihnachtsgeschenk macht Franziska sich aber selbst. Sie hat sich in ihren "Sommerferien" (Dezember bis Februar) für zwei Studienreisen entschieden, damit sie Land und Leute noch besser kennenlernt. Mutter Simone sieht Weihnachten ohne Franziska mit gemischten Gefühlen entgegen. "Wir werden natürlich ganz fest an sie denken und freuen uns, dass sie Gelegenheit hat das Alles von einer anderen Seite zu erleben."

Franzis Fazit: "Ich habe mich sehr gut eingelebt und es bisher noch nicht einmal bereut, das Abenteuer Auslandsjahr gewagt zu haben. Ich hatte schon viele tolle Erlebnisse, habe viel Neues kennengelernt und schon einige Erfahrungen gesammelt - es ist einfach unbeschreiblich. Ich hoffe, dass es weiter so läuft und ich noch viel erleben werde."