Der Hospizverein hat eine neue Adresse

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Strahlende Gesichter bei der Einweihung des neuen Hospizbüros.
Strahlende Gesichter bei der Einweihung des neuen Hospizbüros.
Pfarrerin Christel Mebert und Diakon Christoph Glaser segneten die neuen Räume des Kissinger Hospizvereins im Kapellenpfad. Fotos: P. Rauch
Pfarrerin Christel Mebert und Diakon Christoph Glaser segneten die neuen Räume des Kissinger Hospizvereins im Kapellenpfad. Fotos: P. Rauch
 

Der Hospizverein Bad Kissingen, 1994 von Dr. Barbara Mayerhofer gegründet und nun seit einigen Jahren von Dr. Reinhard Höhn geführt, ist umgezogen.

Seit August befindet sich die Geschäftsstelle nun im Kapellenpfad 3 in der Nähe des Liebfrauensees. Ursprünglich war der Verein, der heute über 230 Mitglieder zählt in der Hartmannstraße bei der Caritas beheimatet, später bezog er zwei Räume im Theresienstift in der Steinstraße, und nun ist er im Kapellenpfad angekommen.
130 Quadratmeter bieten Platz für vier Büros und einen Vortragsraum, denn alle aktiven haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter werden ständig geschult und auf ihre zukünftigen Aufgaben vorbereitet.

Lange Zeit wurden Tod und Sterben anonymisiert und tabuisiert, so Vorsitzender Dr. Reinhard Höhn. Bis in die siebziger Jahreseien die Hospizbewegung und Palliativmedizin noch völlig unbekannt gewesen. 1974 wurde die erste Palliativstation am Royal Victoria Hospital in Montreal/Kanada eröffnet und in den Folgejahren wurde auch die Betreuung von Schwerstkranken und Sterbenden zu einer zentralen ärztlichen Aufgabe. Im Umgang mit ihnen galt es auch über die Wahrheit am Krankenbett neu nachzudenken. Es galt Patienten wahrheitsgemäß aufzuklären, wohl wissend, dass Unwahrheit jedes Vertrauen zerstören kann und dem Patienten die Möglichkeit nimmt, "die letzten Dinge zu erledigen". In Köln eröffnete 1983 die erste Palliativstation in Deutschland, 1986 wurde in Aachen das 1. stationäre Hospiz gegründet und 2004 wurde an der Münchner Uni "Palliativmedizin" als Pflichtfach für Medizinstudenten eingeführt. Mittlerweile gibt es 1500 ambulante Hospizdienste - einen davon in Bad Kissingen.


Noch Defizite in Unterfranken

MdB Sabine Dietmar (SPD), gelernte praktische Ärztin betonte in ihren Grußworten, dass es dennoch gerade in Unterfranken mit der SAPV (der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung) noch hapere. Zwar habe der Gesetzgeber versucht, Rahmenbedingungen zu verbessern, aber der Wunsch nach einer Erhöhung der stationären Plätze sei dringender als je zuvor. Auf 60 000 Bewohner komme nur ein Palliativbett. Das seinen gerade einmal 22 Betten für ganz Unterfranken, erklärte Dittmar.

"Den inhaltlichen Ausführungen von Frau Dittmar ist nichts hinzuzufügen" betonte Landrat Thomas Bold (CSU). Man habe seitens des Landkreises bereits vor zwei Jahren versucht, mit dem Nachbarlandkreis Rhön-Grabfeld ins Gespräch zu kommen, aber man sei dort auf taube Ohren gestoßen. Derzeit strebe man eine Kooperation mit zwei Schweinfurter Kliniken an, um Bad Kissinger Palliativpatienten ein heimatnahes Haus zu bieten. Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) zeigte sich erfreut über die angenehme Atmosphäre und stellte fest: "Wir sind sehr froh, dass wir euch in den Mauern der Stadt haben".

Der ambulante Hospizdienst Bad Kissingen bietet Unterstützung durch regelmäßige Besuche bei Schwerkranken und Sterbenden zu Hause, in Pflegeeinrichtungen und Kliniken und vermittelt auf Wunsch noch weitergehende Hilfsmöglichkeiten. "Wir geben Informationen und Hilfe bei Fragen zur Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht und haben Zeit für Gespräche, aufmerksames Zuhören, stilles Teilnehmen und Mittragen einer schweren Situation" heißt es in der Eigenbeschreibung des Vereins.