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Der Campingplatz Rhönperle soll wiederbelebt werden


Autor: Ulrike Müller

Kothen, Dienstag, 04. Dezember 2012

Ralf und Carola Vogt haben den Campingplatz am Badesee in Kothen gekauft. Zusammen mit Familie Jahn wollen sie das Anwesen wieder hochbringen. Und am liebsten für immer in der Rhön bleiben.
Dream-Team: Carola (von links) und Ralf Vogt wollen gemeinsam mit Christine Portarulo den Campingplatz Rhönperle neu beleben. Das erklärte Ziel lautet, 40 Dauer-Camper auf den Platz zu holen. Fotos: Ulrike Müller


Seine Frau wollte schon immer nach Bayern ziehen, des halb fuhr Ralf Vogt eines Sonntagmorgens nach Kothen. Die beiden wollten einen Campingplatz kaufen. Schon seit Monaten haben sie immer wie der im Internet nach Plätzen gesucht, die zum Verkauf standen. Vogt erwartete, in Bayern auf Lederhosen und Federhüte zu stoßen. Fehlanzeige. "Ich musste feststellen, ich bin nicht in Bayern. Ich bin hier in Fran ken. In Unterfranken", sagt der hochgewachsene Mann mit einem Schmunzeln. Am nächsten Tag kam er wieder und brachte seine Frau gleich mit.

Der Campingplatz Rhönperle liegt idyllisch am Kothener Ba desee. Das Anwesen mitsamt Lebensmittelgeschäft und Sanitäranlagen gehörte Gudrun Hain. Ihre Schwester, Ingrid Jahn, betreibt mit ihrer Familie das Hotel und Restaurant Rhönperle gleich nebenan. Christine Portarulo ist hier aufgewachsen. Sie hatte ein inniges Verhältnis zu ihrer Tante Gudrun.

"Für mich war sie der tollste Mensch auf der Welt. Die Seele vom gan zen Ort."

An Neujahr ist Gudrun Hein verstorben. Sie hinterließ ihr Lebenswerk, den Campingplatz, der tief in den roten Zahlen steckte. Im Oktober wurde der Platz zwangsversteigert. Ein Münsterländer aus Greven kauf te das Anwesen. "Wenn Fa milie Jahn nicht wäre, hätte ich das alles nicht gemacht", sagt Ralf Vogt. Er hatte sich mit sei ner Frau noch andere Plätze angeschaut, aber "nirgends ist es so schön wie hier." Den beiden ist das soziale Umfeld wichtig. "Ich wollte nicht irgendwo im Wald allein auf einem Platz sitzen", begründet Carola Vogt die Entscheidung für Kothen. Und ihr Mann ergänzt: "Ich bin kein Gastronom. Da sind der Bäcker gegenüber und das Restaurant nebenan einfach perfekt."

Viele Investitionen geplant

Der Kauf ist Ende November amtlich geworden. "Wir sind gekommen, um zu bleiben", hofft Vogt auf einen guten Neuanfang. Im Frühling, wenn die Camper-Saison so richtig losgeht, will das Ehepaar nach Kothen ziehen. Vorher muss aber noch einiges gemacht werden. Das Wohnhaus soll saniert werden. Außerdem plant Vogt hinter dem Gebäude einen kompletten Neubau der Sa nitäranlagen für die Camper. Das kostet. Zwischen 200 000 und 250 000 Euro wollen die Vogts investieren. "Wir werden den Campingplatz schon wieder hochbringen", zeigt sich Carola Vogt optimistisch.

Ab 1. Dezember ist Christine Portarulo für die Betreuung des Camping-Platzes angestellt. "Ich freue mich, dass es mit dem Platz weitergeht", sagt die 35-jährige Mutter zweier Kinder. Schon während des Sommers schaute sie, ob auf dem Platz al les seine Ordnung hat. Sieben Tage die Woche. "Das war schon heftig. Aber die Camper geben einem das auch zurück." Zu ih rer Kommunion sammelten die Dauer-Camper Geld und schenkten ihr ein rotes Radio. Das wird sie nie vergessen. "Die kennen mich von klein auf", sagt Portarulo und fast unmerklich liegt so etwas wie Zärtlichkeit in ihrer Stimme.

Im Frühling wird Carola Vogt das Campingplatz-Team vervollständigen. Für die gelernte zahnmedizinische Verwaltungsangestellte ist das Neuland. "Ich bin gespannt, was auf mich zukommt." Die gemeinsame Tochter wird in Greven bleiben. Die 19-Jährige absolviert gerade ein freiwilliges soziale Jahr in ei nem Altenpflegeheim. "Nur wegen der Kinder sollte man nicht am alten Ort bleiben", sagt Carola Vogt. "Die gehen irgendwann sowieso aus dem Haus."

Ralf Vogt hat ursprünglich ei ne Ausbildung als Kaufmann gemacht. Mittlerweile ist der 53-Jährige selbstständig und viel unterwegs. "Ich wechsele für Kommunen den Sand auf öffentlichen Spielplätzen aus", beschreibt er sein Spezialgebiet. Auch aus diesem Grund liege Kothen für ihn optimal. "Ich bin schnell auf der Autobahn und kann ansonsten auch von zuhause aus arbeiten. Für den Campingplatz hat er ein erklärtes Ziel: "Ich will 40 Dauer-Camper hierher holen."

Eine Frage muss am Schluss noch gestellt werden. Warum zog es Carola Vogt Zeit ihres Le bens nach Bayern? "Das ist ir gendwie so gewachsen", sagt die zierliche Frau nachdenklich. "Ich glaub', ich bin im früheren Leben ein Bayer gewesen." Par don. Ein Franke natürlich. Ein Unterfranke.