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Bürgerprotest in Schildeck gegen den Betonbrecher


Autor: Ulrike Müller

Schildeck, Montag, 03. Juni 2013

Die Bürger von Schildeck wehren sich gegen eine Brechanlage für Beton und Asphalt im Gewerbegebiet, nur wenige hundert Meter vom Ort entfernt. Nun scheint ihr Protest Erfolg zu haben: Der Brecher kommt weg. Die Fragen aber bleiben.
Mitte Mai wurde noch Bauschutt auf dem Industriegebiet bei Schildeck zerkleinert. Nun soll der Brecher abtransportiert werden. Foto: Ralf Ruppert


Am Montag, 3. Juni, hatte es ihm schließlich gereicht, da ging Walter Fabinger zur Polizei und legte Beschwerde ein. Er war nicht der erste. Schon an Fronleichnam brachte ein weiterer Schildecker seine Bedenken gegen die Brechanlage vor, die den Ort nun schon seit einiger Zeit regelmäßig mit einer Staubwolke überzieht. Nun, der Brecher kommt weg. Er steht zum Abtransport bereit, wie Bürgermeister Bernold Martin (CSU) mitteilt. Offenen Fragen aber bleiben.

"Wir wollen nicht weiter in Schildeck vergiftet werden", sagt Fabinger. Zusammen mit einigen anderen Bürgern protestiert er gegen die Anlage. Seit Sommer 2012 brach die Firma Stolz aus Untererthal in unregelmäßigen Abständen Bauschutt, der von der alten Sinntalbrücke stammt. Zunächst hatte die Firma keine Genehmigung für die Arbeiten. Seit Ende Mai liegt eine Erlaubnis vor. Dass der Brecher nun abtransportiert werden soll, führt Martin zum einen auf seine Initiative zurück. Zum anderen habe die Firma Stolz ihm mitgeteilt, mit den Arbeiten fertig zu sein. Erst einmal, denn die Genehmigung gilt noch bis Mitte September.

Gesundheitliche Beschwerden

Die Polizeiinspektion Bad Brückenau habe die Beschwerden der Bürger an das Landratsamt weitergeleitet, berichtet Michael Herbert, Polizeioberkommissar. Dort wurden die Bedenken geprüft. Denn Rolf Wölfle, der den Bauschutt mit Hilfe eines Lack-Tests überprüft hat, hegt einen Verdacht. Er meint, Teer und Schwefel nachgewiesen zu haben. "Gesund ist das mit Sicherheit nicht!"

Thomas Schoenwald, Jurist am Landratsamt Bad Kissingen, versucht, der ganzen Angelegenheit etwas Wind aus den Segeln zu nehmen. "Solche Tests sind sehr unzuverlässig", sagt er und beschreibt, dass sich nach längerer Zeit auch bei teerfreiem Bitumen eine Verfärbung zeige, der Test also anschlage.

Zudem überprüfte Schoenwald aufgrund der Beschwerde die Analyse der Autobahndirektion Nord. Die nämlich muss nachweisen, was für Material sie zum Schreddern gibt. In diesem Prüfzeugnis vom 1. März 2012 finde sich der Nachweis, dass es sich um teerfreien Asphalt handelt, sagt Schoenwald. "Es gibt keinen Grund zu glauben, dass es anderes Material sein sollte."

Und Schwefel sei ohnehin im Bitumen vorhanden. Das mache den Asphalt aber nicht gleich gefährlich, führt Schoenwald weiter aus. Die Firma Stolz wollte keine Stellung beziehen. Schoenwald bezeichnete das Unternehmen aber als "nach unseren Erfahrungen sehr zuverlässig."

Kommunikation lief nicht gut

Das Vertrauen der Bürger aber ist nachhaltig erschüttert. "Wenn eine Firma, die eigentlich eine Genehmigung bräuchte - und das auch weiß -, keine hat, dann stellen sich Fragen", sagt Wölfle. Er selbst und seine Partnerin leiden seit einiger Zeit unter gesundheitlichen Problemen. "Schwindel, Reizhusten, Kopfschmerzen", nennt Wölfle einige Symptome. "Sechs bis sieben Leute hier sind krank. Und alle haben dieselben Symptome", glaubt Wölfle nicht an einen Zufall. Und Fabinger stört, dass ein Teil des Materials als Schotterweg zum ehemaligen Hühnerstall auf der Wiese beim Abersfelder liegt, direkt neben seinem Haus.

Auch wenn der Brecher jetzt erst einmal weg kommt, bleiben die Fragen. Und es bleibt die Kritik. Der Bürgermeister habe versäumt, die Menschen aufzuklären, sagt Wölfle. Die Bürger seien in ihrer Sorge direkt auf die Behörden zugegangen, immer mehr Nachbarn hätten bei ihm persönlich angerufen. "Das ist doch nicht unsere Aufgabe", hätte sich Wölfle eine bessere Kommunikation gewünscht. Im Gemeinderat am Diestag, 4. Juni, steht das Thema jedenfalls nicht mehr auf der Tagesordnung, wie der Bürgermeister bestätigte.