Die Stadtwerke setzen beim Thema Solarstrom auf Bürgerbeteiligung. Wer etwas Geld übrig hat, kann ab sofort in "Sonnen-Scheine" investieren.
Es dreht sich nach dem Licht, merkt, wenn es regnet, und wirft Schnee einfach ab. Die Rede ist nicht von einer intelligenten Kreatur, die vielleicht erst noch entdeckt werden will, sondern von einer Solar-Drehanlage. Die steht auf dem Hochbehälter für Trinkwasser nahe bei der Talbrücke Römershag. Jedes Mal, wenn das drehbare Panel wieder ein Stück weiter wandert, surrt es leise, wäh rend im Technikraum die Daten ein laufen, wie viel Energie die Lichtverhältnisse in diesem Mo ment hergeben.
Seit gut einem halben Jahr fängt die wetterwendische Solaranlage Sonnenstrahlen ein und lie fert nach den Worten von Stadtwerke-Chef Günter Schneider"erstaunlich viel mehr Energie" als herkömmliche Solaranlagen. Ungefähr 150.000 Kilowattstunden (KWh) bringt die Anlage pro Jahr ein, schätzt Andreas Miller, der als Techniker bei den Stadtwerken arbeitet.
"Damit kann man etwa 50 Haushalte versorgen."
Finanzierung über Sparbriefe Um die Solar-Förderung noch einmal mitzunehmen, haben die Stadtwerke heuer kräftig in Solarenergie investiert. Neben der Dreh-Anlage wurde auf den Dächern der Wasseraufbereitungsanlage und der neuen Lagerhalle - beide sind in Römershag - Solarzellen angebracht, insgesamt rund 600 Module. Das Projekt ist als Bürgeranlage gedacht, an der sich alle interessierten Bürger beteiligen können.
Und das funktioniert so: Für die drei Solaranlagen haben die Stadtwerke rund 250.000 Euro investiert. Die Bürger können sich an der Finanzierung beteiligen, indem sie für je 1000 Euro Sparbriefe bei der VR-Bank kaufen. Die so genannten "Sonnen-Scheine" haben eine Laufzeit von zehn Jahren und sind mit vier Prozent verzinst.
Nach Ablauf der zehn Jahre bekommen die Bürger ihr Geld plus Zinsen zurück und die Stadtwerke haben die Zeit, bis sich so eine Solaranlage rechnet, überbrückt, ohne einen Kredit aufnehmen zu müssen.
"Viele Bürger haben auf ihrem Haus nicht die Möglichkeit, Solarmodule anzubringen", sagt Schneider. Mit der Bürgeranlage könne jetzt aber jeder, der das wolle, in erneuerbare Energien investieren. Für Schneider ist die Bürgeranlage für Solarenergie ein Testlauf. "Wenn wir erst mal mit Windkraft anfangen, geht es gleich um mehrere Millionen Euro", blickt Schneider in die Zukunft.
Strompreise ziehen deutlich an Und noch etwas spricht der Chef der Stadtwerke an: "Auch wir müssen den Strompreis 2013 erhöhen." Detailliert beschreibt Schneider, wie sich die Erhöhung zusammensetzt. 1,69 Cent pro KWh werden durch die EEG-Umlage draufgeschlagen.
Dazu kommen 1,33 Cent, die der Netzbetreiber Eon für die Nutzung des vorgelagerten Netzes erhebt. 0,25 Cent beträgt die neue Umlage für Offshore-Windparks, die im Januar eingeführt wird. 0,18 Cent gehen zulasten der Privathaushalte, weil Großverbraucher und Industrie von der EEG-Umlage befreit sind. Und schließlich steigt die Umlage für Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) um 0,12 Cent. Mit der KWK-Umlage werden Blockheizkraftwerke gefördert. Am Ende steht ein satter Aufschlag von 3,57 Cent pro KWh für die privaten Haushalte.
"Die Bürgeranlage", sagt Schneider, "ist eine gute Idee, um die erhöhten Strompreise auszugleichen." Das stimmt natürlich. Vorausgesetzt, man kann sich die "Sonnen-Scheine" auch leisten.