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Bad Brückenauer Osterlicht brennt auf Sparflamme


Autor: Ulrike Müller

Bad Brückenau, Donnerstag, 28. März 2013

In christlichen Gemeinschaften laufen die Vorbereitungen für das Osterfest auf Hochtouren. In der Pfarreiengemeinschaft St. Georg müssen aber einige Gottesdienste gestrichen werden - es fehlt an Pfarrern.
Elisabeth Alferink lauscht dem Klang der Glocke der Marienkirche im Staatsbad. Am Ostern sollen dort wieder Gottesdienste stattfinden. Eigentlich...


Sie steht am Fenster und lauscht. Doch, die Glocke der Marienkirche im Staatsbad läutet. Endlich. Den ganzen Winter hatte Elisabeth Alferink darauf gewartet - und die Dinge schließlich selbst in die Hand genommen.

Alferink wohnt mit ihrem Mann Werner im Hirschen, mitten im Schlosspark. "Mit geschlossenem Fenster hört man die Glocke leicht, bei offenem deutlich", erzählt sie. Weil die Kirche nicht heizbar ist, finden im Winter keine Gottesdienste statt.

"Aber deshalb kann doch trotzdem die Glocke läuten", fand Alferink und schritt zur Tat. Und tatsächlich, nach einigen Gesprächen mit Dekan, Mesner und Kurverwaltung schallt wieder Glockenklang über die Häuser des Staatsbades.

Mit dem Osterfest beginnt der Gottesdienst-Betrieb in der Marienkirche wieder. Eigentlich. Denn seitdem Stadtpfarrer Alfred Bauer im vergangenen Jahr verabschiedet wurde, "weiß man nicht, wie es weitergeht". Alferink, die sich im Pfarrgemeinderat engagiert, kennt das Dilemma.


Drei Pfarrer auf sieben Stellen

Bis ein neuer Pfarrer kommt - und das kann dauern - unterstützt Dekan Michael Krammer die Pfarreiengemeinschaft St. Georg. Außerdem hat Pfarrer Karl Ebner eine halbe Stelle in der Malteserklinik. Und über Ostern hilft wieder der indische Pfarrer Akilan Arokiasamy aus. "Das sind drei Pfarrer für sieben Gottesdienst-Stelle", fasst Krammer zusammen. Und das ist einfach zu wenig.

Das Osterlicht brennt heuer also auf Sparflamme. Pfarrsekretärin Patricia Dernbach hat ausgerechnet, dass die katholischen Christen in Römershag und Volkers über die Feiertage im Vergleich zum Vorjahr auf insgesamt fünf Gottesdienste verzichten müssen. "Da wird ganz heftig gespart", sagt Krammer. Auch in seinen Gemeinden in Motten und Kothen werden Gottesdienste zusammengelegt.


Aushilfs-Pfarrer sind zu teuer

Die Christen müssen sich umstellen. "Aushilfen sind immer sehr teuer", erklärt Krammer, warum nicht einfach andere Geistliche, zum Beispiel von Klöstern, Dienste an wichtigen Feiertagen übernehmen. "Wenn man überlegt, was so im Klingelbeutel zusammenkommt..." Krammer führt den Satz nicht zu Ende. Aber dass in der Kirche nicht nur die Pfarrer knapp sind, sondern mitunter auch das Geld, ist kein Geheimnis.

Für die Marienkirche kann Dernbach aber Entwarnung geben: Ab Ostermontag fangen die Gottesdienste dort wieder an. "Im Moment sind zwar meistens Eucharistiefeiern ausgeschrieben, es kann aber zu Änderungen kommen, so dass ein Wortgottesdienst gefeiert wird", fügt die Pfarrsekretärin hinzu. Aber mit den Wortgottesdiensten ist das so eine Sache. "Ich beobachte, dass da weniger Leute kommen als zur Messe", erzählt Elisabeth Alferink. Sie selbst und ihr Mann seien noch mobil, aber "vor allem für die Kurgäste ist es schade".

Ob nun mit oder ohne Feier der Eucharistie - die Glocke ruft die Christen zum Gebet. Alferink, die schon duzende Male auf dem Jakobsweg gepilgert ist, hält eines fest: "Unsere Glocke klingt deutlich schöner als die in Santiago de Compostela."