Mit der mobilen Säge auf Tour
Autor: Julia Raab
Riedenberg, Sonntag, 20. Dezember 2015
Wenn sperriges Holz Probleme macht, rückt Sägemüller Daniel Hilfenhaus mit seinem fahrbaren Gerät an. Denn es gibt immer weniger Sägewerke in der Region. Holz wird heute meist industriell zugeschnitten.
Es kracht und kreischt im Hochseilgarten auf dem Volkersberg. Die alten Baumpfähle des Gerüstes haben ausgedient. Nach einer bestimmten Zeit müssen sie ersetzt werden, um Sicherheit für die Kletterer zu gewährleisten. Doch was soll man mit dem alten Holz anstellen? Verbrennen oder wiederverwerten? Für letzteres ist er da: Daniel Hilfenhaus besitzt eine mobile Säge. Er wird gerufen, wenn die Holzstämme zu sperrig sind oder vor Ort besser weiterverarbeitet werden können. Er stellt mit seiner mobilen Säge Lohnschnitt her, also Holz, das durch das Bearbeiten eine neue Funktion bekommt. Es wird zu Gebrauchsholz, beispielsweise zum Bauen verwendet oder zum Herstellen von Möbeln. Privatleute und Gemeinden beauftragen ihn oder er fertigt Sonderschnitte an. Im Großen und Ganzen handelt es sich dabei eher um kleinere Mengen Holz.
Schon seit zehn Jahren im Einsatz
Seit zehn Jahren arbeitet der gelernte Zimmerer jetzt mit seinem mobilen Sägewerk und er ist gefragt, denn es gibt in der Umgebung kaum mehr welche, die in Betrieb sind. Bis vor wenigen Jahrzehnten sah das anders aus: In nahezu jedem Ort gab es ein stationäres Sägewerk, das den teuren Rohstoff Holz bearbeitete. Doch aufgrund verschiedenere Faktoren gehören diese der Vergangenheit an. Der Beruf lebt zwar weiter, hat sich aber stark verändert. Heute wird Holz - mit wenigen Ausnahmen - industriell zugeschnitten. Das mobile Sägewerk, mit dem etwa Hilfenhaus unterwegs ist, gibt es seit 30 Jahren und ist dementsprechend eine abgewandelte Form der früheren. Diese waren ursprünglich in Mühlen beheimatet und wurden mit Wasserkraft angetrieben. Deshalb wird der Beruf Sägemüller genannt. Erst später dann, durch Dampfmaschinen oder Dieselmotoren, wurde das Sägewerk unabhängig von der Wasserkraft und wird heute durch Elektromotoren angetrieben.
Mühle umfunktioniert
Eine solche ursprüngliche Mühle steht in Riedenberg. Die "Untere Mühle" war vom Ende des 19. Jahrhunderts bis ins Jahr 1988 Heimat einer Säge. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie vor ca. 500 Jahren, im Jahre 1537 als Eisenhammer. Bis heute hat sie einige Funktionswechsel hinter sich, so ihr Besitzer Dr. Robert Römmelt, der auf dem Mühlengrundstück wohnt. Als Eisenhammer wurde sie benutzt, bis die Industrie die Eisenproduktion übernahm. Dafür wurde die Mühle umfunktioniert, um Getreide zu bearbeiten.
Zahlreiche Mühlen in der Region hatten solch einen Wandel hinter sich, manche spezialisierten sich beispielsweise auf die Papierherstellung, die Ölherstellung, das Dreschen, das Gerben oder das Sägen. "Durch den hohen Bauholzbedarf wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts in der "Unteren Mühle" schließlich eine Sägemühle eingerichtet", erklärt Römmelt. Neben einer stationären Dreschmaschine war dies ein weiteres Standbein der Familie Römmelt, die seit 1880 im Besitz der Mühle ist. Die Dorfbewohner besaßen oft eigenen Buchenwald, den sie abholzten und zur Mühle brachten, erinnert sich die Mutter von Robert Römmelt. Auch Schreiner ließen das Holz, für Treppen und Fenster beispielsweise, durch die Säge zuschneiden. Neben dem Sägen, Dreschen sowie der Mostherstellung kam 1914 eine weitere wichtige Funktion der Mühle hinzu: die Stromversorgung. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges schien in Riedenberg das erste Mal elektrisches Licht.