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Mehr Tempo im Netz ohne Griff in die Stadtkasse


Autor: Rolf Pralle

Bad Brückenau, Dienstag, 07. März 2017

Noch in diesem Jahr tut sich etwas in Sachen schnelles Internet in Bad Brückenau. Und es kostet die Stadt nullkommanix.
Ausführlich stellten Telekom-Regionalmanager Michael Gstädtner (links) und Projektleiter Klaus Markert (Mitte) die Pläne ihres Unternehmens für den Breitband-Eigenausbau in Bad Brückenau vor. Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks freute sich beim Arbeitsgespräch im Rathaus, dass die Stadt ohne finanzielle Belastung von dem Programm profitiert. Foto: Rolf Pralle


Das ist das Ergebnis eines Arbeitsgespräches zwischen Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) und Vertretern der Telekom.

Es ist nicht unbedingt an der Tagesordnung, dass Maßnahmen zur Verbesserung der kommunalen Infrastruktur die Gemeindekasse mit keinem Euro belasten. Umso mehr freute sich die Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) über eine Nachricht, die ihr jetzt persönlich überbracht wurde. Die Telekom will ihr Netz im Vorwahlbereich 09741/ erweitern und zugleich das Tempo erhöhen.

"Rund 2200 Haushalte in Bad Brückenau bekommen bis Ende 2017 schnelles Internet", verspricht der Regionalmanager des Unternehmens, Michael Gstädtner. Die Verantwortlichen wüssten, "wie wichtig mittlerweile ein leistungsfähiger Internet-Anschluss sowohl im geschäftlichen als auch im privaten Bereich ist". Deshalb treibe man seit Jahren den Breitband-Ausbau nach Kräften voran. Dafür will die Telekom vor Ort einen hohen sechsstelligen Betrag investieren. Sie trägt laut Projektleiter Klaus Markert die Kosten zu 100 Prozent.

Gstädtner erläuterte der Rathauschefin im Detail, mit welchen Verbesserungen in absehbarer Zeit auf dem örtlichen Kommunikationssektor zu rechnen ist. "Das neue Netz wird so leistungsstark sein, dass Telefonieren, Surfen und Fernsehen gleichzeitig möglich sind", so der Experte. Auch das Streamen von Musik und Videos oder das Speichern in der Cloud werde sich wesentlich bequemer als bisher realisieren lassen. Das maximale Tempo beim Herunterladen soll auf bis zu 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) und beim Hochladen auf bis zu 40 Mbit/s steigen. Minimale Einschränkungen bei der Leistung könnte es lediglich durch die Beschaffenheit der Leitungen zwischen den Verteilerkästen und dem Endpunkt im Haus des Kunden geben.


Acht Kilometer Glasfaser

Laut Markert wird die Telekom bei dem anstehenden Projekt in Bad Brückenau rund acht Kilometer Glasfaser verlegen und 16 Verteiler aufstellen, beziehungsweise die vorhandenen Objekte mit moderner Technik ausstatten. "Es liegen aus der Vergangenheit bereits etliche Rohre unseres Unternehmens, auf die wir zurückgreifen können. Dort wird das Glasfaserkabel einfach eingezogen", erläutert der Fachmann die Vorgehensweise. So könne auch zum großen Teil auf umfangreiche Erdarbeiten verzichtet werden. Insgesamt veranschlagt man im Bereich Tiefbau lediglich eine Strecke von ungefähr 1700 Metern, wobei allein ein Kilometer auf die Ernst-Putz-Straße entfällt.


Glücksfall

"Die Deutsche Telekom wertet mit der geplanten Investition nicht nur unsere Stadt, sondern jedes einzelne Grundstück im Ausbaugebiet auf. So bleibt Bad Brückenau als Wohn- und Arbeitsstätte attraktiv", meinte Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks anlässlich der Projektvorstellung. Ein schneller Internet-Anschluss, so ihre Erfahrung, gehöre heute zu den wichtigsten Forderungen, "die von jungen Familien und mittelständischen Unternehmen an die Politik gestellt werden". Man habe zwar schon in der jüngsten Vergangenheit von gewissen Förderprogrammen profitiert. Dass jetzt eine Maßnahme aber ganz ohne Griff in die Stadtkasse über die Bühne gehen kann, bezeichnete sie als großen Glücksfall.

Zum Ende des Arbeitsgespräches im Rathaus steckte Projektleiter Markert den zeitlichen Rahmen ab: "Jetzt geht es sofort in die Feinplanung, Baubeginn soll Anfang Mai sein".

Rechtzeitig vor der Fertigstellung zum Jahresende will die Telekom die Bürger noch einmal ausführlich über die Neuerungen informieren, dafür geht zu gegebener Zeit unter anderem ein Flyer mit allen Daten und Fakten in den Versand. Um in den Genuss des schnellen Internets zu kommen, muss sich aber jeder Kunde selbst um die Angelegenheit kümmern und eventuell seinen Vertrag angleichen. "Automatisch wird nichts umgestellt", erläutert Regionalmanager Gstädtner das Prozedere. "Informationen erhalten Interessenten darüber hinaus bei unserem örtlichen Vertriebspartner, der Firma Tele-Profi Phelbs in der Kissinger Strasse, der gerade seinen Shop attraktiv umgestaltet hat".

So kommt das schnelle Netz ins Haus


Technik

Auf der Strecke zwischen der örtlichen Vermittlungsstelle und dem Verteiler wird das Kupfer- durch Glasfaserkabel ersetzt. Das sorgt für erheblich höhere Übertragungsgeschwindigkeiten. Die Verteiler werden zu Multifunktionsgehäusen (MFG) umgebaut. Die großen grauen Kästen am Straßenrand rüsten die Techniker zu Mini-Vermittlungsstellen um. Im MFG wird das Lichtsignal von der Glasfaser in ein elektrisches Signal umgewandelt und von dort über das bestehende Kupferkabel zum Anschluss des Kunden übertragen. Um die Kupferleitung schnell zu machen, kommt das sogenannte Vectoring zum Einsatz. Diese Technik beseitigt elektromagnetische Störungen. Dadurch werden beim Hoch- und Herunterladen höhere Bandbreiten erreicht. Laut Experten gilt folgende Faustformel: Je näher der Kunde am MFG wohnt, desto höher ist seine Geschwindigkeit bei der Datenübertragung.