Druckartikel: Leerstehende Eigenheime verlieren an Wert

Leerstehende Eigenheime verlieren an Wert


Autor: Rolf Pralle

Bad Brückenau, Donnerstag, 11. Mai 2017

Immobilien sind vor allem auf dem Land längst keine Absicherung im Alter mehr. Das wurde bei einem Vortrag "Mitten im Ort - mitten im Gespräch" deutlich.


Mit dem vermeintlichen Wert leerstehender Häuser auf dem flachen Land hat Dieter Bausewein in Bad Brückenau aufgeräumt. Der Leiter des Immobilienzentrums der Sparkasse Bad Kissingen referierte im Rahmen der Vortragsreihe "Mitten im Ort - mitten im Gespräch" in der Georgi-Kurhalle. Organisiert hatte die Veranstaltung das Projektmanagement des Landkreises.
Die Gleichung, dass eine eigene Immobilie die beste Sicherheit fürs Alter sei, gehe im ländlichen Raum kaum mehr auf, meinte der Experte. Das Gegenteil sei der Fall: "Steht ein Wohnhaus leer, verliert es mit der Zeit immer mehr an Wert". Seine Ausführungen untermauerte Bausewein mit Schaubildern, auf denen sehr prägnante Faktoren wie Bevölkerungszahl, Bevölkerungsrückgang und allgemeiner demografischer Wandel sowie andere für die allgemeine Entwicklung relevanten Dinge bis in das Jahr 2035 prognostiziert wurden. "Wenn wir in Bad Brückenau keine Spätaussiedler hätten, wäre der Immobilienmarkt hier schon längst tot", brachte der Fachmann die aktuelle Situation auf den Punkt. Auch im gesamten Raum Bad Kissingen werde man künftig keine Preissteigerungen erzielen, mehr Geld als aktuell könne der Hausverkäufer in absehbarer Zeit nicht erwarten: "Das sogenannte Steingold gibt es im Landkreis nicht mehr", machte der Redner den Zuhörern deutlich.


Ungenutztes verkaufen

Vor diesem Hintergrund ermutigte Bausewein zum Verkauf ungenutzter Leerstände oder von Häusern, die den älteren Leuten zu groß geworden sind, auch wenn sich dieses Vorhaben oft nicht gerade einfach gestalten würde. Wichtig sei für den Verkäufer, sehr sachlich an sein Projekt heranzugehen.
Die beste Hilfestellung erhalte er dabei nach wie vor von einem professionellen Makler, den er aber vorher genau unter die Lupe nehmen sollte: "Makler ist immer noch keine geschützte Berufsbezeichnung", unterstrich der Experte. Die Wertermittlung des Gebäudes, die immer am Anfang des Verfahrens steht, müsse ohne jegliche Emotionen erfolgen. Das sei nicht immer einfach, da sich die Immobilien oft über Generationen in Familienhand befunden hätten. Man müsse sich hier aber von althergebrachten Parametern verabschieden.
Im Detail führte Bausewein unter anderem auf, welche Unterlagen man beim Gespräch mit dem potenziellen Käufer unbedingt zur Hand haben sollte. Das fängt bei den Bauzeichnungen an und ist beim zwingend vorgeschriebenen Energieausweis noch nicht zu Ende. Und niemals dürfe man den Interessenten unterschätzen, der sich in der Regel bereits im Vorfeld schon auf verschiedenen Internetplattformen und in anderen Informationskanälen kundig gemacht hat. In diesem Zusammenhang fiel auch das Schlagwort Marktanpassungsfaktoren. Das bedeutet im Prinzip nichts anderes, als dass der Verkäufer bei seinen individuellen Preisvorstellungen in der Regel gewisse Abstriche machen muss.


Mängel nicht verbergen

Eine Modernisierung der Bestandsimmobilie vor dem Verkauf, so der Experte, lohne sich in den meisten Fällen nicht. Schließlich wolle der Käufer später seine eigenen Vorstellungen und Geschmack verwirklichen. Auf keinen Fall sollten vorhandene Bauschäden kaschiert werden. "Gehen Sie mit solchen Dingen offensiv um", forderte Bausewein. Denn haften würde bei versteckten Mängeln immer der Verkäufer.
Mit "Omas Erbhäuschen im Ortskern" ging der Immobilienexperte noch auf einen Sonderfall ein, der in der hiesigen Region gar nicht so selten ist. Hier sollten die Besitzer nicht den Verkauf der aktuellen Substanz in den Vordergrund stellen, sondern Interessenten Perspektiven aufzeigen, was sie aus dem Gebäude in oft idealer Lage machen können.