Die Sängerin Joan Baez eröffnete die Schlosspark-Open-Air- Konzerte. Und die Besucher fanden sie "einfach Klasse".
Ein bisschen Woodstock, etwas Friedensbewegung und ganz viel Romantik, das bot die amerikanische Folk-Sängerin Joan Baez als Eröffnungssängerin des diesjährigen Bad Brückenauer Schloss-park-Open-Air. Und genau in diese Atmosphäre, in diese Umgebung passt die "Königin des Folks". Hier lässt sie ihre Fans ganz dicht an die Bühne, nimmt zu vorgerückter Stunde einen von einer Verehrerin gereichten, in Regenbogenfarben gehaltenen Schal und gibt unter dem Beifall der Zuschauer zwischen den einzelnen Songs direkt von der Bühne herab das eine oder andere Autogramm auf gereichte Fotos.
Das Publikum geht begeistert mit, singt oder summt den einen oder anderen Refrain mit und lauscht der Künstlerin, die zu fast jedem ihrer Songs ein kurzes Statement gibt. Dabei erfährt man vieles aus dem Leben der Bürgerrechtlerin und Pazifistin, die im Januar ihren 75. Geburtstag in New York mit einem ausverkauften Konzert feierte.
Über 50 000 Fans wollten dort die Königin der Love & Peace-Bewegung live sehen.
Ausverkauft
So viele Besucher fasst der Bad Brückenauer Schlosspark natürlich nicht, aber die angebotenen 3000 Karten gingen sprichwörtlich weg wie die warmen Semmeln. Schon eine Woche vor dem Aufritt waren alle Sitzplätze verkauft und alle, die gekommen waren, fanden den Auftritt von Joan Baez "einfach Klasse".
In Jeans, hellem T-Shirt und dunkler Weste, die Haare inzwischen silbergrau und kurz geschnitten, stand diese Ikone der sechziger und siebziger Jahren auf der Bühne und begann ihr Repertoire mit einer immer noch ausdrucksstarken Stimme, die manch einen der inzwischen ebenfalls Ergrauten noch immer zu der einen oder anderen Träne rührte. Mit "Farewell Angelina" stimmt sie ihre Besucher auf die kommenden 90 Minuten ein.
Selbst auf Deutsch gesungene Titel wie "Wenn unsere Brüder kommen" von Konstantin Wecker und "Sag' mir wo die Blumen sind", begeisterten das Publikum. Statt Wunderkerzen gab es zeitgemäß bei "The Boxer" und "Gracias a la vida" vielfaches Handyschwenken.
Eine Folksängerin, die in all den Jahren ihren Mumm nicht verloren hat, und auch die aktuelle Situation in der Türkei mit einem auf türkisch gesungenen Lied bedachte. Früher aktiv protestierend gegen den Vietnamkrieg und selbst deswegen inhaftiert gewesen, muss sie heute feststellen, dass sich nur die Kriegsschauplätze der Welt verlagert haben. Ein unvergesslicher Abend, ein Folkkonzert durch und durch, ohne viel Technik und Schnickschnack.