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Heimmobiliar geht nach Ungarn


Autor: Rolf Pralle

Bad Brückenau, Donnerstag, 04. Mai 2017

Reservisten der Bezirksgruppe Unterfranken haben das alte Haus Waldenfels in Bad Brückenau ausgeräumt und verladen.
Selbst ein Radlader kam zum Einsatz, als die Laster für den Hilfstransport nach Ungarn auf dem Gelände des alten Hauses Waldenfels bestückt wurden. Vorher hatten die Reservisten Etage für Etage des mittlerweile leerstehenden Gebäudes ausgeräumt sowie das Mobiliar sortiert und versandfertig gemacht. Fotos: Rolf Pralle


Federführend bei der Vorbereitung des jüngsten Hilfstransports war diesmal die Reservistenkameradschaft Bad Brückenau. "Wir haben bestimmt über 100 Stunden ehrenamtlicher Arbeit in die gesamte Aktion investiert", bilanzierte Vorsitzender Karl Veit beim Ladetermin. Rund eine Woche lang hätten immer sieben bis acht Mann zu unterschiedlichen Zeiten mit angepackt. Denn bevor Betten, Schränke, Nachtkästchen, Matratzen, Abfallsammler und andere Utensilien auf zwei Lkw verstaut werden konnten, musste das mittlerweile leerstehende Altenheim in der Ernst-Putz-Straße erst einmal Etage für Etage ausgeräumt werden. Der Hof hinter dem Gebäude glich zeitweise einem riesigen Warenlager.
Als jetzt die Laster mit Hilfe eines Radladers bestückt wurden, konnten die Rhöner auf die Erfahrung eines absoluten Experten zurückgreifen. Otto Jahrsdörfer aus Bad Neustadt fungiert in der Bezirksgruppe Unterfranken beim Verband der Reservisten seit vielen Jahren als Beauftragter für Ungarn.


14 bis 16 Stunden unterwegs

Die aktuelle Tour ist der 32. Hilfstransport, der in seine Verantwortung fällt. "Ich bin jedes Jahr zwei- bis dreimal drüben", sagt Jahrsdörfer und meint damit das Komitat Heves. In diesem ungarischen Verwaltungsbezirk unterstützen die Helfer aus Deutschland Krankenhäuser, Altenheime, Kindergärten sowie kinderreiche und bedürftige Familien.
Wenn der Hilfstransport nach einer Strecke von rund 1100 Kilometern und einer Fahrzeit von 14 bis 16 Stunden inklusive der vorgeschriebenen Pausen sein Ziel erreicht, wird erst einmal eine zentrale Abladestelle angefahren. Von dort werden die Güter dann weiter verteilt. "Das klappt mittlerweile ganz hervorragend", lobt Jahrsdörfer den eingespielten Ablauf, an dem vor Ort auch etliche ungarische Reservisten mitwirken. An bedürftigen Empfängern herrscht im Komitat Heves kein Mangel. "Man muss sich nur einmal vorstellen, dass es dort in einigen Krankenhäusern oder Altenheimen so aussieht wie bei uns in den 1950er- oder 1960er-Jahren. Da finden dann unsere ausrangierten Sachen, die natürlich noch alle funktionsfähig sind, stets sehr dankbare Abnehmer".
Neben dem umfangreichen Mobiliar haben die Helfer auch diesmal Hunderte von Kisten und Kartons mit diversen Kleinteilen an Bord ihrer Fahrzeuge. Dazu gehören beispielsweise etliche Garnituren an Bettwäsche und eine Fülle unterschiedlicher Hygiene-Artikel. "Solche Sachen gibt es dort nicht wie bei uns praktisch an jeder Ecke zu kaufen", weiß Karl Veit.


Versorgungsnotstand am Land

Neben viel Armut auf dem flachen Land herrsche in einigen Gebieten auch ein gewisser Versorgungsnotstand bei den Dingen des täglichen Bedarfs. Und deshalb, so Jahrsdörfer, werde bei den regelmäßigen Besuchen auch immer wieder geschaut und nachgefragt, was man beim nächsten Mal mitbringen soll. Die Verständigung stellt kein Problem dar. "Es ist erstaunlich, wie viele Ungarn rund um Heves Deutsch sprechen", so die Erfahrung der beiden Helfer. Diese Tatsache erleichtert die Organisation der regelmäßigen Hilfstransporte sehr.