Überalterung mit einhergehendem Bevölkerungsrückgang, mangelnde Nahversorgung, Leerstände: im Innerort herrscht Handlungsbedarf.
"Innenentwicklung zur Stärkung der Ortszentren des Marktes
Zeitlofs" war der etwas sperrige Titel der fast dreistündigen Veranstaltung, für die sich nur rund 20 Bürger interessierten. So zeigte sich Rathauschef Wilhelm Friedrich auch etwas enttäuscht von der geringen Resonanz. Dabei sei es "eigentlich ein großer Tag für die Gemeinde", an dem einige entscheidende Weichen für die Zukunft gestellt werden könnten. Durch die Strategie für die Bad Brückenauer Rhönallianz unter der Federführung von Manager Uwe Schmidt seien für die Kommunen bereits Grundlagen erarbeitet worden, auf denen man gezielt und individuell aufbauen könne.
Bevölkerungsrückgang
Konkret zur Sache ging es dann bei den Ausführungen von Johannes Klüpfel und Martin Gebhardt. Die beiden Fachleute vom Büro Schirmer Architeken + Stadtplaner (Würzburg) stellten anhand der erarbeiteten "Steckbriefe" die Innenentwicklungspotenziale der Kerngemeinde und der Ortsteile vor. Dabei ließen sie noch einmal die negativen Fakten Revue passieren, die nicht nur in Zeitlofs ganz offensichtlich sind. Als Stichworte fielen hier unter anderem Überalterung mit einhergehendem Bevölkerungsrückgang, mangelnde Nahversorgung, Leerstände bei Wohn- und Landwirtschaftsgebäuden sowie viele Baulücken. "Die Struktur im Altort bröckelt", machte Klüpfel mit Schaubildern deutlich. Aber auch in Detter, Rupboden, Weißenbach und Roßbach gebe es Bereiche mit besonderem Handlungsbedarf. Als "leuchtende Beispiel", was gelingt, wenn auch Privatinitiative greift, nannte der Bürgermeister die Gestaltung des Dorfplatzes in Eckarts.
In der Marktgemeinde sei noch viel regionaltypische und historische Bausubstanz vorhanden. Diese gelte es für weitere Projekte zu nutzen. "Nicht alles wegreißen", so der Appell der Stadtplaner an die Verantwortlichen. Im Gegenteil: "Bringen Sie das Herz des Ortes wieder zum Schlagen." Hinsichtlich der touristischen Entwicklung sollte man den Bezug zum Wasser, der bisher vernachlässigt worden ist, besser herausarbeiten. Und alte Scheunen könnten beispielsweise in attraktiven Wohnraum umgewandelt werden.
Jeder Ortsteil hat laut Klüpfel und Gebhardt Potenziale. "Und wenn der öffentliche Raum aufgewertet wird, folgen auch private Investoren", so die Erfahrung der Referenten. Vorrangig sei immer die Revitalisierung der Ortsmitte, und zwar sowohl räumlich und kulturell, als auch sozial und funktional. So müsse das Augenmerk in der Kerngemeinde sehr stark auf den Bereich rund um den verwaisten Marktplatz gelegt werden.
Fördermöglichkeiten vorgestellt
"Das wird ja alles einen Haufen Geld kosten", verlautete aus dem Kreis der Zuhörer. Aber auch zu diesem Thema waren bei der Bürgerversammlung kompetente Kenner der Materie vor Ort. So stellte Robert Bromma vom Amt für Ländliche Entwicklung Fördermöglichkeiten aus dem Programm "Dorferneuerung" vor. Daniela Kircher von der Regierung von Unterfranken legte dar, welche finanziellen Zuschüsse es aus dem Programm "Kleine Städte und Gemeinden" geben könnte. Dabei, so machten die Redner deutlich, habe die Gemeinde zwar die Wahl, müsse sich letztendlich aber für eine Alternative entscheiden. Mittel aus beiden Programmen seien nämlich nicht möglich.
Ohnehin, so der Leitende Baudirektor, seien Fördergelder und -möglichkeiten ein kompliziertes Geflecht, bei dem man nichts pauschalieren könne. Viel wichtiger sei für Bürger und Kommunalpolitiker erst einmal die Beantwortung der zentralen Frage, ob man die aufgezeigten Herausforderungen für Zeitlofs überhaupt anpacken wolle. Es genüge nämlich nicht, zusammen an einem Tisch zu sitzen, konkretes Handeln sei von Anfang an gefragt.
Diese Aussage unterstützte Daniela Kircher in vollem Umfang. Zeitlofs, so die Bauoberrätin, sei nicht nur geografisch, sondern auch im übertragenden Sinne ein "Rhönort an der Grenze". So müsse neben anderen Faktoren kräftig an der Außenwahrnehmung gearbeitet werden. Im Hinblick auf die Altersstruktur der Bevölkerung sagte sie wörtlich: "Der demographische Wandel ist irreversibel, aber seine Folgen sind gestaltbar." Wenn man in der Marktgemeinde die Innenentwicklung in Angriff nehme, sollte man sich folgende Maxime vor Augen führen: "Nicht die Mittel bestimmen die Projekte, sondern die Projekte bestimmen die Mittel." Zum Aktivwerden, so ergänzte Bromma, gebe es für die Marktgemeinde aber nur eine Alternative. Und das sei dann leider die Selbstaufgabe.
Diesen Faden nahm der Bürgermeister auf. Oft werde über die Vergangenheit geschimpft, "aber jetzt können wir mitgestalten". Dafür müsse man eben auch "in die Tasche fassen". Denn Voraussetzung für Förderungen sei natürlich der Einsatz von finanziellen Eigenmitteln.