Dem Biber eine Plattform im Staatsbad bieten

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Auf frischer Tat ertappt: Ähnlich wie im Staatsbad sieht die Landschaft auch hier im Schondratal aus, im ehemaligen Revier von Rainer Betz (Hintergrund). Fotos: Julia Raab
Auf frischer Tat ertappt: Ähnlich wie im Staatsbad sieht die Landschaft auch hier im Schondratal aus, im ehemaligen Revier von Rainer Betz (Hintergrund).  Fotos: Julia Raab
Biberplattform im Bau: Im Hintergrund sieht man den Untergrund für die Plattform. Foto: Julia Raab
Biberplattform im Bau: Im Hintergrund sieht man den Untergrund für die Plattform. Foto: Julia Raab
 
Biberpanorama. Foto: Ingo Queck
Biberpanorama. Foto: Ingo Queck
 
Schwemmland Sinntal vom aufgeschütteten Untergrund aus. Foto: Julia Raab
Schwemmland Sinntal vom aufgeschütteten Untergrund aus. Foto: Julia Raab
 
Vorher stand hier alles unter Wasser. Heute ist der Untergrund für die zukünftige Plattform aufgeschüttet. Von hier aus sind die Dämme der Biber schon gut zu sehen. Foto: Julia Raab
Vorher stand hier alles unter Wasser. Heute ist der Untergrund für die zukünftige Plattform aufgeschüttet. Von hier aus sind die Dämme der Biber schon gut zu sehen. Foto: Julia Raab
 
Schwemmland vom aufgeschütteten Untergrund für die zukünftigen Plattform aus. Foto: Julia Raab
Schwemmland vom aufgeschütteten Untergrund für die zukünftigen Plattform aus. Foto: Julia Raab
 
Franz Zang, Vorsitzender Bund Naturschutz Kreisgruppe Bad Kissingen. Foto: Julia Raab
Franz Zang, Vorsitzender Bund Naturschutz Kreisgruppe Bad Kissingen. Foto: Julia Raab
 

Eine Landschaft für den Nager entsteht im Staatsbad am Altarm der Sinn, ein Gemeinschaftsprojekt von BN, Unterer Naturschutzbehörde und Wasserwirtschaftsamt. Der Bayerische Naturschutzfonds fördert es zum Großteil.

"Damals, vor inzwischen mehr als 15 Jahren, wusste eigentlich niemand so richtig, was aus unserer Idee werden würde, die Sinn wieder so weit wie möglich zu renaturieren", erzählt Franz Zang, Vorsitzender des Bund Naturschutz (BN), Kreisgruppe Bad Kissingen, nachdenklich. Was er meint, ist das Pilotprojekt Sinnallianz, das vor 15 Jahren ins Leben gerufen wurde. Jeder aus der Umgebung hat davon gehört, und es wurde schon häufig darüber berichtet. Bis zur Genehmigung des Arten- und Biotopschutzprojektes im Jahr 2002 brauchte es viele Gespräche und viel Unterstützung von Seiten der Unteren Naturschutzbehörde und des Wasserwirtschaftsamtes.


50 Hektar Land gekauft

Im Rahmen des Projektes Sinnallianz kaufte der BN bis heute etwa 50 Hektar Land am Oberlauf der Sinn, um eine Renaturierung des Sinntals und damit einer Artenvielfalt Vorschub zu leisten. Grundwasserneubildung war oberstes Ziel des Projekts, erklärt Zang, denn durch die Begradigung der Sinn im Rahmen landwirtschaftlicher Nutzung sank der Grundwasserspiegel immens. Hingegen verdoppelt sich nun durch das freie Mäandern des Flusses sein Lauf. Darüber hinaus führen die natürlichen Überschwemmungen des Bibers im letzten Jahrzehnt dazu, dass sich der Boden wie ein Schwamm vollsaugen konnte.


Prozess sichtbarer machen

Deshalb ist es nach Meinung von Zang auch folgerichtig, dass das Großprojekt des Landesverbandes des Bund Naturschutz "Die Welt des Bibers beobachten" im Landkreis Bad Kissingen umgesetzt wird. Im Sinntal kann vor Ort besichtigt werden, wie der Biber kostenlos und äußerst effizient Auenlandschaften schafft. Deshalb auch das aktuelle Projekt, die Biberplattform, um den ganzen Prozess noch sichtbarer zu machen: Wie seinerzeit die Sinnallianz, wird die Biberplattform vom Bayerischen Naturschutzfonds gefördert (siehe Infokasten). Zusammen mit einer begehbaren Biberburg, die im Wildpark Klaushof entsteht, sei dies der konsequent nächste Schritt, so Georg Schlapp, Vorsitzender des Bayerischen Naturschutzfonds.


Akzeptanz durch Aufklärung

Der Biber sei auch in Einzelbereichen in Kritik geraten, erklärt Schlapp, und weiter: "Das ist eine Frage der Akzeptanz, und die erreicht man nur durch Aufklärung." Dies seien die Hauptgründe für die Förderung des Projekts. Jeder solle sich ein Bild machen können, wie der Biber auf die Umwelt einwirkt, und welche Auswirkungen das habe. "Die Plattform soll auch gezielt Schulklassen, Betroffene, Anwohner sowie Kurgäste ansprechen", gibt der Vorsitzende des Naturschutzfonds an.


Barrierefreier Zugang

Läuft man heute vom Staatsbad aus in Richtung Züntersbach, vorbei an der Christuskirche am Altarm der Sinn entlang, weist noch kein Schild auf die dort entstehende Biberplattform hin. Nur ein kleiner Baustellenweg führt auf das Gelände. Obwohl erst Mitte Oktober der Startschuss für den Baubeginn war, sind die Staudämme der Biber vom aufgeschütteten Untergrund aus aber bereits jetzt schon gut zu sehen. Wegen Naturschutzauflagen verzögerte sich der Beginn der Bauarbeiten in den Herbst. "Es ist schon richtig, was passiert", so Zang, die Fundamente seien schon gesetzt, "wir liegen gut in der Zeit". Zum Richtfest am 17. Dezember wird auch Georg Schlapp, kommen.


Auch für Rollstuhlfahrer

"Die Plattform wird auch Rollstuhlfahrern zugänglich sein. Außerdem sind die Infotafeln im Werden", erklärt der Vorsitzende des BN.

Die weiteren Bauarbeiten seien abhängig vom Wetter. Zeitgleich soll das Buch- und Bildungsprojekt "Ach du lieber Biber - an der Sinn ist was los!" vorgestellt werden, das in Zusammenarbeit mit Kindern aus regionalen Grundschulen und dem Franz-Miltenberg-Gymnasium seit über einem Jahr realisiert wird. "Die Kinder waren sehr interessiert, und es sind witzige Geschichten und schöne Bilder entstanden", erzählt Michaela Queck, die das Projekt ins Leben gerufen hat. "Wenn alles wie geplant läuft, dann können wir uns nächsten Sommer das Wirken des Bibers ganz genau und in Ruhe von der Plattform aus ansehen."

Biber in Bayern Biber waren ursprünglich in fast ganz Europa zuhause. Durch menschliche Nachstellung wurde der Biber nach und nach ausgerottet. Er war vielseitig nutzbar: Beispielsweise wurde sein Pelz für Mäntel und zur Hutherstellung verwendet, und die katholische Kirche hat den Biber wegen seines beschuppten Schwanzes und der amphibischen Lebensweise praktischerweise zum Fisch erklärt, weshalb er auch in der Fastenzeit gegessen wurde (Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt (2011): Biber in Bayern. Biologie und Management, S. 4 ff). Durch diese Begebenheiten wurde der Biber fast flächendeckend in Europa ausgerottet. In Deutschland wurde der letzte Biber 1867 geschossen. Wenige hatten überlebt, zum Beispiel auch in der mittleren Elbe in Deutschland. Im 20. Jahrhundert wurden die Restvorkommen zunächst unter Schutz gestellt und nach Bayern erstmals 1966 auf Initiative des Bundes Naturschutz in Bayern e.V. zurückgebracht. Die Wiederansiedlung des Bibers war sehr erfolgreich. Heute leben über 12 000 Tiere in ca. 3000 Revieren (Quelle: ebd.:
S. 6).

Biberplattform Finanziert wird das Projekt zum größten Teil aus Mitteln des Bayerischen Naturschutzfonds (575 000 Euro). Die restlichen 10 Prozent der Kosten bringen der BN, der Landkreis Bad Kissingen sowie der Verein "Freunde des Klaushof" auf. Insgesamt soll die Plattform 640 000 Euro kosten.

Termin Am 17. Dezember findet ein Richtfest am Bibraplatz (Wernarzer Hütte) im Staatsbad statt. In diesem Rahmen wird das Buch "Ach du lieber Biber - an der Sinn ist was los!" vorgestellt. Programm und Uhrzeit werden noch bekannt gegeben.

Bibermanagement Wesentliche Aufgabe ist es, bei Konflikten zwischen Menschen und Bibern zu beraten und nach Lösungen und möglichen finanziellen Hilfen zu suchen. Diese werden zusammen mit Betroffenen und Behörden umgesetzt. Weitere Infos: www.bibermanagement.de.