Bad Brückenau: Die Geburt der neuen Glocken

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Der eigentliche Gussvorgang läuft genauso wie vor vielen hundert Jahren. Die flüssige Bronze wird in die vorgefertigte Form eingefüllt. Danach muss der Klangkörper noch einige Tage erkalten. Foto: Rolf Pralle
Der eigentliche Gussvorgang läuft genauso wie vor vielen hundert Jahren. Die flüssige Bronze wird in die vorgefertigte Form eingefüllt. Danach muss der Klangkörper noch einige Tage erkalten. Foto: Rolf Pralle
Die heiße Phase hat begonnen: Die sogenannte Glockenspeise verfügt über die nötige Temperatur und wird zum Gussofen befördert. Foto: Rolf Pralle
Die heiße Phase hat begonnen: Die sogenannte Glockenspeise verfügt über die nötige Temperatur und wird zum Gussofen befördert. Foto: Rolf Pralle
 
Die heiße Phase hat begonnen. Die sogenannte Glockenspeise verfügt über die nötige Temperatur und kann zum Gussofen befördert werden. Glockengießen ist eine Kunst, die immer noch von Hand ausgeführt wird.Foto: Rolf Pralle
Die heiße Phase hat begonnen. Die sogenannte Glockenspeise verfügt über die nötige Temperatur und kann zum Gussofen befördert werden. Glockengießen ist eine Kunst, die immer noch von Hand ausgeführt wird.Foto: Rolf Pralle
 
Die heiße Phase hat begonnen. Die sogenannte Glockenspeise verfügt über die nötige Temperatur und kann zum Gussofen befördert werden. Glockengießen ist eine Kunst, die immer noch von Hand ausgeführt wird.Foto: Rolf Pralle
Die heiße Phase hat begonnen. Die sogenannte Glockenspeise verfügt über die nötige Temperatur und kann zum Gussofen befördert werden. Glockengießen ist eine Kunst, die immer noch von Hand ausgeführt wird.Foto: Rolf Pralle
 
Hautnah konnten die Bad Brückenauer den Guss ihrer neuen Glocken für die Friedenskirche und das Gotteshaus in Eckarts verfolgen. Sie waren fasziniert von der Konzentration und Gelassenheit, die die Glockengießer bei ihrer schwierigen Arbeit an den Tag legen. Foto: Rolf Pralle
Hautnah konnten die Bad Brückenauer den Guss ihrer neuen Glocken für die Friedenskirche und das Gotteshaus in Eckarts verfolgen. Sie waren fasziniert von der Konzentration und Gelassenheit, die die Glockengießer bei ihrer schwierigen Arbeit an den Tag legen. Foto: Rolf Pralle
 
Der eigentliche Gussvorgang läuft genauso wie vor vielen hundert Jahren. Die flüssige Bronze wird in die vorgefertigte Form eingefüllt. Danach muss der Klangkörper noch einige Tage erkalten. Foto: Rolf Pralle
Der eigentliche Gussvorgang läuft genauso wie vor vielen hundert Jahren. Die flüssige Bronze wird in die vorgefertigte Form eingefüllt. Danach muss der Klangkörper noch einige Tage erkalten. Foto: Rolf Pralle
 
Der eigentliche Gussvorgang läuft genauso wie vor vielen hundert Jahren. Die flüssige Bronze wird in die vorgefertigte Form eingefüllt. Danach muss der Klangkörper noch einige Tage erkalten. Foto: Rolf Pralle
Der eigentliche Gussvorgang läuft genauso wie vor vielen hundert Jahren. Die flüssige Bronze wird in die vorgefertigte Form eingefüllt. Danach muss der Klangkörper noch einige Tage erkalten. Foto: Rolf Pralle
 
Hautnah konnten die Bad Brückenauer den Guss ihrer neuen Glocken für die Friedenskirche und das Gotteshaus in Eckarts verfolgen. Sie waren fasziniert von der Konzentration und Gelassenheit, die die Glockengießer bei ihrer schwierigen Arbeit an den Tag legen. Foto: Rolf Pralle
Hautnah konnten die Bad Brückenauer den Guss ihrer neuen Glocken für die Friedenskirche und das Gotteshaus in Eckarts verfolgen. Sie waren fasziniert von der Konzentration und Gelassenheit, die die Glockengießer bei ihrer schwierigen Arbeit an den Tag legen. Foto: Rolf Pralle
 
Nur noch eine kleine Flamme züngelt über der Gussform (links). Für Firmenchef Hanns Martin Rincker (Bildmitte) ist das ein untrügliches Zeichen für den erfolgreichen Verlauf der gesamten Aktion. Foto: Rolf Pralle
Nur noch eine kleine Flamme züngelt über der Gussform (links). Für Firmenchef Hanns Martin Rincker (Bildmitte) ist das ein untrügliches Zeichen für den erfolgreichen Verlauf der gesamten Aktion. Foto: Rolf Pralle
 

Für das Gießen von Glocken wird noch heute ein Verfahren angewandt, das aus dem 12. Jahrhundert stammt. Gegossen wird bei bis zu 1200 Grad Celsius.

Dieses einmalige Erlebnis wollten sich rund 80 Bad Brückenauer Christen nicht entgehen lassen. Sie verfolgten live den Guss der neuen Glocken für die evangelische Friedenskirche und für das kleine Gotteshaus in Eckarts. Neugier und Vorfreude halten sich die Waage, als sich die Gruppe von der Sinn mit zwei Bussen auf den Weg in die Ortschaft Sinn bei Wetzlar aufmacht. Ziel ist die Glockengießerei Rincker, ein Traditionsunternehmen, das sich schon seit über 400 Jahren mit der Herstellung von Klangkörpern ganz unterschiedlicher Größe beschäftigt.

Bei der Ankunft im Werk werden die Gäste aus der Rhön gleich mit einer Hiobsbotschaft konfrontiert. Der große Gussofen sei Knall auf Fall kaputt gegangen, teilt ihnen Firmenchef Hanns Martin Rincker mit. Man müsse etwas improvisieren und auf eine kleinere Anlage ausweichen. Was sich erst einmal recht dramatisch anhört, ist für die Brückenauer Besucher sogar noch von Vorteil. Durch diese neuen äußeren Umstände sind sie jetzt sogar wesentlich näher am Geschehen als ursprünglich vorgesehen.


Zwischen 1100 und 1200 Grad

Nach einigen Erklärungen von Rincker und einem Gebet von Pfarrer Gerd Kirchner kann das Procedere beginnen. Was dann abläuft, hat eine lange Tradition und geht dank großer Erfahrung aller Beteiligten eher ruhig über die Bühne. Jeder Handgriff der Arbeiter sitzt. Beim Publikum wird die Aktion aber zum Fest für alle Sinne. Die Zuschauer sehen die lodernden Flammen des Feuers, spüren die Hitze, riechen Rauch und den Staub erkalteter Schlacke. Sie spüren intensiv, dass sprichwörtlich etwas in der Luft liegt.

Ausrufe des Erstaunens und der Ehrfurcht gehen durch die Reihen, als sich die rot glühende Glockenspeise für den ersten Klangkörper in die Form ergießt. Danach herrscht andächtige Stille. Glockenspeise nennt der Fachmann das Gemisch aus 78 bis 80 Prozent Kupfer und 20 bis 22 Prozent Zinn, aus dem die Bronze für den Glockenguss entsteht. Bereits am frühen Morgen war der Schmelzofen angeheizt worden, denn erst bei einer Temperatur zwischen 1100 und 1200 Grad Celsius kann die Bronze optimal verarbeitet werden.


Klang-Test mit Stimmgabel

Für einen Moment herrsch absolute Ruhe. Mit geschultem Gehör - denn auch das ist gefragt - und Kennerblick teilt Rincker nach wenigen Minuten mit, das alles hervorragend geklappt hat. Auch der Guss der zweiten Glozcke und ein weiterer Arbeitsvorgang am Nachmittag sind vom Erfolg gekrönt. Nun müssen die vier Glocken, zwei für die Bad Brückenauer Friedenskirche und zwei für das Gotteshaus in Eckarts, nur noch einige Tage in ihrer Form abkühlen, bevor sie gut verpackt per Lkw ihren Weg in die Rhön antreten. Vorher haben sie aber noch eine abschließende Bewährungsprobe zu bestehen: Ein Fachmann wird mit einer Stimmgabel prüfen, ob auch der Klang perfekt ist.


Verfahren aus 12. Jahrhundert

Der Guss der Klangkörper an sich ist übrigens nur eine der letzten Stufen eines Vorgangs, der sich über mindestens sechs Wochen erstreckt. Denn nach wie vor, so Experte Rincker, sei die Herstellung von guten, klangvollen und "ewig" haltbaren Glocken bis heute ausschließlich im traditionellen Lehm-Schablonen-Formverfahren, das schon im 12. Jahrhundert entwickelt wurde, möglich. Darüber sei sich die Fachwelt uneingeschränkt einig. "Die fortschreitende Technik", so der Firmenchef wörtlich, "hat zwar vieles vereinfacht, manche Arbeitsschritte haben sich aber bis heute nicht verändert".

Langsam legt sich bei den Besuchern die Anspannung, einmalige Eindrücke wirken nach. Eingestimmt auf das große Ereignis hatte Pfarrer Gerd Kirchner die Reiseteilnehmer schon während der Hinfahrt. Auf der Tour, die Pfarrer Reinhard Wolf wieder einmal hervorragend organisiert hatte, ließ Kirchner noch einmal Revue passieren, warum die Bad Brückenauer Friedenskirche überhaupt neue Glocken brauchte: "Der Zahn der Zeit hatte an den alten Klangkörpern genagt, sie waren ganz einfach hinüber".


Große Spendenbereitschaft

Noch immer ist der evangelische Geistliche vom Erfolg der Spendenaktion überwältigt, die der Kirchenvorstand und der Glockenausschuss auf den Weg gebracht hatten. "Das alles hat die Gemeinde zusammen geschweißt, eine Welle der Solidarität und Verbundenheit ist durch die Stadt gegangen", freute er sich mit Blick auf die Spendensumme, die momentan bei rund 52 000 Euro liegt. Durch dieses Geld wurde es auch noch möglich, zusätzlich Liedverse und das Christus-Bildnis aus der Friedenskirche im Kleinformat in die Klangkörper eingravieren zu lassen.

Bevor die Bad Brückenauer den Heimweg aus dem Westerwald in die Rhön antreten, steht noch ein interessanter Punkt auf dem Programm. Die Gruppe besucht die Glockenwelt Burg Greifenstein. Dort erfahren die Teilnehmer bei einem informativen Rundgang neben anderen Zahlen und Fakten, dass Glocken uns praktisch überall im Alltag begleiten: "Sie mahnen, bannen, warnen, rufen oder gliedern beispielsweise die Uhr". Über diesen Aspekt hatten sich die meisten vorher bestimmt keine großen Gedanken gemacht. Vermutlich gerade deshalb wirken die Worte des Museumsführers, die einer gewissen Symbolik nicht entbehren, auf der Rückfahrt noch lange nach.