Seit drei Jahren unterstützt die Gemeinde die Sanierung alter, leer stehender Häuser in den Dorfkernen mit einem Förderprogramm. Das wurde nun verlängert. Auch Jessica Reitelbach und Philipp Heckelmann haben sich für ein altes Haus entschieden.
Jessica Reitelbach und Philipp Heckelmann sind frisch verliebt. Aber nicht ineinander. Das geschah schon vor vier Jahren. Ihre neue Liebe gehört einem Haus in der Waldfensterer Schlingenstraße, Baujahr 1962. Durch Gespräche mit den Nachbarn wurde das junge Paar auf das seit Monaten leerstehende Gebäude aufmerksam. Vor einigen Wochen haben sie es gekauft. "Hier soll unser neues Zuhause entstehen", sagt Jessica Reitelbach.
Für sie und ihren Partner ist das eine echte Herausforderung. Doch die beiden sehen dieser mit Freude entgegen. "Es ist spannend zu sehen, wie aus dem alten Bunker ein modernes Haus wird", sagt Philipp Heckelmann.
Wie viel die beiden für das Haus mit Grundstück bezahlt haben, wollen sie nicht verraten. "Aber ein sechststelliger Betrag war es schon", erklärt der 28-Jährige.
Schätzungsweise genauso viel müssen die beiden in die Modernisierung stecken. "Letztlich kommt es uns so teuer wie ein Neubau." Doch die Vorteile, die das alte Haus in der Schlingenstraße mit sich bringt, überwiegen für die beiden.
Bauplätze werden rar
Mittlerweile gibt es in Waldfenster, wie in allen anderen elf Ortsteilen der Marktgemeinde, nicht mehr viele schöne Bauplätze.
"Und wenn, sind sie privat", sagt Philipp Heckelmann. Ein weiteres, großes Plus für das Paar war das etwa 1000 Quadratmeter große Grundstück, das zu dem Wohnhaus gehört. "Auf der Wiese stehen etliche Obstbäume. In den bereits angelegten Beeten blüht es wunderbar", schwärmt die 23-Jährige, die aus Frauenroth stammt. Außerdem gibt es einige Nebengebäude, die gut in Schuss und sehr gepflegt sind.
Dem Paar ist auch die gute Lage ihres künftigen Zuhauses wichtig gewesen. "Wir wohnen hier nicht an der Hauptstraße, können aber das Zentrum schnell erreichen", sagt Philipp Heckelmann. Pfarrgemeindezentrum (PGZ) und Bäcker beispielsweise sind ganz in der Nähe. Waldfenster zu verlassen, kam für die beiden nicht infrage.
Der Betriebswirt und die Bürokauffrau wissen in dem Ort die sehr gute Dorfgemeinschaft zu schätzen, pflegen einen großen Freundeskreis und den Kontakt zu ihren Familien. Zudem haben beide ihre Arbeitsplätze ganz in der Nähe, Philipp in Waldfenster, Jessica in Bad Kissingen.
Bohren, Klopfen, Hämmern
Seit einigen Wochen verbringt das Paar nun seine Feierabende und Wochenenden in dem alten Gebäude.
Geräusche, wie Klopfen, Hämmern, Bohren, sind regelmäßig zu hören. Denn inzwischen haben die beiden nicht nur die Tapeten abgekratzt, die mancherorts aus fünf Schichten bestand, sondern auch Putz entfernt, Leitungen freigelegt, Wände, Decken, Fußböden und Türen herausgerissen. Dank zahlreicher Helfer kommen die jungen Bauherren auch gut voran. "Ohne Freunde, Nachbarn oder die Familie könnten wir das nicht machen", sagt Jessica Reitelbach.
Gegen Leerstand in Ortskernen
Unterstützung für ihr Vorhaben bekommen die jungen Bauherren auch von der Gemeinde. Seit dem 1. Januar 2013 gibt es im Markt Burkardroth das so genannte Förderprogramm zur Revitalisierung der Alt- und Innenorte. Damit will man dem drohenden Leerstand in den Ortskernen der zwölf Marktgemeinden entgegenwirken.
Parallel soll verhindert werden, dass immer weitere Baugebiete an den Ortsrändern ausgewiesen werden müssen.
"Ab einer Investitionssumme von 20 000 Euro gewährt die Gemeinde einen Zuschuss in Höhe von zehn Prozent", erklärt Bürgermeister Waldemar Bug (ödp). Maximal 10 000 Euro bekommen die Bauherren.
29 Anträge sind gestellt
Die Bewohner des Marktes Burkardroth wissen dieses Angebot sehr zu
schätzen. "29 Anträge wurden bisher gestellt", sagt der Bürgermeister. Acht Vorhaben sind bereits abgewickelt, die insgesamt 76 094,73 Euro Förderung erhalten haben. Die restlichen 21 Anträge sind noch offen. Die Gemeinde rechnet damit, dass für diese noch einmal rund 240 000 Euro Fördermittel notwendig werden.
Eine stattliche Summe, die es sich aber lohnt zu investieren.
Das sahen auch die Marktgemeinderäte so und beschlossen in ihrer jüngsten Sitzung, das Förderprogramm weitere drei Jahre, bis zum 31. Dezember 2018, laufen zu lassen. Allerdings mit einer Einschränkung. Bisher bekamen Bauherren über das Revitalisierungsprogramm die Gebühren für die Entsorgung des Bauschuttes erstattet. Sieben nutzten bisher das Angebot und bekamen insgesamt 15 230 Euro zurück. Da aber seit 30.
Mai die gemeindliche Bauschuttdeponie geschlossen ist, kann diese zusätzliche Förderung nicht mehr angeboten werden.
Für Jessica Reitelbach und Philipp Heckelmann ist das kein Problem. Viel Bauschutt hatten sie eh nicht. Viel wichtiger war dem jungen Paar eine gute Bauberatung im Vorfeld, die ebenfalls im Rahmen des Revitalisierungsprogramms von der Marktgemeinde angeboten wird, und von insgesamt 13 Antragstellern bisher genutzt wurde.
Mit einer eigens beauftragten Architektin konnten sie ihr Vorhaben ausführlich besprechen und sich letztlich dafür entscheiden.
So wuchs ihre Liebe für das Wohnhaus, Baujahr 1962. Deshalb wird es nun auch von Grund auf saniert. "Bis Ende 2016 wollen wir damit fertig sein und einziehen", sagt Philipp Heckelmann.