Aufs Beet statt in die Biotonne
Autor: Rolf Pralle
Motten, Dienstag, 09. Mai 2017
Leute mit grünem Daumen kamen voll auf ihre Kosten. Im 90. Jahr seines Bestehens veranstaltete der Verein seine fünfte Pflanzenbörse.
"Die Anregung zu einer Pflanzenbörse haben wir seinerzeit auf einem unserer Ausflüge erhalten", erinnert sich die stellvertretende Vorsitzende Marion Herbert. "Wir waren sofort sicher, dass so etwas auch bei uns funktionieren könnte." Die Idee dahinter ist im Prinzip ganz einfach. Bei guter Pflege hat der Gartenfreund schnell ein paar überschüssige Pflanzen, die er einerseits zwar nicht mehr gebrauchen kann, die andererseits aber viel zu schade für die Biotonne sind. So bietet die Veranstaltung eine gute Gelegenheit, entweder mit anderen Hobbygärtnern direkt zu tauschen oder Blumen und Stauden gegen eine freiwillige Spende auszuwählen.
Und einen tollen Nebeneffekt hat die Sache obendrein. "Wir behalten nichts von dem eingenommenen Geld. Der Erlös kommt in vollem Umfang gemeinnützigen Projekten zugute", betont die Vorsitzende Rita Mott. Diesmal will der Verein die Anschaffung eines neuen Spielhauses mit Rutsche und Wackelbrücke unterstützen. Das Großgerät für die Kinder sei von der Gemeinde bereits bestellt worden und soll im August in Betrieb gehen.
Der Nachwuchs liegt den Gartenbauern ohnehin sehr am Herzen, schon in der Vergangenheit durften sich die kleinen Mädchen und Jungen über Zuwendungen unterschiedlichster Art freuen.
Aber auch an die Erwachsenen wird gedacht. Die neueste Errungenschaft sind zwei sogenannte Verweilsofas für den Spielplatz und den Dorfplatz. Eine der beiden großen und bequemen Holzbänke im modernen Design hat die Sparkasse gestiftet.
Marmelade und Pesto
Ständig erweitert hat sich in den vergangenen fünf Jahren das Angebot der Pflanzenbörse. So findet der Besucher heute zusätzlich schmackhafte Marmelade, würziges Pesto oder interessante Accessoires auf den liebevoll gestalteten Präsentationstischen. Pizza, Kaffee und Kuchen sowie beispielsweise Maibowle für die kleine Stärkung zwischendurch stoßen immer auf dankbare Abnehmer.Die Pflanzenbörse ist nur ein Teil im vielfältigen Engagement des momentan 95 Mitglieder zählenden Vereins, von denen sich der harte Kern praktisch das ganze Jahr über um die Ortsverschönerung kümmert. Da werden beispielsweise markante Stellen in Motten gehegt und gepflegt, so dass sie für Einheimische und Besucher immer wieder eine Augenweide sind. Regelmäßig überraschen die Gartenfreunde mit ihren Ideen, wenn es um die Bestückung der Pflanzkübel auf öffentlichem Grund geht.
Junge Leute ohne Interesse
Schade finden es die Verantwortlichen nur, dass sich immer weniger jüngere Leute für solche Arbeiten interessieren. "Viele Dinge, die wir im Stillen machen, sieht man eben leider nicht auf den ersten Blick", führt Kassiererin Genoveva Raatz als Ursache für diese Entwicklung an.Daher freut es den Vorstand umso mehr, wenn sich neue Angebote wie die Kräuterwanderungen zum Renner entwickeln. Für diese Touren ist Petra Müller zuständig. Bevor sie mit den Teilnehmern erstmals auf Exkursion ging, hat sie eine hochoffizielle Schulung zur "Kräuterfrau" absolviert.
Kleine Feierstunde
Zur Pflanzenbörse gehörte diesmal aus gegebenem Anlass eine kleine Feierstunde, in der Rita Mott, die seit 2002 Vorsitzende ist, auf die 90-jährige Geschichte der Gemeinschaft zurückblickte. 1927 gründeten vier Männer aus unterschiedlichen Berufszweigen einen Obstbaumverein, da es damals in der Gemeinde noch eine riesige Obstwiese gab. Die 40 Mitglieder mussten anfangs eine Reichsmark als Jahresbeitrag zahlen. Während des Zweiten Weltkrieges ruhte die Vereinstätigkeit und wurde erst 1946 wieder aufgenommen. Besonders in Erinnerung ist noch das Jahr 1974, als mit Richilde Zeuner erstmals eine Frau an die Spitze gewählt wurde. Von ihr stammt auch die Idee für die Blumenkästen an den Brückengeländern. In Zeuners rund 20-jährige Amtszeit fielen darüber hinaus der Bau und die Einweihung des Kinderspielplatzes, an dessen Realisierung der Verein für Gartenbau und Landespflege ganz wesentlich beteiligt war. Die Nachfolgerinnen Inge Reck und Jutta Birner-Löw engagierten sich jeweils vier Jahre an vorderster Stelle. Mit Heidi Schuhmann, Günther Hörning und Bernd Klippstein können 2017 drei Mitglieder auf eine 40-jährige Vereinszugehörigkeit zurückblicken.