Lautes Böllern und teures Feuerwerk zu Silvester gibt es in Tansania nicht. In der Region Rulenge/Ngara, wo der Arzt Martine Mwampamba mit seiner Familie lebt, besteht das Festessen zum Jahreswechsel aus Reis und Fleisch. Für die Kinder gibt es Limonade. Ähnlich sah das Feiertagsmahl der Familie an Weihnachten aus. Fleisch ist dort etwas Besonderes. Normalerweise gibt es Kochbananen oder Bohnen für die Familie des Mediziners, der mit dem gemeinnützigen Verein "Kivuko" aus Deutschland zusammenarbeitet.
Seit über vier Jahren gibt es "Kivuko" nun schon. Die Mitglieder des Vereins stammen zum größten Teil aus dem Westen Oberfrankens. Die Ebensfelderin Corinna Haßler gehört zu den Gründern. Als Physiotherapeutin hatte sie 2013/14 unter der Regie des BDKJ ein Weltfreiwilligenjahr in Tansania absolviert. "Ich hab da hautnah miterlebt, dass eine Gesundheitsversorgung dort kaum vorhanden ist", sagt die jetzt 30-Jährige. Deshalb habe sie zusammen mit Gleichgesinnten beschlossen, etwas zu tun. Sie riefen den Verein "Kivuko" (deutsch: Brücke) ins Leben, der eine gezielte Zusammenarbeit mit den örtlichen Strukturen in Tansania ermöglichen soll. Dabei legen die Mitglieder des Vereins Wert darauf, keine materiellen Dinge aus Deutschland nach Afrika zu schicken. "Alles wird dort gekauft, vom Laptop über Medikamente bis zu den Instrumenten", sagt Corinna Haßler, "weil wir die Wirtschaft in Tansania ankurbeln wollen."
Ambulante Klinik aufgebaut
Um die schlechte medizinische Versorgung in dem afrikanischen Land zu verbessern, errichtete "Kivuko" 2018 in Kabanga eine ambulante Klinik mit Untersuchungsraum, Apotheke und Labor. Das erspare den Menschen weite Wege, erklärt Corinna Haßler, denn die Straßen seien schlecht und jemand der krank ist, nehme keine lange Reise über holprige Pisten auf sich. Weil sich die Menschen dort weder die Heilbehandlung in einer Klinik noch die Medikamente und oft nicht einmal die Fahrtkosten leisten können, setzte "Kivuko" hier an. "Wenn man das erlebt hat ist das anders, als wenn man bloß davon hört."
"Unser Ziel ist es, dass die Klinik eigenständig läuft - ohne dass wir Geld aus Deutschland zuschießen müssen", fährt Corinna Haßler fort. Und ein wenig stolz ist sie darauf, dass vor einiger Zeit für die Klinik ein Motorrad angeschafft werden konnte: "Damit können die Leute abgeholt und zum Arzt gebracht werden", erklärt die 30-Jährige. Mit dem Motorrad könnten der Arzt oder die Schwester aber auch für die medizinische Nachsorge zu ihren Patienten fahren.
"Dort geht's ums Zusammensein"
In dem Gebiet, in dem die Klinik steht, gebe es ungefähr ein Drittel Christen. Auch der Arzt Martine Mwampamba und seine Familie mit den knapp vierjährigen Zwillingen sind christlichen Glaubens. An Weihnachten, erzählt Corinna Haßler, bekamen die Zwillinge neue Kleider und die Nachbarskinder wurden zum Spielen und zum Mitessen eingeladen. "Geschenke zu Weihnachten gibt's dort nicht, dort geht's ums Zusammensein." Der Besuch der Kirche gehört an Weihnachten fest dazu - und der Besuch von Verwandten und Freunden. An Silvester sei das so ähnlich. An diesem Tag werde ebenfalls der Gottesdienst besucht, und als Festessen gebe es Reis mit Fleisch.
"Wir arbeiten ehrenamtlich", sagt Corinna Haßler, "wenn wir nach Tansania fliegen, zahlen wir das aus der eigenen Tasche." Jeder Cent soll bei den Bedürftigen ankommen, fügt sich hinzu. Und sie unterstreicht, wie wertvoll es sei, die Wirtschaft in dem afrikanischen Land zu stärken, indem man Hilfe zur Selbsthilfe leiste. Die Not der Menschen durch praktische Unterstützung zu lindern, sei der Wunsch aller im Verein.
"Wir freuen uns immer über neue Mitglieder" (Kontakt über die Homepage kivuko.de), sagt Corinna Haßler. Denn gerne würde der Verein noch mehr in Deutschland machen - zum Beispiel aufklären darüber, wie fatal es für Länder wie Tansania ist, von den Industrie-Nationen mit Konsumgütern überschwemmt zu werden.
Wie der Verein "Kivuko" den Menschen in Tansania hilft
Der Verein "Kivuko" ist ein Wort in Kiswahili, der Nationalsprache Tansanias, und bedeutet übersetzt "Brücke". Der Verein Kivuko hat sich zum Ziel gesetzt, eine Brücke zwischen Deutschland und Tansania zu schlagen, um die Bereiche Gesundheit, Bildung und Chancengleichheit vor Ort zu fördern - speziell in der Region Rulenge/Ngara. Das Vereinskonzept von Kivuko basiert dementsprechend auf Notfall- und nachhaltiger Hilfe.
Gründung Die Initiative zur Vereinsgründung ging von ehemaligen "weltwärts"-Freiwilligen und dem tansanischen Arzt Martine Mwampamba aus. Gemeinsam wollten alle Mitwirkenden durch eine gezielte Unterstützung die Lebensqualität dort anheben. Am 2. Mai 2015 wurde mit der Intention, sich auch von Deutschland aus zu engagieren, Kivuko gegründet. Seit Oktober 2015 ist der Verein der als gemeinnützig anerkannt.
Hilfe Das Engagement von Kivuko zeichnet sich dadurch aus, dass die Hilfe direkt und unkompliziert dort ankommt, wo sie dringend benötigt wird. Deshalb konzentriert sich die Unterstützung auf den ehemaligen "weltwärts"-Einsatzort Rulenge. Hier gibt es Kooperationspartner, die in engem Austausch mit Kivuko die Förderung vor Ort koordinieren. So wird eine zielgerichtete und effektive Verwirklichung des Vereinskonzepts ermöglicht.