Heute gibt es Falafel mit Humus und Shawarma, gerollte Fladen mit Hähnchen, im Café Lui20. Und Mohamad Alkharsan, der eben noch von seinen Lebensstationen in seiner Heimat Syrien, in Dubai, Saudi Arabien und dem Libanon erzählt hat, muss sich an die Zubereitung der arabischen Leckereien machen - die ersten Gäste sind da.
Es ist kurz vor 12 Uhr, wie jeden Freitag steht der 47-Jährige in der Küche der Begegnungsstätte des Vereins "Freund statt fremd" in der Bamberger Luitpoldstraße, wo er rund 45 Gäste verköstigt. Dass er hier seit der Eröffnung des Cafés im April 2018 kochen kann, ist für ihn das Allergrößte: "Ich bin glücklich, ich habe Arbeit - nur zu Hause zu sitzen wäre ein Problem."
Mit 13 angefangen zu kochen
Mohamad Alkharsan kann sich zu recht freuen, denn er geht nicht irgendeiner Arbeit nach, sondern seinem Traumjob. Mit 13 Jahren habe er in Syrien bereits seinem Opa geholfen, der ein Restaurant, eine Bäckerei und einen Eiscreme-Verkauf hatte, erzählt er. Die Schule hat ihn dafür früh nicht mehr interessiert.
Koch zu sein, erfüllt den heutigen Vater von vier Kindern. Die Küche ist für ihn ein Ort der Geborgenheit, so was wie sein Zuhause, das auch Bestand hatte, als er seine Heimat Syrien wegen des Krieges und drohenden Militärdienstes verlassen musste. Immer war er als Koch tätig. "Wenn ich nicht mehr hätte kochen können, wäre das schlimm gewesen."
Dass er seinem Traumberuf auch in Bamberg nachgehen kann, ist nach einer Zeit voller Ungewissheit nur langsam und mit viel Unterstützung durch die Ehrenamtlichen bei "Freund statt fremd" möglich gewesen. Denn der Weg war nicht immer einfach für ihn. Der 47-Jährige war im August 2015 nach Deutschland und dann im selben Jahr im Dezember zunächst nach Kemmern und schließlich nach Oberhaid gekommen. Mit seinem Schutzstatus konnte er in den ersten dreieinhalb Jahren zunächst seine Familie nicht nach Deutschland holen, was ihn psychisch zermürbte.
Das Kochen und Backen gab ihm in dieser schweren Zeit Halt: Und es half ein wenig auch der Zufall - nachdem Ehrenamtliche des Vereins mitbekommen hatten, wie gut er backen und kochen kann, tat er das auch im damals neuen Lui20 mehrmals pro Woche mit anderen Geflüchteten. Wie Joelle Vormann-Pfeifer und Ute Störiko von "Freund statt fremd" schildern, waren seine Gerichte so beliebt, dass die Leute schnell fragten, ob er nicht auch für sie kochen könnte.
Inzwischen bereitet Mohamad Alkharsan nicht nur jeden Freitag im Café Speisen zu, er hat auch einen Cateringservice ("moko") sowie einen Minijob in einem Wirtshaus und in einer Kantine. Der Cateringservice werde gut angenommen, so habe er mehrere Bestellungen pro Monat, erzählen die Helferinnen. "Freund statt fremd" hat ihn unterstützt, sich als Kleinunternehmer selbstständig zu machen. Auch jetzt bekommt er noch Hilfe bei Bestellungen, Rechnungen oder der Steuererklärung.
Es scheint sich langsam alles zum Guten zu wenden: Auch seine Frau und die vier Kinder im Alter von 9 bis 20 Jahren sind nach langem Warten nun seit Januar dank einer Nachzugsneuregelung über Jordanien zu ihm nach Oberhaid gekommen.
Und irgendwann will der 47-Jährige selbstständig alle Dinge für den Cateringservice übernehmen, doch sind momentan seine Deutschkenntnisse noch zu gering, trotz mehrerer Kurse fällt ihm die Sprache noch schwer.
Die universelle Sprache des Geschmacks spricht er bestens. "Er ist ein Koch. Das ist seine Leidenschaft. Das merkt man", bestätigt Vormann-Pfeifer. Nicht nur sie schwärmt von seinem süßen Baklava-Gebäck: "Die sind so lecker!"