• Der Michaelsbrunnen: Belagerung Kronachs
  • Ein Festungs-Ziehbrunnen zum Wäschewaschen
  • Der Johannesbrunnen: Wasser für die Brauhäuser
  • Aus dem Jungfer-Kättl-Brunnen sprudelt Bier

Brunnen waren schon immer ein wichtiger Bestandteil menschlicher Siedlungen. Sie dienten der Wasserversorgung, waren aber auch Treffpunkte und Kunstwerke. Wir haben einige Brunnen der Stadt Kronach ausgewählt, die etwas über Geschichte und Leben in der Region erzählen.

Der Michaelsbrunnen erinnert an den Dreißigjährigen Krieg

"Obere Stadt“ nennen die Kronacher*innen ihre, auf dem Berg gelegene historische Altstadt. Hier findest du auf dem Marktplatz den Michaelsbrunnen. TripAdvisor führt ihn auf Platz 5 der Kronacher Sehenswürdigkeiten. Das achteckige Brunnenbecken besteht aus Sandstein, wie auch viele Häuser der Altstadt. Der 1543 erstmals erwähnte Brunnen wurde 1588 von dem Steinmetzmeister Georg Link erneuert.

Benannt ist der Brunnen nach dem Erzengel Michael. Du siehst ihn mit Schild und erhobenem goldenen Schwert auf der Säule. Der Erzengel gilt als Schutzheiliger gegen alles Böse. Laut biblischer Geschichte kämpfte er einst gegen den Drachen. Der Brunnenpfeiler mit der Figur des Erzengels wurde 1672 von dem aus Coburg stammenden Hans Philipp Langenhan (1631-1689) geschaffen. Er schuf unter anderem auch den Skulpturenschmuck am Portal der Veste Coburg und den Stadtbrunnen Coburg.

An den vier Seiten des Brunnenpfeilers siehst du vier steinerne Gesichter. Das Gesicht an der Nordseite zeigt Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar. Im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) kämpfte er auf schwedischer Seite und griff auch die Stadt Kronach an. Die beiden Frauengesichter an der Ost- und der Westseite stellen wohl Geliebte des Herzogs dar, die ihn auf seinem Feldzug begleiteten. Der Herzog war während des "Schwedenkrieges" bereits der dritte Befehlshaber, der Kronach belagerte. Mit etwa 5000 Fußsoldaten und 1000 Mann zu Pferd, versuchte er 1634 die Stadt zur Aufgabe zu zwingen. Doch es gelang ihm nicht. Übrigens: Wen das vierte Gesicht auf der Brunnensäule darstellt, bleibt rätselhaft. Vielleicht findest du es heraus?

Alltag auf der Festung Rosenberg

Schützend über der Stadt thront die Festung Rosenberg. Sie trotzte zahlreichen Angriffen und wurde nie erobert. Brunnen waren immer ein wichtiger Teil der Wehrhaftigkeit einer Burg. Sie garantierten die Wasserversorgung der Burgbewohner*innen. Und in Belagerungszeiten auch die Versorgung der schutzsuchenden Bevölkerung aus der Stadt.

Durch das Zeughaustor der Festung Rosenberg gelangst du in den Zeughaushof. Im Zeughaus wurden in alten Zeiten Vorräte, Waffen und Kriegsausrüstung aufbewahrt. Außerdem befanden sich hier im Hof Ställe und Amtsräume. Über das mittelalterliche Kopfsteinpflaster kommst du an einem etwa 30 m tiefen Ziehbrunnen vorbei. Dieser eher unscheinbare Brunnen steht bei Führungen durch die Festung nicht im Mittelpunkt. Berühmt ist der 45 Meter tiefe Burgbrunnen im Innenhof der Kernburg. Dennoch erzählt der zweite Brunnen im Zeughaushof vom Alltagsleben auf der Festung. Pferde wurden aus den Ställen dort hingeführt und getränkt. Warum ein eigener Brunnen für die Viehtränke? Man wollte wahrscheinlich das Trinkwasser nicht verschmutzen.

Überdies wurde das Wasser aus diesem Brunnen für das heute nicht mehr existierende Waschhaus im Zeughof genutzt. Beim Betrachten des Brunnens kannst du dir vorstellen, dass es besonders schwere körperliche Arbeit bedeutete, die vielen Eimer Wasser hochzuziehen und dann zum Waschhaus zu tragen. Da in einer Festungsanlage dieser Größe viele Menschen lebten, gab es natürlich jede Menge Wäsche.

Vom Bierbrauen und Fischen

Der Johannesbrunnen am Melchior-Otto-Platz steht auf der Touristikwebsite TripAdvisor auf Platz 11 der Kronacher Attraktionen. Die Informationstafel Nummer 10 des Lions-Club Kronach informiert vor Ort über die wichtigsten Fakten: Der Brunnen entstand 1672 durch Hans-Philipp Langenhan. Die Figur auf der Brunnensäule stellt Johannes den Täufer dar. In der Hand hält er ein Buch mit einem Lamm darauf. Die Darstellung nimmt Bezug auf die sehenswerte gotische Stadtpfarrkirche Sankt Johannes in der Nähe.

Der Johannesbrunnen diente lange Zeit als öffentlicher Trinkwasserbrunnen. Im Brunnenkasten sammelte man früher aber auch Wasser für die Brauhäuser. In der Oberen Stadt besaß damals jedes Haus ein Braurecht. Außerdem gab es zwei Brauhäuser. Zum Bierbrauen wurde immer reichlich frisches Wasser gebraucht.

In der Stadt mit den drei Flüssen Haßlach, Kronach und Rodach wurde natürlich immer gefischt. Und seit dem Mittelalter war Fisch besonders als Fastenspeise sehr gefragt. Auf dem Platz unterhalb des Johannesbrunnens befanden sich Fischkästen. Darin wurden Fische lebend gelagert, bis sie verkauft wurden – so blieben sie wirklich frisch. Bis zur Erfindung des Kühlschranks war die einzige andere Möglichkeit, Fisch länger aufzubewahren: Einsalzen (Pökeln).

Eine Meerjungfrau lässt Bier sprudeln

Zwar nicht direkt in der Stadt Kronach, aber im Landkreis, steht der Jungfer-Kättl-Brunnen der Gemeinde Weißenbrunn. In der Ortsmitte direkt an der Hauptstraße ist er nicht zu übersehen. Das Wahrzeichen Weißenbrunns ist recht bekannt: erstens wegen seiner originellen Gestaltung und zweitens wegen des jährlichen "Bierwunders".

Die Brunnenfigur, eine nackte Wassernixe, wurde vom Kronacher Bildhauer Johann Dümlein geschaffen. Diese Brunnenfigur wird im Volksmund "Jungferkättl" genannt. Am Kirchweihsonntag fließt aus ihren Brüsten Weißenbrunner Bier. An anderen Tagen schlicht Wasser. Ob es sich hier um altehrwürdige Tradition oder die Erfüllung männlicher Wunschfantasien handelt, sei dahin gestellt.

Weißenbrunn blickt jedenfalls auf eine über 480 Jahre lange Brautradition zurück. Du kannst hier auch ein Brauer- und Büttnermuseum besuchen. Zu den Höhepunkten des Museums zählen ein 14.000 Liter großes Bierfass und ein Bier-Fuhrwagen mit alten Holzfässern. Der Jungfer-Kättl-Rundwanderweg führt dich in etwa 3 Stunden durch die sehenswerte Umgebung des Ortes.

Fazit

Die Brunnen der Stadt Kronach verraten dir viel über den Alltag der Menschen einst und jetzt. Sie bieten Anlass, sich mit Bräuchen und Geschichte der Region zu beschäftigen. Es lohnt sich, genauer hinzusehen: Erforsche Symbole und historische Spuren. Nimm dir Zeit und entdecke Details der künstlerischen Gestaltung dieser Wasserquellen. 

Lesetipp: Die Festung Rosenberg in Kronach - Eine Festung für 32.000 Mark und was es mit "Housnkühn" auf sich hat