Es muss am Regen liegen. Der Wald leuchtet, als hätte ein verschwenderisches Kind das gesamte Hellgrün seines Farbkastens über die Fränkische Schweiz gepinselt. Dieses Licht, die Farben, die Melodie des Regens auf den Blättern! Schöner kann es bei gutem Wetter unmöglich sein. "Geil, oder?!", sagt Jürgen Wagner. Er grinst. Er weiß, welchen Eindruck das Muggendorfer Gebürg auf diejenigen macht, die zum ersten Mal hier sind. Die Stiftung Warentest hat Wanderschuhe genauer unter die Lupe genommen und verglichen. Das Ergebnis überrascht: Eine beliebte Marke aus Deutschland fällt beim Test durch.
Nach gut einer Stunde Wanderung mit Naturführer Jürgen ist klar, warum sich die Romantiker vor fast 250 Jahren in diese Gegend verliebten, warum es Menschen immer wieder herzieht. Jean Paul und Goethe, der Maler Ludwig Richter und der Frankenlied-Texter Victor von Scheffel, Bismarck, die Richard Wagners Familie. Tieck und Wackenroder, natürlich.
Frankens ältester Wanderweg
Schließlich waren es ihre Beschreibungen, die viele Künstler hierherlockten. "Ludwig Tieck, ach Gotterla! Da könnt ich stundenlang reden", sagt Jürgen Wagner. Er liest viel, beschäftigt sich mit historischen Schriften und der Geschichte seiner Heimat. "Das ist ein bisschen mein Hobby", erzählt der 46-Jährige.
"Wir laufen gerade auf dem ältesten Wanderweg Frankens. Das ist eine typische Lindenallee aus der Zeit vor 200 Jahren." So wie wir jetzt wandelten einst die Streitberger Kurgäste auf dem weichduftenden Boden des Promenadenwegs. Wagner erzählt von Molkekuren, dem begehrten Höhlenheilfango und der Alten Kurhausbrennerei Hans Hertlein. "Wer heute einen Streitberger Bitter trinkt, verabscheut Fernet, Ramazotti und all das."
Er berichtet vom Kurbetrieb und früheren Zeiten, vom Mittelalter und den grausigen Lochgefängnissen an der Streitburg, von der armen Bevölkerung, die aus den Burgruinen Steine für ihre Häuser geholt hatte, vom Marmor, der aus einem Bruch auf Burg Neideck abgebaut und in der Würzburger Residenz und der Gößweinsteiner Basilika verwendet wurde. Er spricht über frühe Höhlenplünderungen und Nazis, die die Binghöhle "arisiert" und unbenannt hatten.
Bizarre Felsgruppen und Kletterwände
"Wir laufen durch Geschichte der Fränkischen Schweiz." Dabei umrunden wir Kilometer um Kilometer eines ihrer Wahrzeichen. "Die Neideck sehen wir den ganzen Tag aus verschiedenen Blickwinkeln. Es ist eine 270-Grad-Wanderung. Wie beim Burgsturm: von allen Seiten anpirschen, erkunden - und zum Schluss stürmen."