Koalition atmet auf – Wahl der Verfassungsrichter geglückt
Autor: Anne-Béatrice Clasmann und Michael Fischer, dpa
, Donnerstag, 25. Sept. 2025
Nach der geplatzten Wahl im Juli ist es dem Bundestag jetzt gelungen, drei vakante Richterposten in Karlsruhe zu besetzen. Das stabilisiert die Koalition, es bleiben aber unangenehme Fragen.
Erleichterung bei der Koalition: Der Bundestag hat im zweiten Anlauf drei von CDU/CSU und SPD nominierte Richter für das Bundesverfassungsgericht gewählt. Wie Bundestagsvizepräsidentin Andrea Lindholz bekanntgab, erhielten die von der SPD nominierten Kandidatinnen Sigrid Emmenegger und Ann-Katrin Kaufhold sowie der Unions-Kandidat Günter Spinner in geheimer Wahl jeweils die notwendige Zweidrittelmehrheit - bei 613 abgegebenen Stimmen.
Auf Emmenegger entfielen 446 Ja-Stimmen, 161 Abgeordnete stimmten gegen die Juristin, die vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig kommt. Für die Juraprofessorin Ann-Katrin Kaufhold sprachen sich 440 Abgeordnete aus. Der Verwaltungsrichter Spinner erhielt den Angaben zufolge 424 Ja-Stimmen.
Richterstreit quälte die Koalition elf Wochen lang
Damit haben Union und SPD einen Konflikt hinter sich gelassen, der die Koalition elf Wochen lang - fast den ganzen Sommer über - schwer belastet hat. Im ersten Versuch war die Wahl im Juli geplatzt, weil in der Union der Widerstand gegen die SPD-Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf unter anderem wegen deren Haltung zu Abtreibungen so groß geworden war, dass Fraktionschef Jens Spahn (CDU) die Reißleine zog. Die Wahl wurde kurzfristig abgesetzt, die SPD sah das Vertrauen in der Koalition schwer erschüttert.
Die Potsdamer Staatsrechtlerin verzichtete später nach einigem Zögern auf ihre Kandidatur. An ihrer Stelle wurde nun Emmenegger gewählt, gegen die es in der Union keine Einwände gab.
Zufriedene Koalitionäre - und eine Spur von Selbstkritik
Vor allem Unions-Fraktionschef Jens Spahn (CDU) dürfte bei der Verkündung des Wahlergebnisses ein Stein vom Herzen gefallen sein. Ihm war das Wahldesaster vom Juli angelastet worden, weil er die Stimmung in der Fraktion nicht rechtzeitig erkannt hatte. Er geht deswegen angeschlagen aus dem Konflikt hervor.
«Mit dieser Wahl heute endet eine Phase der Unsicherheit, die mit der abgesetzten Richterwahl im Juli begonnen hat», sagte Spahn nach der Abstimmung. Die Koalition von Union und SPD habe nun wieder «Tritt gefasst».
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Matthias Miersch bedankte sich ausdrücklich auch bei den Grünen und der Linkspartei und sprach von einem wichtigen Tag für die Demokratie in Deutschland. Mit Blick auf die Koalition kündigte er an, «dass wir konstruktiv jetzt die Dinge abarbeiten, auf die die Menschen sehr warten».