Sommeroper zeigt Schicksal eines Wüstlings
Autor: Rudolf Görtler
Bamberg, Montag, 09. Sept. 2013
15 junge Künstler bereiten sich in Bamberg auf eine Inszenierung von Mozarts Don Giovanni vor. Die Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager will aus ihnen Emotionen herauskitzeln.
Die Dame auf der Bühne ist leger gekleidet und redet mit ihren Schützlingen unaufgeregt, doch bestimmt. "Du musst es selber spüren, du musst nicht zeigen, was du spüren willst", ermuntert sie eine der jungen Sängerinnen. Später sagt Angelika Kirchschlager, dass sie von ihren Schülerinnen und Schülern erwartet, die Emotionen auf der Bühne zu kultivieren und sich nicht von der Furcht vor technischen Missgeschicken einschüchtern zu lassen.
Es ist ein kollegialer, auch fordernder ("Du musst singen wie ein Schwert!") Ton, den Kirchschlager anschlägt, geprägt von Empathie und Sympathie. Keine Attitüde, die einer weltweit berühmten Mezzosopranistin, Professorin und, ganz frisch, Trägerin des Europäischen Kulturpreises wohl zu verzeihen wäre. Bereits vor zwei Jahren war die kordiale Art der Sängerin beim Meisterkurs der Sommeroper Bamberg angenehm aufgefallen.
15 Nachwuchs-Sänger/innen, 34 junge Musiker hat bereits im Frühjahr eine Jury aus jeweils mehr als 300 Bewerbern ausgewählt für die oft so apostrophierte "Oper aller Opern", Mozarts Don Giovanni. Zum fünften Mal hat Till Fabian Weser, Trompeter bei den Bamberger Symphonikern, Dirigent und Komponist, sein "europäisches Opernnachwuchs-Projekt", wie die Eigenwerbung es nennt, auf die Füße gestellt. Er ist Vorsitzender des Trägervereins, ein Förderverein hilft das Budget von mittlerweile 170.000 Euro aufzufüllen, Partner wie der Bamberger Richard-Wagner-Verein stehen zur Seite, Sponsoren, Spenden, Fördermittel. Wesentlich jedoch ist die Kooperation mit dem E.T.A.-Hoffmann-Theater, keine genuine Opern-Bühne (mehr), aber gerade dem "Don Giovanni" verpflichtet.
Denn es hat E.T.A. Hoffmann eine seiner ersten fantastischen Erzählungen, gleich eine seiner besten, der Mozart-Oper gewidmet, gar einen Schauplatz nach der Loge 23 im Bamberger Theater gestaltet. Worauf Rainer Lewandowski aufmerksam macht, der bei den sechs Aufführungen Regie führen wird. Die Interpretation Hoffmanns wolle er in seiner Inszenierung aufscheinen lassen, verrät der Intendant des Bamberger Theaters und ausgewiesene Hoffmann-Spezialist. Keine Regietheater-Sperenzchen soll es geben, auch ein reduziertes Bühnenbild, wie Ausstatter Jens Hübner ankündigt.
Auf jeden Fall ist die Sommeroper für die jungen Künstler aus vielen Ländern ein Karrieresprungbrett - diverse Beispiele beweisen dies -, zumal sie neben dem musikalischen Unterricht durch diverse Dozenten auch ein "Karriere- und Talentcoaching" erfahren. Auch passionierte Laiensänger der Region dürfen im Chor mitsingen. Und außerdem wird die Region durch die junge Sopranistin und Harfenistin Victoria Kunze aus Hirschaid (Zerlina) glänzend vertreten.
Meisterkurs (öffentlich) Dienstag, 10. 9., und Mittwoch, 11. 9., 10-13 und 15-18 Uhr; E.T.A.-Hoffmann-Theater, Großes Haus
Premieren mit zwei verschiedenen Ensembles am Freitag, 4. Oktober, 20 Uhr, und Sonntag, 6. Oktober, 19.30 Uhr
Weitere Vorstellungen 7., 9., 10. und 12. Oktober
Karten im Theater, Tel. 0951/873030, E-Mail kasse.theater@stadt.bamberg.de
Kammerkonzert im Künstlerhaus Villa Concordia u. a. mit der Uraufführung eines Werkes des Komponisten und ehemaligen Stipendiaten Arash Safaian Freitag, 11. Oktober, 19 Uhr, Villa Concordia.