• EZB plant Neugestaltung der Euro-Scheine bis 2024
  • In einem mehrstufigen Verfahren soll auch die Meinung der Öffentlichkeit eingeholt werden
  • Bisherige Scheine zeigen Fantasie-Gebäude
  • EU-Bürger*innen sollen sich zukünftig besser mit den Motiven identifizieren

"Euro-Banknoten werden auch in Zukunft eine Rolle spielen. Sie sind ein greifbares und sichtbares Symbol für den Zusammenhalt in Europa, insbesondere in Krisenzeiten, und die Nachfrage nach ihnen ist nach wie vor groß", sagt EZB-Präsidentin Christine Lagarde in einer Pressemitteilung. "Nach 20 Jahren ist es an der Zeit, die Gestaltung unserer Banknoten unter die Lupe zu nehmen, und sie so zu gestalten, dass sich Europäerinnen und Europäer unabhängig von Alter oder Hintergrund besser mit ihnen identifizieren können."

EZB plant Neugestaltung von Euro-Scheinen: Öffentlichkeit darf mitreden

Im ersten Schritt werden Fokusgruppen gebildet, die von den Menschen im gesamten Euroraum Meinungen zu möglichen Themen für die künftigen Euro-Banknoten einholen sollen. Anschließend wird eine Themenberatungsgruppe, in der jeweils eine Expertin oder ein Experte aus jedem Land des Euroraums vertreten ist, dem EZB-Rat eine Auswahl neuer Themen vorschlagen. Die EZB wird dann die Öffentlichkeit um ihre Meinung zu den ausgewählten Themen bitten. Nach Abschluss des Gestaltungsverfahrens wird der EZB-Rat über die Herstellung der neuen Scheine und deren mögliche Ausgabetermine entscheiden.

In den Prozess sollen auch die Menschen in Bulgarien und Kroatien eingebunden werden. Beide Länder bemühen sich seit Jahren, die Kriterien für eine Aufnahme in den Euro-Club zu erfüllen. Als bislang letztes Land war zum 1. Januar 2015 Litauen als 19. Mitglied in den Kreis der Länder mit der Gemeinschaftswährung aufgenommen worden.

Wie die mögliche neue Euro-Banknoten-Generation aussehen wird, ist nach EZB-Angaben völlig offen. Nichts sei ausgeschlossen, man sei selbst gespannt, welche Ideen aus der Bevölkerung kommen werden. Letztlich entscheidet der EZB-Rat als oberstes Entscheidungsgremium der Notenbank - auch darüber, ob es bei den aktuellen Unterteilungen bleibt (5-, 10-, 20-, 50-, 100- und 200-Euro) und ob künftige Scheine mit zusätzlichen Sicherheitsmerkmalen ausgestattet werden.

Warum die aktuellen Scheine Gebäude zeigen, die es nicht gibt

Während zu D-Mark-Zeiten Persönlichkeiten wie Bettina von Arnim, Carl Friedrich Gauß, Annette von Droste-Hülshoff, Clara Schumann, die Brüder Grimm, bekannte Bauwerke und Gegenstände die Scheine zierten, finden wir auf den Euro-Scheinen lediglich Tore und Brücken, die nicht existieren. Beim Design der Euro-Scheine in den 1990er Jahren war wenig Platz für nationale Befindlichkeiten, wie der damalige EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing schildert: "Als wir in der Bundesbank diskutiert haben, wie die neuen Euro-Scheine aussehen sollten, war mir von Anfang bewusst, dass das nur möglich ist, mit Symbolen, die keinen nationalen Charakter aufweisen", erinnert sich Issing.

"Stellen Sie sich vor, die Franzosen hätten darauf bestanden, Napoleon auf einem Geldschein zu haben. Da hätten die Länder, die unter Napoleon gelitten haben, protestiert. Und so gibt es viele Beispiele. Man hat sich dann für Symbole entschieden, völlig neutraler Art: Brücken. Das sollte das Symbol sein: Der Euro baut Brücken in Europa."

Bei der Gestaltung neuer Banknoten wollen Europas Währungshüter nun Brücken zu den Verbraucher*innen bauen. Die EZB werde "mit den europäischen Bürgerinnen und Bürgern in einem Verfahren zusammenarbeiten, das 2024 zu einer endgültigen Entscheidung führen dürfte", teilte die Notenbank in Frankfurt mit. Bis sich die Menschen an erneuerte Euro-Banknoten gewöhnen müssen, wird es allerdings noch dauern. Auch, wenn sich die EZB bis 2024 entscheiden sollte: Überarbeitete Geldscheine kämen erst Jahre später nach umfangreichen Tests unters Volk. Eine logistische Herausforderung ist ein solches Projekt außerdem: Im Oktober 2021 waren nach EZB-Angaben mehr als 27,6 Milliarden Euro-Banknoten im Gesamtwert von gut 1,5 Billionen Euro im Umlauf.