Das deutsche Model Tatjana Patitz ist im Alter von 56 Jahren an Brustkrebs gestorben. Ihre Agentin, Corinne Nicolas, gab die Todesursache am Mittwochnachmittag (Ortszeit) bekannt. Zuvor hatte die Model-Agentur in New York der Deutschen Presse-Agentur den Tod der in Hamburg geborenen Patitz bestätigt. Demnach starb sie am Mittwochmorgen in ihrer kalifornischen Wahlheimat. Sie hinterlässt einen Sohn, ihre Schwester und ihre Eltern, wie es in der Mitteilung heißt. Gemeinsam mit Kolleginnen wie Cindy Crawford und Naomi Campbell gehörte Patitz zu den erfolgreichsten Supermodels der 80er und 90er Jahre.
Kolleginnen wie Claudia Schiffer, Cindy Crawford und Helena Christensen bekundeten am Mittwoch ihre Trauer. "Sie war ein echtes Mitglied der Supermodel-Gang und es ist schwer zu verstehen, dass jemand so jung von uns gegangen ist", schrieb Schiffer (52) auf Instagram. "Es war eine Freude, mit ihr zu arbeiten". Sie seien "Babys in der Modebranche" gewesen und quasi zusammen aufgewachsen, schrieb Crawford (56) zu gemeinsamen Fotos der jungen Models auf Instagram. Patitz sei sensibel, liebenswürdig und neugierig gewesen, mit unvergesslich durchdringenden Augen.
Kolleg*innen gedenken: "Tief traurig"
Christensen (54) erinnerte an Patitz' "göttlichen Geist". Sie hätten viel zusammen gelacht und sich über ihre gemeinsame Liebe zur Natur verbunden gefühlt. Der Tod von Patitz stimme sie "tief traurig", schrieb die Stiftung des Star-Fotografen Peter Lindbergh (1944-2019). Erinnert werden müsse an ihre "Güte, innere Schönheit und herausragende Intelligenz".
Patitz wurde am 25. März 1966 als Tochter einer estnischen Mutter und eines deutschen Vaters in Hamburg geboren und wuchs in Schweden auf. Als Kind war sie leidenschaftliche Reiterin. Anfang der 80er Jahre nahm sie an einem Schönheitswettbewerb in Schweden teil und gewann den dritten Platz. Es dauerte aber dann noch einige Zeit bis ihre Karriere so richtig in Schwung kam - vor allem durch die Bilder von Star-Fotograf Lindbergh. "Die Menschen haben immer zu mir gesagt, dass ich speziell aussehe, dass ich nicht aussehe wie irgendjemand anderes", sagte Patitz einmal der "Vogue". "Und dass ich es deswegen schaffen würde."
Patitz zierte die Titelseiten zahlreicher großer Modemagazine, war im berühmten Musikvideo von George Michael zu dessen Hit "Freedom" zu sehen und wurde vor allem auch durch Bilder von Star-Fotograf Peter Lindbergh bekannt. Sie sei das "eindringlichste der Original-Supermodels" gewesen, schrieb die US-"Vogue". "Tatjana war immer das europäische Symbol von schick - wie Romy Schneider-trifft-Monica Vitti", wurde "Vogue"-Chefin Anna Wintour am Mittwoch in einem Artikel des Magazins zitiert. "Sie war viel weniger sichtbar als ihre Kolleginnen - mysteriöser, erwachsener, unnahbarer - und das hatte seine eigene Anziehungskraft."
Patitz lebte relativ zurückgezogen: Sie legte Wert auf ein "normales" Leben
Als echten Teil der Supermodel-Clique sah sich Patitz aber nie. "Das war nie eine Freundschaft, wir haben zu verschiedene Leben gelebt", sagte das Model einmal der Deutschen Presse-Agentur. Patitz zog an den Strand von Malibu in Kalifornien und bekam auch einige Filmrollen. Immer wieder gab es Spekulationen über Beziehungen mit Hollywood-Stars und Musikern wie Richard Gere, Johnny Depp, Pierce Brosnan oder Seal.
Aus einer vorübergehenden Ehe mit einem Geschäftsmann hatte Patitz einen Sohn namens Jonah, den sie einmal als "Quelle meines Glücks" bezeichnete. Vor allem seinetwegen könne sie sich auch eine Rückkehr nach Deutschland vorstellen, hatte sie vor wenigen Jahren einmal in einem Interview gesagt. "In Europa ist viel mehr Tiefgang zu spüren. Europa empfinde ich als authentischer, das vermisse ich manchmal. Amerikaner sind oberflächlicher."
Meistens aber versuchte Patitz, ihr Privatleben aus der Öffentlichkeit fernzuhalten. "Wenn ich meinen Alltag lebe, bin ich ganz normal", sagte das Model einmal der Deutschen Presse-Agentur. "Wenn Leute mich fragen, was ich mache, sage ich nur, dass ich "in der Modebranche" arbeite. Ich will nicht diese ganze Aufmerksamkeit. Mein Leben ist viel größer. Ich bin nicht meine Karriere. Ich habe das früh bei mir gemerkt, wo die Grenze ist und ich gedacht habe: Ich kann jetzt nicht. Ich bin sehr naturverbunden, kein Stadtmensch. Man muss das abgrenzen können."