Leipziger Kunst in der Mürsbacher Kunstmühle

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Frau im Kittel. Ein Steckperlenbild von Magdalena Drebber Alle Fotos: Rudolf Görtler
Frau im Kittel. Ein Steckperlenbild von Magdalena Drebber Alle Fotos: Rudolf Görtler
Konferenz, Magdalena Drebber
Konferenz, Magdalena Drebber
 
Jürgen Strege
Jürgen Strege
 
 
 
 
 
 
Petra Ottkowski
Petra Ottkowski
 
Martin Kreim
Martin Kreim
 
 
 

In der Mürsbacher Kunstmühle stellen vier hochkarätige Künstler aus Leipzig aus. Ihre Arbeiten sind kaum unter einen Nenner zu subsumieren. Anklänge an die Neue Sachlichkeit sind ebenso zu finden wie originelle Steckperlenbilder.

Viel ist geschrieben, gesprochen und geraunt worden über "Leipziger" bzw. "Neue Leipziger Schule", ein Versuch, an und für sich Inkommensurables unter einem Begriff zu subsumieren. Von Bedeutung wohl vor allem für einen immer verrückter nach Innovationen gierenden Kunstmarkt, der aus marketingtechnischen Gründen Schubladen braucht.
Dennoch verbindet man bedeutende zeitgenössische Kunst mit der Pleiße-Stadt. Nicht allzu oft hat man in der oberfränkischen Provinz Gelegenheit, Arbeiten Leipziger Künstler zu sehen. Das kleine Wunder, Werke der oberen Kunst-Liga aufs flache Land zu holen, hat wieder einmal die Kunstmühle Mürsbach fertiggebracht. Deren Inhaber Carola und Heinz Eller werden freilich bestens beraten von Sohn Thomas.
Und so haben die Ellers vier Künstler aufgetan, die nicht viel mehr miteinander verbindet, als dass sie alle in Leipzig wohnen und arbeiten.
"farbmuster - Kunst aus Leipzig" ist die aktuelle Ausstellung denn auch lakonisch benamst. Wenn man will, könnte man eher subkutane Verbindungen zwischen den Künstlern knüpfen: Studium bei Professoren, die mit der Genese der Leipziger Schulen stets genannt werden: Sighard Gille (Martin Kreim), Arno Rink (Petra Ottkowski); ungefähr vereint sie auch noch das Lebensalter, etwa von Mitte 40 bis Mitte 50.
Und dass sie eher gegenständlich als abstrakt arbeiten. Scheinbar ganz traditionell wie Jürgen Strege, Jahrgang 1956. Den interessiert die Zeitgeschichte, und er malt schon mal das kaiserlich untergegangene Schlachtschiff "Emden" - mit ironischem Unterton nur durch Zitieren heroisch-chauvinistischer Schlachtenmalerei? Oder die Spitzweg-Paraphrasierungen in kleinem Format - Wiederbelebung oder Persiflage? Ganz anders wieder die Stillleben im 30er-Jahre-Stil. Gegenständlich mit leichter Verfremdung, surrealem Unterton.
Mehr als ein Unterton summt in den Arbeiten von Martin Kreim. In seinen Bild-Inszenierungen figurieren tätowierte Frauen, ein Hauch Edward Hopper'scher Entfremdung weht durchs Tableau, düster blickt ein Affe im Vordergrund, Symbol fürs verdrängte Unbewusste wie in Le Fanus Erzählung "Grüner Tee"? Petra Ottkowski spielt mit geometrischen Formen, verschachtelter Zwei- und Dreidimensionalität, man assoziiert Op-Art und konkrete Kunst. Am spektakulärsten sind zweifellos die Arbeiten von Magdalena Drebber. Ausgehend von Fotografien, platziert sie Zehntausende von Steckperlen auf Sperrholz, für die größerformatige "Konferenz" eine Fron von zehn Wochen acht Stunden täglich. Wie bei Gobelinstickerei ergibt sich ein Pixel-Effekt, eine Reduzierung der Farben. Die Interpretation von Hahn, Henne und kindlicher Pumpgun möge sich jeder selbst überlegen. Leipziger Schule ist nur ein Name. Die in Mürsbach ausgestellten Werke sind schön.

Die Ausstellung in der Kunstmühle Mürsbach (Ortsteil von Rattelsdorf), Mühlstr. 8-10, ist zu sehen bis 2. Juni. Geöffnet jeden Sonn- und Feiertag von 14-18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 09533/8153