Zum 250. Geburtstag des fränkischen Genies hat die Bamberger Staatsbibliothek ihre Schatzkammern geöffnet. Zu sehen sind Autographen, vor allem aus dem Briefwechsel mit Emanuel Osmund. Und Bibliophile können in illustrierten Ausgaben schwelgen.
Seine Werke sind keine einfache Lektüre, so wie 200 Jahre keine kleine Weile sind. So viel Zeit trennt uns von Johann Paul Friedrich Richter, dessen runden Geburtstag eine emsige PR in unser aller Bewusstsein drückt. Und dennoch: Wirkten die Romane des einstigen Bestsellerautors zwischen Klassik und Romantik lange Zeit eher subkutan, als ewiger Geheimtipp, für professorale Akribie wie ehrgeizige Leser gleichermaßen willige Beute, haben sie doch fähige Buchillustratoren bis heute beflügelt.
Was in der Bamberger Staatsbibliothek leicht nachzuprüfen ist. Direktor und Kurator Wilhelm Taegert gewährt Einblick in die Jean-Paul-Sammlung seines Hauses, die der weithin bekannten zu E.T.A. Hoffmann kaum nachsteht.
Was sinnvoll ist, denn die beiden waren Zeitgenossen, auf manche Weise miteinander verbunden (und getrennt: "ächten Wahnwitz" bescheinigte der Bayreuther dem Interims-Bamberger in einer Vorrede zur "Unsichtbaren Loge"). Da wäre die Sammlung Apelt, eines der größten Autographen-Konvolute Jean Pauls, mit eigener Geschichte. Bester Freund des Dichters war der jüdische Kaufmann Emanuel Osmund (1766-1842). 1108 Briefe schrieb Jean Paul an Osmund, so fleißig, wie man heute eine SMS tippt. Die Sammlung hat ihr Schicksal: Der Jean-Paul-Sammler Franz Apelt kaufte sie nach einem Hinweis des Jean-Paul-Philologen Eduard Berend einem Urenkel Osmunds ab. Apelt trat 1933 aus der Jean-Paul-Gesellschaft aus, da der Jude Berend hinausgeworfen worden war.
In den 70ern wurde die Sammlung aus der DDR hinausgeschmuggelt und hat nun in der Staatsbibliothek eine sichere Heimstatt gefunden ...
Ein Porträt Jean Pauls (von Friedrich Meier) begrüßt den Besucher, das Umfeld des Wahl-Bayreuthers erhellt sich in zeitgenössischen Stichen und Zeichnungen. Besonderes Augenmerk legt, naturgemäß, die Ausstellung auf das Beziehungsdreieck E.T.A. Hoffmann - Carl Friedrich Kunz - Jean Paul; eine Hoffmann'sche Originalzeichnung von Kunz im Bett gehört dazu nebst der bekannten Vorrede Jean Pauls zu den "Fantasiestücken".
Der größere Teil der Ausstellung ist wieder einmal, wie sollte es anders sein, ein Paradies für Bibliophile. Namen wie Fritz Fischer, Uwe Bremer, Alfred Kubin lassen den Liebhaber der Buchillustration aufhorchen und vor den Schaukästen schwelgen.
Dem Gott der Buchliebhaber sei Dank interessiert der Kauz aus dem Fichtelgebirge auch noch lebende Künstler wie Michael Knobel oder Stefan Klenner-Otto. Tipp für Jean-Paul- und Buchkunst-Anfänger: Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch mit Bildern von Dieter Kliesch, Büchergilde Gutenberg 1995. Wohlfeil, antiquarisch leicht zu erhalten. Kritisch, satirisch, revolutionär.
Die Ausstellung "Jean Paul zum 250. Geburtstag. Autographen, bibliophile Drucke, Illustrationen" ist bis 13. Juli in der Staatsbibliothek Bamberg, Domplatz, bei freiem Eintritt zu sehen (Mo.-Fr. von 9 bis 17 Uhr, Sa. von 9 bis 12 Uhr, sonn- und feiertags geschlossen). Digital sind die Briefe Jean Pauls an Emanuel Osmund über www.bamberger-schaetze.de zugänglich.