Update vom 16.03.2023: Modekette Aachener will wohl mehrere Galeria-Filialen weiterführen
Lange wurde über die Zukunft der einzelnen Galeria-Filialen spekuliert, seitdem das Unternehmen offiziell Insolvenz angemeldet hatte. In dieser Woche wurde bekannt, welche Standorte nun wirklich schließen müssen, auch mehrere Läden aus Franken sind darunter. Nun hat sich aber ein Investor gemeldet, der Interesse an mehreren Filialen zeigen soll. Es ist aber nicht das erste Mal, dass sich Friedrich-Wilhelm Göbel als möglicher Retter ins Spiel bringt.
Der Modemanager plane nämlich, mehrere Standorte von Galeria Karstadt Kaufhof, die eigentlich schließen sollen, zu Filialen seiner eigenen Modehandelskette Aachener zu machen. Es gebe momentan zwar keine vertragliche Regelung mit Galeria, aber beidseitig unterschriebene Verträge mit Vermietern, sagte Göbel am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Diese greifen demnach, sobald eine Kündigung von Galeria eingeht - was bislang aber noch nicht passiert sei.
Doch was soll mit dem Personal passieren? Laut Göbel solle allen betroffenen Mitarbeitern ein Angebot gemacht werden, bei Aachener zu arbeiten. "Ohne Ausnahme", betonte der Dortmunder. Zuvor hatten das Magazin Textilwirtschaft sowie die Lebensmittelzeitung über den Investor berichtet. Von Galeria selbst heißt es dazu nur, dass es bisher keine fixe Einigung zwischen Interessenten und Galeria zur Übernahme von Filialen gebe, wie ein Sprecher des Unternehmens ausrichtete. "Mögliche Anschluss-Mietverträge sind Sache zwischen den Vermietern und möglichen Nachmietern. Hierzu kann sich Galeria nicht äußern."
Der Gesamtbetriebsrat von Galeria Karstadt Kaufhof hatte am Montag (13. März 2023) mitgeteilt, dass von deutschlandweit 129 Warenhäusern 52 Filialen schließen sollen. Bei der Frage, wie viele davon Aachener übernehmen wolle, bleibt Göbel allerdings noch schwammig: "Ich glaube, es werden zehn. Es könnten auch 25 werden." In welchen Regionen sich die betroffenen Filialen befinden, an denen er Interesse zeigt, ist ebenfalls noch unbekannt.
Die Flächen sollen laut Göbel "im Großen und Ganzen" weiterbetrieben werden. Bei Aachener werden heute neben Mode auch Handtaschen oder Schmuck angeboten, in den neuen Filialen sollen zudem weiter Spielwaren, Schreibwaren, Heimtextilien oder Haushaltswaren verkauft werden. Einzelne Inhalte von Galeria wolle man aber nicht mehr führen, etwa Elektrogroßgeräte oder Süßwaren. Gastronomie und Lebensmittel wolle man weiterführen, "aber nicht selber, sondern mit Partnern", sagte er. Was man heute nicht mehr so machen würde, "das machen wir auch einfach nicht mehr", sagte Göbel.
Aachener betreibt bislang sieben Filialen in Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein. Göbel war vorher Chef der Modekette Sinn, die er gemeinsam mit seiner ehemaligen Ehefrau betrieb. Nach der Scheidung wurde er aber entlassen.
Originalmeldung vom 18.01.2023: Umstrittener Investor könnte Galeria übernehmen
Bei der vor großen Einschnitten stehenden Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof haben mittlerweile "mehrere Bieter" Interesse an der Übernahme von Geschäften geäußert. "Aufgrund der laufenden Gespräche mit Vermietern und möglichen Erwerbern steht zum jetzigen Zeitpunkt nicht fest, welche Filialen weiterbetrieben oder geschlossen werden", teilte Deutschlands letzte große Warenhauskette am Dienstag (17. Januar 2023) mit. Zu den Interessenten machte das Unternehmen keine Angaben - allerdings soll sich darunter auch ein umstrittener Investor befinden.
Zukunft von Galeria Karstadt Kaufhof: Aachener liefert Statement
Doch hat die Dortmunder Modehandelskette Aachener bereits berichtet, dass sie mit der Warenhauskette Gespräche über die Übernahme "einer größeren Zahl von Galeria-Standorten" führe. "Sollte es zu Übernahmen kommen, wird allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der betroffenen Filialen das Angebot gemacht, den Arbeitsplatz zu behalten", kündigte die Kette an. Zur Frage, welche Standorte für sie infrage kommen, äußerte sich Aachener nicht.
Die Modekette Aachener gibt es erst seit Anfang 2022. Sie betreibt nach Angaben des Branchenfachblatts Textilwirtschaft bisher bundesweit sieben Standorte, darunter auch frühere Galeria-Filialen in Flensburg, Brühl und Göppingen. Die Kette will in Zukunft durch die Übernahme bestehender Textilhändler und -häuser wachsen. Bisher konzentriert sich Aachener auf die Bereiche Textilien, Accessoires und Schuhe und bewegt sich dabei nach eigenen Angaben "im gehobenen Preissegment". Mit der Übernahme von Galeria-Standorten soll das Konzept aber um weitere Sortimentsbestandteile erweitert werden.
Interessant ist aber auch, wer hinter dem Angebot steckt: Friedrich-Wilhelm Göbel ist Geschäftsführer des Modeshauses Aachener und kein unbeschriebenes Blatt in der Modebranche. Auslöser für die Aachener-Gründung soll die Scheidung von seiner Frau Isabelle Göbel gewesen sein. Zuvor war der Dortmunder nämlich Eigentümer der Mode-Kaufhauskette Sinn GmbH, zuvor "Sinn Leffers", wurde aber nach der Trennung von seiner Ex-Frau entlassen. Sinn Leffers hatte aber bereits selbst mit Insolvenzverfahren zu kämpfen.
Friedrich-Wilhelm Göbel als möglicher Galeria-Käufer
Friedrich-Wilhelm Göbel wurden in der Vergangenheit zudem Steuerhinterziehung sowie Insolvenzverschleppung vorgeworfen. Die Meinungen über ihn gehen durchaus auseinander: Er gilt in der Branche als unkonventionell, umstritten, aber auch als verlässlich. Zuvor hatte ein weiterer Interessent sein Angebot überraschend wieder zurückgezogen.
Galeria Karstadt Kaufhof hatte Ende Oktober vergangenen Jahres zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutzschirmverfahren gesucht. Galeria-Chef Miguel Müllenbach sagte damals, das zuletzt noch 131 Warenhäuser umfassende Filialnetz müsse im Zuge des Schutzschirmverfahrens "um mindestens ein Drittel reduziert werden". Damit stünden mindestens 40 Warenhäuser zur Disposition. Doch ist zu hören, dass es auch doppelt so viele Häuser treffen könnte. Galeria selbst betonte allerdings, dass die Zahl der Filialen, die im Fokus der Prüfung einer Schließung standen, zuletzt deutlich reduziert werden konnte - ohne allerdings weitere Details zu nennen.
Das Galeria-Management und der Gesamtbetriebsrat einigten sich nach Angaben der Warenhauskette mittlerweile in den Verhandlungen zu einem Interessenausgleich und Sozialplan auf erste Eckpunkte.
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th/dpa