An zwei Tagen gastiert das Wiener Pygmalion Theater in Bamberg. Das Singspiel "The Play Of Songs" widmet sich dem Exzentriker Friedensreich Hundertwasser. Komponist Roland Baumgartner will mit seinem Werk dessen Ideen verbreiten.
Er verfasste ein "Verschimmelungsmanifest gegen den Rationalismus in der Architektur". Er hielt splitternackt eine "Rede für das Anrecht auf die dritte Haut". Er plädierte im ZDF für Dachbegrünung. Er ist in Neuseeland unter einem Baum begraben, damit die Lebensenergie zurück zur Natur fließen kann.
Zu Lebzeiten wurde Friedensreich Hundertwasser oft als spinnerter Künstler belächelt, verharmlost, diffamiert und gehasst. Man bedenke: Er trat im "bösen Wien der Sechziger" (so ein Buchtitel) als einer der Künstler auf, die sich gegen erstickenden Konformismus und provinziellen Mief wehrten. Später durfte er für seine Heimatstadt eine Wohnanlage entwerfen, es gibt eine permanente Ausstellung seiner Werke dort, und er dürfte ob seiner Farborgien, seiner ornamentalen Verschnörkelungen einer der bekanntesten Künstler überhaupt sein: Friedensreich Hundertwasser (1928-2000).
Auf tritt Roland Baumgartner. Der 58-jährige Österreicher ist ein mit allen musikalischen Wassern gewaschener Komponist, studierter Musiker, der u. a. bei Leonard Bernstein sein Handwerk gelernt hat. Der Allrounder schreckt nicht vor von manchen verachteten Niederungen seines Metiers zurück und hat Filmmusik komponiert für TV-Serien wie "Mit Leib und Seele" und "Tatort". Jugendsünden, sagt er heute selbstironisch. Aber auch eine "Missa Pacis" zum 200. Geburtstag der amerikanischen Verfassung ersann er, eine Hollywood-Symphonie, ein Sissi-Musical und Opern, deren eine über E.T.A. Hoffmann in Hof und Bamberg zu sehen war.
Mit den Ideen Hundertwassers sympathisiert der Komponist, der sich jedoch als unpolitisch einschätzt. Im parteipolitischen Sinn. Ansonsten ist der offene und optimistische Mann wohl als Ökopazifist einzuschätzen, eine auch schon wieder leicht antiquiert wirkende Zuschreibung. Auf den bildenden Künstler bzw. die Idee, dessen Vorstellungen zu vertonen, hat den Komponisten die Bekanntschaft zum Mitbegründer von Greenpeace, David McTaggert, gebracht.
"Es geht um die Rettung"
Temperamentvoll huldigt Baumgartner dem Hundertwasser, der seine Ideen "lustvoll dargestellt" habe zu einer Zeit, als noch kein Mensch den Begriff Ökologie gekannt habe. Der moderne Krieg sei einer gegen den Planeten, so der Komponist, der mit seinen Mitteln helfen möchte, diesen Krieg zu beenden. Eins dieser Mittel ist nun das Musical "Hundertwasser - The Play Of Songs", das am Wiener Pygmalion Theater uraufgeführt worden ist.
Unter der Regie von Geirun Tino tourt das 13-köpfige Ensemble durch die Lande, in Bamberg allerdings nur mit Playback-Hintergrund. Dafür verspricht Baumgartner ein "sehr interessantes" Bühnenbild und Interaktionen der gelernten Opernsänger mit dem Publikum. Es sei eigentlich ein Singspiel, präzisiert Baumgartner.
Gezeigt wird eine in Visionen des Künstlers gebettete Hundertwasser-Biografie. "Es geht um die Rettung", beschreibt der Komponist den Inhalt des Öko-Singspiels. Mozart, Johann Strauß und die Friedensaktivistin Bertha von Suttner treten auf. Musikalisch setzt der Komponist auf Rhythmik ("Die eigentliche musikalische Erneuerung im 20. Jahrhundert"), auch auf ohrwurmtaugliche Melodien: "Ich möchte die Menschen nicht depressiv entlassen."
"Hundertwasser - The Play Of Songs" von Roland Baumgartner, ein Multimedia-Musical, wird am 23. und 24. April im Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theater jew. um 20 Uhr gegeben. Karten unter Tel. 0951/873030, E-Mail:
kasse.theater@stadt.bamberg.de