Nach zweimaliger Verschiebung hat das Offenburger Landgericht die Zivilklage des früheren Tennisstars Boris Becker gegen den TV-Komiker Oliver Pocher verhandelt. Nach rund zwei Stunden Verhandlung wurde aber schon wieder unterbrochen. Bei dem Streit geht es um einen Fernsehbeitrag aus der RTL-Sendung "Pocher - gefährlich ehrlich". (Az.: 2 O 20/21)
Weder Pocher (44) noch Becker (54) mussten vor Gericht im badischen Offenburg (Ortenaukreis) erscheinen. Für Becker auch schwer, denn er sitzt derzeit wegen Insolvenzverschleppung in einem britischen Gefängnis. Bald könnte er aber schon frei kommen. Die mehr oder weniger vollen Terminkalender der beiden Promis hätten das Verfahren jedenfalls noch mehr in die Länge ziehen können. Verhandlungstermine im Mai und Juli waren geplatzt, weil Verfahrensbeteiligte erkrankt waren, und jetzt auch noch die Unterbrechung. Wie eine Sprecherin des Landgerichts der dpa sagte, berät das Gericht nun über das weitere Vorgehen. Ob noch am Dienstag (15. November 2022) eine Entscheidung fällt, blieb offen.
Boris Becker verklagt Oliver Pocher: Falscher Modepreis mit versteckten Spenden
In dem umstrittenen TV-Beitrag wurde unter dem Slogan "Make Boris rich again" ein Spendenaufruf gestartet. Nach Gerichtsangaben ist zu sehen, dass Becker das Geld auch bekam - aber ohne davon zu wissen. Das Geld war in einen vermeintlichen Modepreis eingearbeitet, der Becker in der Sendung verliehen wurde. Laut Gericht dachte Becker, dass es sich um einen echten Modepreis handelte.
"Dass der Preis nur zu dem Zweck geschaffen und an den Kläger verliehen wurde, um ihm - versteckt in der Preistrophäe - den eingesammelten Bargeldbetrag zukommen zu lassen, wusste der Kläger nicht", hatte eine Gerichtssprecherin erläutert. Becker verlangt nach den Worten seines Offenburger Anwalts Samy Hammad, dass der Beitrag nicht mehr gesendet und im Internet gelöscht wird. Hammad beantragte in der Verhandlung, ihm eine mehrwöchige Frist für eine neue Stellungnahme einzuräumen. Denn das Gericht hatte mehrere rechtliche Probleme genannt, die unter anderem die Zulässigkeit der Klage betreffen. Die Klage gegen Pocher könnte also noch immer abgewiesen werden.
In einem anderen Fall ist der Komiker auch bald vor Gericht - diesmal als Kläger. Nach der Attacke auf Pocher am Rande eines Boxkampfes in Dortmund soll es am 31. März 2023 zu einem Prozess kommen. Angeklagt wegen vorsätzlicher Körperverletzung ist der Rapper Fat Comedy. Nach Angaben des Amtsgerichts Dortmund ist Pocher als Zeuge geladen, anders als im Becker-Fall wird er also tatsächlich vor Gericht erscheinen. Zuvor hatten die "Ruhr Nachrichten" über den Prozess-Termin berichtet.
Nächster Pocher-Prozess: Fat Comedy wegen Angriff bei Boxkampf angeklagt
Pocher war von dem Mann im März dieses Jahres bei einem Boxkampf von Felix Sturm in der Dortmunder Westfalenhalle angegriffen worden. Dort hatte Pocher in der ersten Reihe gesessen. Auf Videos ist zu sehen, wie der Angreifer - eine Social-Media-Persönlichkeit - ihm ohne Warnung ins Gesicht schlägt.
Laut Anklage wird Fat Comedy ein kräftiger Schlag gegen den Kopf vorgeworfen, der starke Schmerzen, eine Ohrschädigung, Höreinschränkungen und Gleichgewichtsstörungen ausgelöst haben soll. Über seinen Anwalt hatte der Rapper mitteilen lassen, dass er die Tat heute sehr bereue.