Er entwaffnete Polizisten und flüchtete vor den Verfolgern: Der 31-Jährige, der Polizisten am Sonntagmorgen (12. Juli 2020) in Oppenau im Schwarzwald bedroht und ihnen ihre Waffen abgenommen hat, wurde nach tagelanger Flucht gefasst. Er verschwand bewaffnet in einen Wald und wurde seither mit einem Großaufgebot gesucht, wie die Polizei mitteilte.

Der "Schwarzwald-Rambo" ist mehrfach vorbestraft und lebte wohl zuletzt im Wald, wohin er vor seinem Verschwinden flüchtete. Nach seiner Festnahme am Freitag soll der 31-Jährige psychiatrisch begutachtet werden. Dies sei wegen des "Schwergewichts der Tat" notwendig, heißt es seitens der Staatsanwaltschaft.

Update vom 18.07.2020, 06.00 Uhr: "Schwarzwald-Rambo" wird Haftrichter vorgeführt

An diesem Samstag soll der 31-Jährige aus Oppenau dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Dieser solle ihm den Haftbefehl eröffnen, hatte der Oberstaatsanwalt Herwig Schäfer am Freitag kurz nach Festnahme des Mannes gesagt. Dem "Schwarzwald-Rambo" wird schwere räuberische Erpressung vorgeworfen. 

Die Ermittlungen werden nun in zwei Richtungen fortgeführt, wie Oberstaatsanwalt Schäfer sagte. Eine Frage sei was sich bei der Festnahme abgespielt habe: Laut Einsatzleiter Jürgen Rieger war noch unklar, ob sich der Mann "leicht gewehrt hat oder aktiven Widerstand geleistet hat." Zudem wird weiter das private Umfeld des Mannes untersucht - "um welche Persönlichkeit handelt es sich?", sagte Schäfer. Zudem wird der Mensch von einem Psychiater begutachtet und auf "Substanzen, Medikamente oder Rauschmittel" untersucht.

Nach tagelanger Suche war der 31-Jährige nach einem Hinweis von Zeugen am Freitag gefunden worden. Laut Rieger saß er im Gebüsch. Vor sich habe er sichtbar vier Pistolen hingelegt, ein Beil habe auf seinem Schoß gelegen und er habe einen Brief dabei gehabt. Die Polizei sprach kurz nach der Festnahme von einer Art "Abschiedsbrief" - das Schriftstück müsse aber noch genau untersucht werden.

Neben den vier Dienstwaffen der Polizei fanden die Beamten noch eine weitere Pistole. Da die Untersuchung dieser Waffe noch laufe, machte Rieger keine Angaben zu Art und Gefährlichkeit der Waffe.

Update vom 17.07.2020, 21.10 Uhr: Immer mehr Details werden bekannt

Nach einem Zeugenhinweis fanden die Ermittler den "Schwarzwald-Rambo", wie er von mehreren Medien betitelt wurde, in einem Gebüsch sitzend. Vor ihm ausgebreitet lagen gut sichtbar mehrere Schusswaffen, wie am Freitag auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben wurde. Zudem hatte der 31 Jahre alte Mann ein Beil auf seinem Schoß und einen Brief dabei. Bei der Festnahme wird er leicht verletzt, ebenso wie ein SEK-Beamter. Der genaue Ablauf müsse noch geklärt werden - ob sich der 31-Jährige "leicht gewehrt hat oder aktiven Widerstand geleistet hat", sagte Einsatzleiter Jürgen Rieger auf einer Pressekonferenz am Freitagabend. 

Der Mann ist mehrfach vorbestraft - unter anderem, weil er mit einer Sportarmbrust auf eine Frau geschossen und diese schwer verletzt hatte. Außerdem war er laut der Offenburger Staatsanwaltschaft als Jugendlicher unter anderem wegen Volksverhetzung verurteilt worden. Er habe mit 15 Jahren das Schild eines Jugendwerks durch Entfernen und Hinzufügen von Buchstaben so verändert, dass die Aufschrift die Worte "Juden weg" enthielt.

An diesem Samstag (18. Juli 2020) soll der Mann einem Haftrichter vorgeführt werden. Die Ermittler wollen außerdem mehr über den Mann und seine Beweggründe erfahren. Ein Psychiater soll den 31-Jährigen begutachten. Dies sei wegen des "Schwergewichts der Tat" und der Vorgeschichte des Mannes nötig, sagt Oberstaatsanwalt Herwig Schäfer am Freitag. Zudem werde bei ihm eine Blutprobe entnommen, um zu prüfen, ob der Mann "Substanzen, Medikamente oder Rauschmittel" eingenommen hatte.

Update vom 17.07.2929, 18.05 Uhr: "Schwarzwald-Rambo" gefasst

Die Suche ist vorbei. Der Mann, ein Waffennarr, ein Waldläufer, wie ihn die Ermittler nennen, ist gefasst. Tagelang war der 31-Jährige im Schwarzwald bei Oppenau auf der Flucht vor der Polizei. Vor Hubschraubern mit Wärmebildkameras, Spezialkräften, Suchhunden. Der Mann hatte vier Polizisten bei einer Kontrolle in einer Gartenhütte bedroht, die er illegal genutzt hatte. Er nahm ihnen die Dienstwaffen ab und verschwand im Wald. Spurlos. Jetzt hat die Polizei ihn gefasst, wie die Ermittler am Freitagabend mitteilen. Fünf Schusswaffen wurden dabei sichergestellt. Am Samstag soll dem Mann der bestehende Haftbefehl eröffnet werden. 

Für den beschaulichen Ort Oppenau endet damit eine nervenaufreibende Woche. «Ich bin einfach nur froh, dass der Alptraum für unseren Ort ein Ende gefunden hat», sagt Bürgermeister Uwe Gaiser der dpa, kurz nachdem die Polizei die Öffentlichkeit über die vorläufige Festnahme des 31-Jährigen informiert hat. Viel mehr weiß Gaiser über die Umstände da selbst noch nicht.

Es ist ein Fall, der seit Tagen die Schlagzeilen bestimmt. Während der Mann spurlos verschwunden scheint, werden mehr und mehr Details über den Vorfall am Sonntagmorgen und den Flüchtigen bekannt. Der 31-Jährige ohne festen Wohnsitz, vorbestraft, hatte sich ohne Erlaubnis in der Gartenhütte häuslich eingerichtet - der Besitzer rief die Polizei. Vier Beamte rückten daraufhin am Sonntagmorgen für eine Kontrolle zu der Hütte aus.

31-Jähriger entwaffnet Polizisten

Was dort geschah, schildern die Ermittler zwei Tage nach dem Vorfall bei einer Pressekonferenz. Der 31-Jährige habe beim Eintreffen der Beamten hinter einem Tisch gesessen und einen entspannten Eindruck gemacht. In der Hütte befinden sich auch Pfeil und Bogen sowie Munition. Die Situation eskaliert, als die Polizisten ihn auffordern, die Hütte zu verlassen, und ihn durchsuchen wollen. Da habe der Mann plötzlich eine Schusswaffe gezogen und diese auf einen der Beamten gerichtet.

Er fordert die Einsatzkräfte auf, ihre Waffen auf den Boden zu legen, nimmt sie an sich und flieht. Der Ablauf wirft zunächst Fragen auf. Wie können sich die ausgebildeten Polizisten von dem Mann so entwaffnen lassen? Der Offenburger Polizeipräsident Reinhard Renter hat darauf eine klare Antwort. Die Lage sei zumindest für einen Kollegen lebensbedrohlich gewesen, sagt er. Nur durch das besonnene Verhalten der Polizisten habe es keine Verletzten gegeben. Sie hätten alles richtig gemacht.

Hunderte Polizisten durchkämmen danach tagelang die Region um Oppenau, Hubschrauber mit Wärmebildkameras sind im Einsatz, Spezialkräfte, Polizeipsychologen. Noch am Freitagnachmittag appelliert Polizeipräsident Renter schließlich an den 31-Jährigen: «Nehmen Sie Kontakt zu uns auf.» Das könne auch über Freunde oder Familie geschehen. «Das ist ein Weg, gesund für alle herauszukommen.» Nur wenige Stunden später dann die Nachricht: Die Polizei hat den 31-Jährigen vorläufig festgenommen.

Update vom 16.07.2020, 11.00 Uhr: Über 270 Hinweise - Polizei durchkämmt Höhlen, Bunker und verlassene Gebäude

Die Polizei kann trotz zahlreicher Hinweise zu dem gesuchten 31-jährigen "Schwarzwald-Rambo" noch keinen Erfolg vermelden. Weiterhin fehlt von dem mehrfach vorbestraften Waffennarr jede Spur. Mittlerweile gingen die Ermittler über 270 Hinweisen über potentielle Unterschlüpfe oder Sichtungen des Tatverdächtigen nach. So wurden bereits verschiedene Höhlen, alte Bunkeranlagen und verlassene Gebäude durchsucht rund um Oppenau durchsucht, meldet die Polizei.  Von dem Tatverdächtigen fehlt jedoch bislang noch immer jede Spur.

In Oppenau sind auch die kommenden Tage kontinuierlich Beamte im Rahmen der Präventionsarbeit im Einsatz, die den  Bürgern Verhaltensempfehlungen zur Hand geben. Die Polizei warnt ausdrücklich vor dem Mann: Er gilt als gewalttätig und ist mit mehreren Schusswaffen bewaffnet. Die Menschen in der Region werden angehalten, Waldgebiete zu meiden und verschiebbare Tätigkeiten im Freien - wenn möglich - zu unterlassen. Außerdem sollen in dem Gebiet keine Anhalter mitgenommen werden.

In diesem Zusammenhang weist die Polizei noch einmal auf das eingerichtete Hinweistelefon hin: Beamte nehmen unter den Telefonnummern: 0781 / 21-3333 und 0781 / 21-3334 Anrufe aus der Bevölkerung entgegen.

Update vom 14.07.2020, 15 Uhr: Gesuchter Mann ist "Waffennarr"

Der gesuchte 31-Jährige aus Oppenau ist nach Worten von Oberstaatsanwalt Herwig Schäfer "als Waffennarr einzustufen". Der Mann habe eine "große Affinität zu Waffen", sagte Schäfer am Dienstag (14. Juli 2020). Er sei aber nie in einem Schützenverein gewesen. Bereits 2010 sei es ihm untersagt worden, Waffen und Munition zu besitzen.

Der 31-jährige Deutsche sei bereits in jungen Jahren strafrechtlich in Erscheinung getreten. Er sehe sich als "Waldläufer", der sich gut in der Natur auskenne und dort allein zurecht komme. Er habe im Herbst seine Wohnung in Oppenau verloren und sei seitdem ohne festen Wohnsitz. Einen Beruf habe er gelernt, sei aber zuletzt arbeitslos gewesen.

Was die Suchmaßnahmen angeht, rechnen die Ermittler mit einer längeren Suche. "Wir werden nicht nachlassen", sagte der Offenburger Polizeipräsident Reinhard Renter am Dienstag in Oppenau. "Wir haben einen langen Atem." Aktuell seien rund 200 Polizisten im Einsatz. Am Montag hätten bis zu 440 Beamte, darunter Spezialkräfte, das unwegsame und steile Waldgelände im Ortenaukreis umstellt und durchsucht sowie das Städtchen Oppenau gesichert. Der vorbestrafte Mann war am Sonntag nach einer Polizeikontrolle in den Wald geflohen. Zuvor hatte er vier Polizeibeamte, die ihn in einer Hütte am Waldrand aufgesucht hatten, unvermittelt mit gezückter Waffe bedroht und ihnen die Dienstwaffen abgenommen. Seither ist der 31-Jährige verschwunden.

Update vom 14.07.2020, 10.30 Uhr: 31-Jähriger mehrfach vorbestraft

Wie die Bild-Zeitung berichtet, soll der Mann mehrfach vorbestraft sein. Der 31-Jährige hat bereits zahlreiche Einträge im Strafregister - unter anderem wegen Kinderpornografie, einem Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz, Diebstahl und einem Totschlagsdelikt. Im Jahr 2010 soll der Mann mit einer Sportarmbrust auf seine Ex-Freundin geschossen haben. 

Auch am Dienstag (14. Juli 2020) geht die große Suche nach dem Mann weiter. Ein Großaufgebot an Einsatzkräften durchkämmt weiterhin die Gegenden. Mehrere Hundert Polizisten sind im Einsatz. Ebenso Polizeihubschrauber und Hundeführer. 

In der Nacht zum Dienstag überprüften die Ermittler nach Zeugenhinweisen ein Objekt im Raum Offenburg. Noch ist unklar, um welches Gebäude es sich handelt. Gefunden wurde der 31-Jährige dort nicht. 

Die Meldung vom 13.07.2020: Bewaffneter Mann auf der Flucht

Neben Spezialkräften waren auch am Sonntag schon Hubschrauber im Einsatz. Die Polizei sperrte Straßen. «Bleiben Sie möglichst zu Hause und nehmen Sie keine Anhalter mit», sagte eine Polizeisprecherin am Montagmorgen. Es könne nicht genau beurteilt werden, welche Gefahr von dem Mann ausgeht, hieß es. Die Suche ging der Polizei zufolge auch am Montag weiter.

Der 31 Jahre alte Deutsche, der wahrscheinlich Tarnkleidung trägt, hat den Angaben zufolge keinen festen Wohnsitz. Er sei schon mehrfach mit der Polizei in Konflikt geraten, unter anderem wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz. Die Polizei veröffentlichte eine Öffentlichkeitsfahndung mit einem Foto des Gesuchten. Am Montagmorgen könne es im Zuge der Fahndung zu Einschränkungen im Straßenverkehr kommen, hieß es bereits am Sonntag.

Der Polizei war am Sonntagvormittag gemeldet worden, dass sich an einer Hütte ein verdächtiger Mann aufhalte. Als vier Beamte ihn dort antrafen, stellten sie den Angaben zufolge fest, dass er mit Pfeilen und Bogen, einem Messer und einer Pistole bewaffnet war. Er soll sich zunächst kooperativ gezeigt haben.

"Plötzlich und für die Beamten völlig unvermittelt zog er eine Schusswaffe und bedrohte die Ermittler, so dass diesen keine Zeit blieb, auf die gefährliche Situation zu reagieren", teilte die Polizei am späten Sonntagabend mit. Dann soll der Mann sie massiv bedroht und aufgefordert haben, ihre Pistolen abzulegen. Anschließend ergriff er die Flucht, "vermutlich mit den Dienstwaffen", wie es hieß. Verletzt wurde keiner der Polizisten.