Adem Karagöz wollte ganz groß landen mit seinem Airline-Geschäft. Er könne es besser, sagte er Mitte Januar gegenüber sämtlichen Medien - vor allem als die Lufthansa. Bis Ende des Jahres sollten seine zwölf Embearer-Maschinen der Bavarian Airlines in Richtung London, Mailand oder New York abheben. "Wir möchten ein neues Produkt auf den Markt bringen, das es in Deutschland so noch nicht gibt. Wir möchten das vergleichbar machen mit den Domestic First Class in den USA. Das bedeutet, wir möchten besseren Service anbieten", so der vermeintlich 18-jährige Unternehmensgründer.  

Nun stellte sich wohl heraus: Alles war nur geflunkert - und zahlreiche Geschäftspartner wurden mutmaßlich um ihre investierten Millionen gebracht. Das legen Recherchen des Portals Gründerszene und des Luftfahrt-Podcasters Sebastian Steinbach nahe, die vergangene Woche veröffentlicht wurden. Das Pikante dabei: Karagöz soll nicht nur bei allen geschäftlichen Angelegenheiten gelogen haben, sondern auch bei seinem Alter. Denn die Recherche legt nahe: Das junge "Unternehmer-Wunder" ist sogar noch jünger - und zwar zarte 15 Jahre.

18-Jähriger gründet Premium-Airline - alles nur gelogen?

Er habe sich ein Fernseh-Interview mit Karagöz angeschaut und "innerhalb der ersten Sekunden dieses Videos bemerkt, dass das nicht passen kann", erläuterte der Podcaster und Branchenexperte Sebastian Steinbach unlängst in der Prosieben-Sendung "Zervakis und Opdenhövel". Und beim Nachbohren wurde ihm klar: Bei den Bavarian Airline stimmt rein gar nichts. Der Podcaster stieß auf ein Geflecht aus Scheinfirmen - und mit einer sollte Karagöz sogar Satelliten ins All schießen. All das begleitet von einem regelrechten Jetset-Leben mit Luxushotels, Prestige-Tagungen und vielem mehr.

Unterstützung bekam Steinbach aus dem Innersten des Sumpfes um Karagöz. Denn ihm vertraute sich der Investor Michael Lampel an. Er war laut Gründerszene misstrauisch geworden, da sich die Ausgaben häuften, es aber keinerlei Fortschritte bei der Gründung der Airline gab. Gegenüber der Bild Zeitung erläuterte der Investor, welcher Schaden ihm und weiteren Betroffenen entstanden ist: "Herr Karagöz schuldet mir und anderen Unternehmen sowie dem Luftfahrtbundesamt rund 500.000 Euro. Anfangs habe ich für ihn und seine Geschäftspartner Flüge und Hotels gebucht und bezahlt. Die Firma hatte ja noch kein Bankkonto." Nun hat Lampel Strafanzeige gegen Karagöz gestellt.

Andere Unternehmen sind laut Gründerszene unter anderem ein Frankfurter Immobilienhändler oder eine maltesische Fluggesellschaft, mit der es einen sogenannten ACMI-Vertrag geben sollte. Dabei hätte die Airline ihre Flugzeuge mit dem Logo und Anstrich der Bavarian Airlines fliegen lassen. Somit hätte Karagöz selbst keine Zertifikate gebraucht.

Geflecht aus Scheinfirmen - Investoren und Partner fühlen sich betrogen

Die pikanteste Enthüllung dürfte jedoch das Alter von Adem Karagöz betreffen. Denn er soll nicht 18, sondern gerade erst 15 sein. Steinbach war nämlich auf Veröffentlichungen des Taekwondo-Klubs gestoßen, die die Minderjährigkeit von Karagöz bestätigen. Gemeinsam mit Lampel soll dann der Beweis gelungen sein, wie der Investor gegenüber der Bild berichtet: "Herr Karagöz ist gesichert 15. Das hat man uns in seinem ehemaligen Taekwondo-Club versichert. Mir wurden seine Ausweise – ein falscher von den Vereinten Nationen und der richtige aus der Türkei – von einem Geschäftspartner zugesandt. Laut seinem Geburtsdatum auf dem türkischen Ausweis ist er 15 Jahre alt." Bei einem aufgezeichneten Gespräch mit Lampel in einem Berliner Hotel soll Karagöz dann auch noch seine Alters-Lüge eingestanden haben.

Für Medien war Adem Karagöz nicht mehr zu erreichen. Nur gegenüber Gründerszene äußerte sich der vermeintliche Airline-Chef dennoch zu den Vorwürfen, die er vehement zurückwies. Rechnungen und Raten seien immer bezahlt worden, und seinen Ausweis habe er niemandem gezeigt, so Karagöz. Und die Gründung der Bavarian Airlines sei auch noch in vollem Gange. 

Eine Frage bleibt aber laut Steinbach noch offen: Hat Karagöz alleine gehandelt oder gibt es Hinterleute? Immerhin ist ein Mit-CEO der Bavarian Airlines bekannt, der zuvor in Österreich in der Juweliers-Branche unterwegs gewesen sein soll. Aber auch der scheint nicht auffindbar zu sein. Sebastian Steinbach hat eine Vermutung: "Es handelt sich um ein Netzwerk von Leuten, die gezielt von Karagöz rekrutiert worden sind", sagte er gegenüber Prosieben. Inwieweit wer was von der Schwindelei wusste und wer selbst Opfer des Betrugs wurde, das ist jedoch nicht klar.